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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

Volksabstimmungen in Ungarn: Instrumentalisierung der direkten Demokratie durch die (Regierungs-)Parteien in einem zunehmend illiberalen Umfeld

verfasst von : Zoltán Tibor Pállinger

Erschienen in: Das politische System Ungarns

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht, inwieweit sich ein zunehmend illiberales Umfeld in Ungarn auf die Ausgestaltung und Praxis der direkten Demokratie auf nationaler Ebene auswirkte. Die ersten nationalen Volksabstimmungen nach 1989 waren im Kontext der demokratischen Transition wichtig, markierten jedoch auch den Beginn der andauernden Spaltung der politischen Kräfte. Im Überblick über die nachfolgenden Initiativen für Volksabstimmungen wird belegt, dass sie sowohl von der jeweiligen parlamentarischen Mehrheit als auch von der Opposition als Instrument zur politischen Einflussnahme in einem zunehmend majoritär geprägten parlamentarischen System genutzt wurden. Unter der Regierung Orbán wurden „Nationale Konsultationen“ eingeführt, aber Volksabstimmungen erschwert und teilweise verhindert. Insgesamt belegt der Beitrag, dass die Elemente der direkten Demokratie von (regierenden) Parteien vorwiegend zur Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft und zur Stärkung von politischen Positionen genutzt werden. Er zeigt auch, dass sich dieser Trend unter der Dominanz der Fidesz-Partei verstärkte.

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Fußnoten
1
Anstelle vieler vgl. Freedom House 2020, S. 14.
 
2
Das Instrument der Volksabstimmungen steht zwar auch auf lokaler Ebene zur Verfügung. Sein Einfluss ist aber aufgrund der zentralistischen Staatsstruktur weitgehend lokal begrenzt.
 
3
Art. 20 (1), Lit. d der Verfassung Ungarischen Volksrepublik von 1949 (Gesetz XX/1949) sah vor, dass der Präsidialrat der Volksrepublik in Fragen von nationaler Bedeutung eine Volksabstimmung anordnen könne.
 
4
Für einen Überblick über die Praxis der eigentlichen Agenda-Initiativen vgl. Pállinger (2012, S. 121 ff.).
 
5
Die Staatspartei, Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei (Magyar Szocialista Munkáspárt – MSZMP), beschloss anlässlich des XIV. Parteikongresses vom 6./7. Oktober 1989, sich in eine neue, demokratische Partei namens Ungarische Sozialistische Partei (Magyar Szocialista Párt – MSZP) umzuwandeln. Sie sah sich als rechtliche Nachfolgerin der MSZP und übernahm auch deren Eigentum. Überdies stellte sie weiterhin die Regierung. Gleichzeitig spaltete sich der konservative Flügel ab und übernahm auch den Namen der alten Staatspartei (MSZMP) und politisierte ab Dezember 1989 als eigenständige Partei weiter.
 
6
SzDSz = Szabad Demokraták Szövetsége (Bund Freier Demokraten).
 
7
Die Fidesz hieß früher (Fiatal Demokraták Szövetsége (Bund Junger Demokraten) und hat sich zwischenzeitlich unter Beibehaltung des „Markennamens“ in „Fidesz – Magyar Polgári Szövetség“ (Fidesz – Ungarischer Bürgerbund) umbenannt.
 
8
MDF = Magyar Demokrata Fórum (Ungarisches Demokratisches Forum).
 
9
KDNP = Kereszténydemokrata Néppárt (Christlich-Demokratische Volkspartei).
 
10
Eine weitere wichtige verhinderte Volksabstimmung in 2017 betraf die lokale Ebene (Budapest). Einer zivilgesellschaftlichen Organisation war es gelungen, die notwendigen Unterschriften für die Ausschreibung einer lokalen Volksabstimmung über die Frage, ob Budapest seine Bewerbung für die Organisation der Olympischen Spiele von 2024 zurückziehen solle, zusammenzubringen. Um der Gefahr einer Niederlage an der Urne zu entgehen, zogen die Behörden die Bewerbung von sich aus zurück.
 
11
Dazu ausführlich: Pállinger (2016, S. 15 f.).
 
12
Eine neuere Studie, die den Zeitraum von 1999 bis 2018 untersucht, kommt zum Schluss, dass nur 13 % der vorgeschlagenen Abstimmungsfragen von der Nationalen Wahlkommission validiert werden. Auch hinsichtlich der Ablehnungsgründe bestätigt sie die Befunde von Farkas. Vgl. dazu: Komáromi und Antalicz 2019, S. 86 f.
 
13
Die Ablehnungsgründe ergeben mehr als 100 %, weil einzelne Vorlagen aus mehr als einem Grund abgelehnt werden können (Farkas 2016, S. 23).
 
14
Jobbik = Jobbik Magyarországért Mozgalom (Bewegung für ein besseres Ungarn).
 
15
MLP = Magyar Liberális Párt (Ungarische Liberale Partei).
 
16
LMP = Lehet Más a Politika (Die Politik kann anders sein).
 
17
DK = Demokratikus Koalíció (Demokratische Koalition).
 
18
Magyar Kétfarkú Kutya Párt (Ungarische Partei des zweischwänzigen Hundes).
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Pállinger, Zoltán Tibor. 2012. Citizens’ initiatives in Hungary: An additional opportunity for power-sharing in an extremely majoritarian system. In Citizens’ initiatives in Europe: Procedures and consequences of agenda-setting by citizens, challenges to democracy in the 21st century series, Hrsg. M. Setälä und T. Schiller, 113–133. Basingstoke: Palgrave Macmillan.CrossRef Pállinger, Zoltán Tibor. 2012. Citizens’ initiatives in Hungary: An additional opportunity for power-sharing in an extremely majoritarian system. In Citizens’ initiatives in Europe: Procedures and consequences of agenda-setting by citizens, challenges to democracy in the 21st century series, Hrsg. M. Setälä und T. Schiller, 113–133. Basingstoke: Palgrave Macmillan.CrossRef
Zurück zum Zitat Pállinger, Zoltán Tibor. 2014. Direkte Demokratie und das Grundgesetz. In Verfassunggebung in konsolidierten Demokratien Neubeginn oder Verfall eines politischen Systems? Andrássy Studien zur Europaforschung, Hrsg. E. Bos und K. Pócza, 267–292. Baden-Baden: Nomos.CrossRef Pállinger, Zoltán Tibor. 2014. Direkte Demokratie und das Grundgesetz. In Verfassunggebung in konsolidierten Demokratien Neubeginn oder Verfall eines politischen Systems? Andrássy Studien zur Europaforschung, Hrsg. E. Bos und K. Pócza, 267–292. Baden-Baden: Nomos.CrossRef
Zurück zum Zitat Pállinger, Zoltán Tibor. 2019. Direct democracy in an increasingly illiberal setting: The case of the Hungarian national referendum. Contemporary Politics 25 (1): 62–77.CrossRef Pállinger, Zoltán Tibor. 2019. Direct democracy in an increasingly illiberal setting: The case of the Hungarian national referendum. Contemporary Politics 25 (1): 62–77.CrossRef
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Metadaten
Titel
Volksabstimmungen in Ungarn: Instrumentalisierung der direkten Demokratie durch die (Regierungs-)Parteien in einem zunehmend illiberalen Umfeld
verfasst von
Zoltán Tibor Pállinger
Copyright-Jahr
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31900-7_6