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02.12.2015 | Wasserwirtschaft | Kommentar | Online-Artikel

Besser, aber noch nicht gut

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Auf dem Weg zur Implementierung der Wasserrahmenrichtlinie bleibt noch viel Arbeit zu tun. Professor Volker Lüderitz ruft in seinem Kommentar zur Umsetzung auf und weist auf Musterbeispiele hin.

Mit diesem Titel fasst das Team um Brigitte Nixdorf den Zustand der Brandenburger Seen zusammen. Er kann aber ebenso für den Stand der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gelten. Insgesamt können wir noch nicht zufrieden sein.

Es lohnt sich aber, z. B. bei den Fließgewässern auf einige erfolgreiche Vorhaben zu verweisen, aus denen wir hinsichtlich der Planung, Umsetzung und Erfolgskontrolle etwas lernen können. Diese waren auch Gegenstand des Magdeburger Institutskolloquiums am 5. November 2015, in dessen Zusammenhang die Dezember-Ausgabe der Fachzeitschrift WasserWirtschaft entstanden ist:

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  • Es wurden und werden gesamte Teileinzugsgebiete revitalisiert, wie das Emschersystem, das vor Jahren noch eines der dreckigsten Flusssysteme Europas war. Es konnte sowohl aus Sicht der Gewässerökologie als auch des Naturschutzes zu einem Vorzeigeprojekt für den Umgang mit urbanen Gewässern entwickelt werden.
  • Durch großräumige Renaturierungen dutzender Fließkilometer, wie an Obermain und Rodach in Oberfranken, konnte der gute ökologische Zustand hergestellt und z. B. für die Fische ein wertvoller zusammenhängender Lebensraum geschaffen werden.
  • In den Mittelgebirgen ist durch die Entspannung der Immissionssituation, aber auch durch ökologischen Waldumbau die Versauerung teilweise deutlich zurückgegangen, was zum deutlichen Wiederanstieg von Artenzahlen geführt hat.
  • Auch relativ kleinräumige Maßnahmen, wie die Renaturierung der Ihle bei Magde­burg oder allein der Einsatz bzw. das Belassen von Totholz, können erfolgreich sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Für langfristige Entwicklungen übergreifend planen

Diesen und anderen erfolgreichen Vorhaben ist gemeinsam, dass ganzheitliche Planungen sowie fachübergreifendes Denken und Handeln mit der Schaffung bzw. Nutzung von großräumigen und längerfristigen Entwicklungen einhergingen.

Umgekehrt – und das ist leider noch die Regel – führen zu kleinteilige und leitbildfremde Herangehensweisen, verengte Planungen oder fachliches Stückwerk eben kaum zu Verbesserungen des Gewässerzustands. Zentrales Hindernis für spürbare gewässerökologische Fortschritte in Flüssen, Seen und Grundwasserkörpern sind nach wie vor Übernutzungen landwirtschaftlicher Flächen, resultierend in Nährstoff- und Sedimenteintrag. Auch mit einem der wichtigsten Faktoren im Gewässerschutz, der "Landgewinnung", geht es immer noch zu langsam voran. In den kommenden 12 Jahren muss daher ein größeres Rad gedreht werden, und zwar vorrangig von den direkten Trägern der WRRL-Umsetzung. Wie Godehard Hennies in seinem Beitrag "Die praktische Umsetzung des Wasserrahmenrichtlinie in Sachsen-Anhalt" ausführt, sind z. B. die Unterhaltungsverbände als vielfach wichtigste Akteure dazu auch bereit, werden aber oft durch bürokratische Hürden und mangelnde fachliche Unterstützung gehindert. Die Auflage von Mentoring-Programmen von Hochschulen und For­schungsinstituten für die Verbände wäre hier überlegenswert.

Der größte Teil der Arbeit bleibt noch zu tun

Anders als hinsichtlich der Landnutzung erweisen sich Konflikte zwischen Gewässer, Natur- und Hochwasserschutz über weite Strecken oft als Scheinkonflikte, wie Robert Jüpner und Karl-Heinz Jährling beispielhaft im Beitrag "Wasserrahmenrichtlinie und Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie - Synergien und Konflikte" zeigen.

15 Jahre nach Inkrafttreten der WRRL stehen wir somit bei der Implementierung der WRRL nicht mehr am Anfang. Aber der größte Teil der Arbeit bleibt noch zu tun. Die Beiträge der Dezember-Ausgabe der WasserWirtschaft sollen dazu motivieren und vielfältige Anregungen geben.

Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Dezember 2015 der Fachzeitschrift WasserWirtschaft erschienen.

Zum Autor
Prof. Dr. Volker Lüderitz lehrt an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Fachbereich Wasser- und Kreislaufwirtschaft.

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