Skip to main content
Erschienen in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik 3/2018

06.08.2018 | Aufsätze

Wahrgenommene Lohngerechtigkeit in Deutschland

Leistung, Bedarf, Chancengerechtigkeit – Worauf basieren gerechte Löhne?

verfasst von: Helena Schneider

Erschienen in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik | Ausgabe 3/2018

Einloggen

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Was der einzelne Arbeitnehmer verdient, hängt von vielen Faktoren wie der Arbeitsleistung selbst oder der Verfügbarkeit derselben ab. Ein Lohn, der ökonomisch betrachtet angemessen ist, muss nicht unbedingt als gerecht oder fair empfunden werden. Der Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit kommt jedoch beispielsweise im Hinblick auf Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit große Bedeutung zu. Daher wird in der vorliegenden Analyse anhand von Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2015 untersucht, wie die Beschäftigten in Deutschland ihr Brutto- und Nettoerwerbseinkommen bewerten. In der deskriptiven Analyse zeigt sich, dass sich eine Mehrheit der Beschäftigten gerecht entlohnt fühlt, der Nettoverdienst jedoch über alle Lohngruppen hinweg als ungerechter empfunden wird als der Bruttoverdienst.
Auch in einer auf Logit-Schätzungen beruhenden multivariaten Betrachtung wird deutlich, dass die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben einen negativen Einfluss auf das Gerechtigkeitsempfinden ausübt. Die Aussicht auf Transferzahlungen kann den negativen Effekt der Zahlung von Abgaben selbst bei Niedrigverdienern nicht abschwächen, sondern wirkt sich sogar zusätzlich negativ auf das Gerechtigkeitsempfinden aus. Neben den beschriebenen Umverteilungsmechanismen haben Leistungskomponenten wie die Berufserfahrung oder der Erwerbsstatus einen entscheidenden Einfluss auf die empfundene Lohngerechtigkeit. Bedarfskomponenten – wie die Anzahl der Kinder oder der Familienstand – fallen weniger ins Gewicht. Eine hohe Bedeutung kommt zudem der empfundenen Chancengerechtigkeit zu. Schätzt ein Beschäftigter die Chancen auf Bildung und Zugangsmöglichkeiten am Arbeitsmarkt als gerecht verteilt an, ist die Wahrscheinlichkeit für eine empfundene Lohngerechtigkeit deutlich erhöht. Auch eine Tarifbindung wirkt sich positiv auf die individuelle Gerechtigkeitsbewertung des Erwerbseinkommens aus.

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Anhänge
Nur mit Berechtigung zugänglich
Fußnoten
1
Zur Erklärung des negativen Effektes von Abgaben und Transferzahlungen könnte zudem die Prospect-Theory von Kahneman und Tversky (Kahneman und Tversky 1979) herangezogen werden. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Ergebnisse erscheint es als sinnvoll, diese Theorie in zukünftigen Forschungsarbeiten zur Lohngerechtigkeit zu berücksichtigen bzw. zu testen.
 
