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2008 | Buch

Von der sozialen zur Generationen-gerechtigkeit?

Polarisierte Lebenslagen und ihre Deutung in Wissenschaft, Politik und Medien

verfasst von: Michael Klundt

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
Seit Beginn der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts ist die Polarisierung zwischen Arm und Reich in der Bundesrepublik wieder zu einem zentralen sozialpolitischen Problem geworden, das sich im Kontext von deutscher und europäischer Vereinigung sowie globalen politischen wie sozioökonomischen Prozessen entwickelte. Prekäre Soziallagen bedeuten immer auch ein „Armutszeugnis“ für die sozialstaatliche Wirklichkeit, denn Einkommensarmut stellt „die Grundlagen eines Systems der sozialen Sicherung in Frage, das nicht nur Armut vermeiden, sondern in umfassender gesellschaftspolitischer Absicht auch Lebenslagen gestalten will.“1 Daran kann bereits ermessen werden, welche existenzielle Brisanz die Beschäftigung mit sozialer Spaltung für die bundesdeutsche Gesellschaft besitzt.
2. Entstehung und Entwicklung von Armuts- und Reichtumsdiskursen in der Bundesrepublik
Auszug
Grundlegend für die Präsentation von Zielen, Handlungsanforderungen und Alternativen einer „Politik gegen die Polarisierung von Armut und Reichtum“ im Kontext des gesellschaftlichen Wandels ist das jeweilige Armuts- bzw. Reichtumskonzept. Hierbei neigen traditioneller Weise Ideologien sozialer Ungleichheit stärker dazu, Armut und Reichtum als „normale“ und „natürliche“ Erscheinungsformen sozialer Differenz zu betrachten oder deren Relevanz für gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse auszublenden bzw. zu verharmlosen. Umgekehrt betonen Ideologien und Institutionen, welche soziale Gleichheit fordern, besonders die negativen Auswirkungen von (Kinder-)Armut und Reichtum auf Demokratie, Rechts- und Sozialstaat.
3.. Stand und Richtungen der (Kinder-)Armuts- und Reichtumsforschung
Auszug
Will man Armut und Reichtum erforschen, so stellen sich sofort Fragen nach nationalen oder internationalen Vergleichsmaßstäben, -werten und Kriterien sowie nach absoluten oder relativen Messstandards. Ob die beiden Extreme sozialer Ungleichheit als objektives oder subjektives Phänomen gesehen werden, ob sie als materielle Armut und Reichtum (sog. Ressourcenkonzepte) bestimmt oder multidimensional verstanden werden (sog. Lebenslagenkonzepte), ob man sie mit absoluten oder relativen Maßstäben misst und betrachtet, hängt wesentlich von der jeweiligen politisch-normativen Festlegung ab. Danach richten sich das empirisch ermittelte Ausmaß sowie die Strukturen der Armut und des Reichtums. Entscheidend ist aber auch das jeweilige normative Verständnis von Wohlstand und sozialer Deprivation, d.h. deren Wertschätzung, bzw. wieviel Armut und welches Maß an Reichtum als vorteilhaft, akzeptabel oder als nicht mehr hinnehmbar begriffen werden.
4.. (Kinder-)Armut und Reichtum in generationen- und familienpolitischen Deutungsmustern
Auszug
Nun sollen die unterschiedlichen Behandlungsformen, die (Kinder-)Armut und Reichtum im Generationen-, Demografie- und Nachhaltigkeitsdiskurs sowie in familienpolitischen Debatten oft erfahren, untersucht werden. Dabei sei jedoch schon einmal vorangestellt, dass diese Debatten sehr stark ineinander greifen und sich Diskursstränge überlappen, was eine klare analytische Trennung erschwert. Denn wissenschaftliche, mediale und politische Diagnosen, welche jeweils davon ausgehen, dass im demografischen Wandel oder in der Verteilungsungerechtigkeit zwischen alten und jungen Generationen oder zwischen Eltern und Kinderlosen bzw. Familien und dem Sozialstaat die wichtigsten gesellschaftlichen Widersprüche in Deutschland zu erblicken sind, beziehen sich sehr häufig aufeinander und sind bisweilen ineinander verwoben. So wird in vielen dieser öffentlichen Debattenbeiträge zur Reform der Alterssicherung, aber auch hinsichtlich wachsender Staatsverschuldung sowie der Entwicklung von Sozialbeiträgen und Steuerabgaben gefordert, dass man stärker zwischen Alt und Jung bzw. Kinderlosen und Eltern umverteilen müsse, um einem unmittelbar drohenden „Krieg der Generationen“ bzw. „Klassenkampf“ zwischen Eltern und Kinderlosen zu entgehen.
5.. Gesamtbilanz
Auszug
Debatten über (Kinder-)Armut und Reichtum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sind - wie gezeigt - gekennzeichnet von einem ständigen Wechsel zwischen Tabuisierung und Skandalisierung. Derweil lassen sich (Kinder-)Armut und Reichtum am umfassendsten mit Hilfe von multidimensionalen Forschungsansätzen untersuchen. Dabei wird eine Wechselwirkung zwischen extremen sozialen Disparitäten einerseits und der Politik von Sozialstaatsreduktion andererseits deutlich.
6.. Literaturverzeichnis
Metadaten
Titel
Von der sozialen zur Generationen-gerechtigkeit?
verfasst von
Michael Klundt
Copyright-Jahr
2008
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-90771-0
Print ISBN
978-3-531-15665-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-90771-0