Es kann (noch) nicht vorausgesetzt werden, dass allgemein bekannt ist, was Produktmanagement aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist. Deshalb soll im Folgenden der Begriff des Produktmanagements anhand von fünf grundlegenden Aspekten eingeführt werden: Zunächst macht die Erfolgs- bzw. Misserfolgsquote von Neuprodukten deutlich, wozu Produktmanagement benötigt wird (Abschn. 2.1). In einem zweiten Schritt werden anhand des betriebswirtschaftlichen Produkt-Lebenszyklus die Aufgaben des Produktmanagements skizziert (Abschn. 2.2). Diese Aufgaben können entweder von der Unternehmensleitung oder von der Rolle der Produktmanagerin wahrgenommen werden. Letztere hat sich im Laufe der vergangenen 90 Jahre in bestimmten Situationen aus der Rolle der Unternehmensführung ausdifferenziert und professionalisiert (Abschn. 2.3). Mit der Existenz einer eigenständigen Rolle einer Produktmanagerin stellen sich die Fragen, was diese Rolle können muss und wie sie diese Kompetenzen erlernt (Abschn. 2.4). Weiterhin muss geklärt werden, wie eine eigenständige Rolle „Produktmanagerin“ in die Organisationsstruktur eines Unternehmens integriert wird (Abschn. 2.5). Mit diesen fünf Aspekten, welche die Verantwortung, Aufgaben, Kompetenzen und Organisation des Produktmanagements definieren, soll das in diesem Buch zugrunde gelegte Verständnis des Produktmanagements dargelegt werden.
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Andere Autoren definieren Produktmanagement enger als Marktanalyse und die Gestaltung des Marketings für ein Produkt oder eine Produktlinie (vgl. Lehmann und Winer 2004; Großklaus 2009; Herrmann und Huber 2013; Pepels 2017; Steinhardt 2017; Aumayer 2019). Dies wird hier lediglich als eine – wenn auch zentrale – Aufgabe des Produktmanagements verstanden.
Zur Diskussion um die Verkürzungen von Produktlebenszyklen, deren Existenz und Ursachen nicht unumstritten sind, vgl. Kinkel (2005); Cao und Folan (2011); Kadam und Apte (2015); Prakash et al. (2016)
Beim Hinweis auf „on the job training“ ist im Kontext kognitionspsychologischer Erkenntnisse der Hinweis wichtig, dass Expertise in den Feldern des Produktmanagements weniger durch bloße kontinuierliche Aufgabenerfüllung erworben wird, sondern durch „deliberate practice“ (vgl. Ericsson und Crutcher 1990; Ericsson et al. 1993), also durch eine längerfristige, 8–10 Jahre dauernde, kritisch reflektierte und im Idealfall begleitete Übung in den jeweiligen Domänen.
Unter „Professionalisierung“ wird hier – im Anschluss an die Berufs- und Professionssoziologie – die Ausdifferenzierung spezialisierter Berufe mit einem eigenen Kompetenzprofil und „Body of Knowledge“ sowie eigenen Zertifizierungen und Karrierepfaden verstanden, die sich dadurch eine gewisse Autonomie in der Berufsausübung sichern (vgl. Millerson 1964; Hodson and Sullivan 1990; Mieg 2003).
Das Phänomen der Sekundärorganisation ist bereits aus den Feldern des „Projektmanagements“, „Prozessmanagements“ oder „Key Account Managements“ bekannt.