Literatur
Zurück zum Zitat Akerlof, G. A., & Yellen, J. L. (1990). The fair wage-effort hypothesis and unemployment. The Quarterly Journal of Economics, 105(2), 255–283.CrossRef Akerlof, G. A., & Yellen, J. L. (1990). The fair wage-effort hypothesis and unemployment. The Quarterly Journal of Economics, 105(2), 255–283.CrossRef
Zurück zum Zitat Antonczyk, D., Fitzenberger, B., & Sommerfeld, K. (2011). Anstieg der Lohnungleichheit, Rückgang der Tarifbindung und Polarisierung. Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, 44(1/2), 15–27. Antonczyk, D., Fitzenberger, B., & Sommerfeld, K. (2011). Anstieg der Lohnungleichheit, Rückgang der Tarifbindung und Polarisierung. Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, 44(1/2), 15–27.
Zurück zum Zitat Bennett, J., & Lesch, H. (2011). Mehr Lohngerechtigkeit durch Mindestlöhne? Die Gerechtigkeitswahrnehmung von Geringverdienern. Sozialer Fortschritt, 60(7), 143–150.CrossRef Bennett, J., & Lesch, H. (2011). Mehr Lohngerechtigkeit durch Mindestlöhne? Die Gerechtigkeitswahrnehmung von Geringverdienern. Sozialer Fortschritt, 60(7), 143–150.CrossRef
Zurück zum Zitat Brenke, K., & Müller, K. (2013). Gesetzlicher Mindestlohn – Kein verteilungspolitisches Allheilmittel. DIW Wochenbericht, 39, 3–17. Brenke, K., & Müller, K. (2013). Gesetzlicher Mindestlohn – Kein verteilungspolitisches Allheilmittel. DIW Wochenbericht, 39, 3–17.
Zurück zum Zitat Herzberg, F., Mausner, B., & Snyderman, B. B. (1959). The motivation to work (2. Aufl.). New York: Transaction Publishers. Herzberg, F., Mausner, B., & Snyderman, B. B. (1959). The motivation to work (2. Aufl.). New York: Transaction Publishers.
Zurück zum Zitat Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect theory: An analysis of decision under risk. Econometrica, 47, 263–291.CrossRef Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect theory: An analysis of decision under risk. Econometrica, 47, 263–291.CrossRef
Zurück zum Zitat Liebig, S. (1997). Soziale Gerechtigkeitsforschung und Gerechtigkeit in Unternehmen. München: Hampp. Liebig, S. (1997). Soziale Gerechtigkeitsforschung und Gerechtigkeit in Unternehmen. München: Hampp.
Zurück zum Zitat Liebig, S., & Schupp, J. (2008). Leistungs- oder Bedarfsgerechtigkeit? Über einen normativen Zielkonflikt des Wohlfahrtsstaats und seiner Bedeutung für die Bewertung des eigenen Erwerbseinkommens. Soziale Welt, 59(1), 7–30.CrossRef Liebig, S., & Schupp, J. (2008). Leistungs- oder Bedarfsgerechtigkeit? Über einen normativen Zielkonflikt des Wohlfahrtsstaats und seiner Bedeutung für die Bewertung des eigenen Erwerbseinkommens. Soziale Welt, 59(1), 7–30.CrossRef
Zurück zum Zitat Liebig, S., Sauer, C., & Schupp, J. (2011). Die wahrgenommene Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens: Geschlechtstypische Muster und die Bedeutung des Haushaltskontextes. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 63, 33–59.CrossRef Liebig, S., Sauer, C., & Schupp, J. (2011). Die wahrgenommene Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens: Geschlechtstypische Muster und die Bedeutung des Haushaltskontextes. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 63, 33–59.CrossRef
Zurück zum Zitat Liebig, S., Sauer, C., & Valet, P. (2013). Gerechtigkeit. In S. Mau & N. M. Schöneck (Hrsg.), Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands (3. Aufl. S. 286–299). Wiesbaden: Springer VS.CrossRef Liebig, S., Sauer, C., & Valet, P. (2013). Gerechtigkeit. In S. Mau & N. M. Schöneck (Hrsg.), Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands (3. Aufl. S. 286–299). Wiesbaden: Springer VS.CrossRef
Zurück zum Zitat Meister-Scheufelen, G. (2002). Gerechtigkeitsbegriff der sozialen Marktwirtschaft. Sozialer Fortschritt, 51(9), 232–234. Meister-Scheufelen, G. (2002). Gerechtigkeitsbegriff der sozialen Marktwirtschaft. Sozialer Fortschritt, 51(9), 232–234.
Zurück zum Zitat Nerdinger, F. W. (2011). Formen des Arbeitsverhaltens. In F. W. Nerdinger, G. Blickle & N. Schaper (Hrsg.), Arbeits- und Organisationspsychologie (S. 409–423). Berlin, Heidelberg: Springer.CrossRef Nerdinger, F. W. (2011). Formen des Arbeitsverhaltens. In F. W. Nerdinger, G. Blickle & N. Schaper (Hrsg.), Arbeits- und Organisationspsychologie (S. 409–423). Berlin, Heidelberg: Springer.CrossRef
Zurück zum Zitat Pies, I. (2016). Moderne Klassiker der Gesellschaftstheorie: Von Karl Marx bis Milton Friedman. Tübingen: utb. Pies, I. (2016). Moderne Klassiker der Gesellschaftstheorie: Von Karl Marx bis Milton Friedman. Tübingen: utb.
Zurück zum Zitat Robinson, S. L., & Bennett, R. J. (1995). A typology of deviant workplace behaviors: a multidimensional scaling study. Academy of Management Journal, 38, 555–572. Robinson, S. L., & Bennett, R. J. (1995). A typology of deviant workplace behaviors: a multidimensional scaling study. Academy of Management Journal, 38, 555–572.
Zurück zum Zitat Schlothfeldt, S. (2016). Ergebnisgerechtigkeit. In A. Goppel, C. Mieth & C. Neuhäuser (Hrsg.), Handbuch Gerechtigkeit (S. 143–146). Stuttgart: J. B. Metzler.CrossRef Schlothfeldt, S. (2016). Ergebnisgerechtigkeit. In A. Goppel, C. Mieth & C. Neuhäuser (Hrsg.), Handbuch Gerechtigkeit (S. 143–146). Stuttgart: J. B. Metzler.CrossRef
Zurück zum Zitat Schwarze, J. (2007). Gerechte Löhne? Eine empirische Analyse subjektiver Erwerbseinkommen. In J. Schwarze, J. Räbiger & R. Thiede (Hrsg.), Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikforschung im Wandel (S. 80–160). Hamburg: Dr. Kovac. Schwarze, J. (2007). Gerechte Löhne? Eine empirische Analyse subjektiver Erwerbseinkommen. In J. Schwarze, J. Räbiger & R. Thiede (Hrsg.), Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikforschung im Wandel (S. 80–160). Hamburg: Dr. Kovac.
Zurück zum Zitat Wanger, S. (2016). Erwerbs- und Arbeitszeitmuster in Paarbeziehungen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 70(1), 55–63.CrossRef Wanger, S. (2016). Erwerbs- und Arbeitszeitmuster in Paarbeziehungen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 70(1), 55–63.CrossRef
Metadaten
Titel
Wahrgenommene Lohngerechtigkeit in Deutschland
Leistung, Bedarf, Chancengerechtigkeit – Worauf basieren gerechte Löhne?
verfasst von
Helena Schneider
Publikationsdatum
06.08.2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik / Ausgabe 3/2018
Print ISSN: 0937-0862
Elektronische ISSN: 2364-3943
DOI
https://doi.org/10.1007/s41025-018-0101-2

Weitere Artikel der Ausgabe 3/2018

List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik 3/2018 Zur Ausgabe