Der Tourismus steht in der Kritik. Dabei spielt auch der erhöhte Wasserverbrauch in sonnenreichen und damit wasserarmen Regionen eine Rolle. Forscher haben nun am Beispiel der kroatischen Insel Krk untersucht, wie sich dort Wasserversorgung und Tourismus nachhaltig verbinden lassen.
In vielen Küstenregionen Europas ist der Tourismus ein zentraler Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung. Dies gilt auch für die Insel Krk und das umliegende kroatische Festland. Allerdings stößt die lokale Trinkwasserversorgung in der heißen und trockenen Jahreszeit oft an ihre Grenzen.
Forscher der Gruppe "regulate" des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung haben am Beispiel von Krk untersucht, wie der steigende Wasserbedarf durch eine nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie gedeckt werden kann. Die Ergebnisse der Fallstudie sind in der "Groundwater Dimensions"-Reihe (einer wissenschaftlichen Serie, die sich auf Grundwasser-Themen spezialisiert) auf Englisch und Kroatisch veröffentlicht.
Wasser wird knapper
Die Bestände an Grund- und Oberflächenwasser auf der Insel und dem umliegenden Festland werden knapp, und die Wasserqualität nimmt ab. Laut Robert Lütkemeier, Wasserforscher am ISOE und Co-Leiter der Forschungsgruppe regulate, wird der hohe Trinkwasserbedarf auf Krk, wie in vergleichbaren Regionen, vor allem durch die boomende Tourismusindustrie verursacht. Der Klimawandel verstärkt den Druck auf die Wasserressourcen zusätzlich. Unter diesen Bedingungen wird die Wasserbewirtschaftung in touristischen Regionen zunehmend komplexer und unsicherer.
In einem sogenannten Co-Design-Prozess haben Robert Lütkemeier und seine Kolleginnen Linda Söller und Dženeta Hodžić untersucht, wie unter diesen Bedingungen eine sichere und nachhaltige Wasserversorgung gewährleistet werden kann. In Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren aus Wasserwirtschaft, Tourismus, Regierung und Verwaltung wurde ein gemeinsames Problemverständnis und ein geteiltes Zielbild entwickelt. Der kollaborative Ansatz ermöglichte es der Forschungsgruppe, zusammen mit den Beteiligten geeignete Maßnahmen für ein nachhaltiges (Grund-)Wassermanagement zu erarbeiten.
Auch Regenwasser nutzen
In einer Publikation zum "Wasser-Tourismus-Nexus", die in einem etwa dreijährigen Prozess entstand, zeigen die Autoren die Auswirkungen von Klimawandel und Tourismus auf die Wasserressourcen auf. Sie erläutern zudem, wie die Wasserbewirtschaftung so gestaltet werden kann, dass sowohl Einheimische als auch Touristen ausreichend versorgt werden, während die Natur und die wirtschaftliche Vitalität der Insel geschützt bleiben.
Die erarbeiteten Maßnahmen umfassen Managementstrategien, die sich sowohl an die Nachfrage- als auch an die Angebotsseite der Wasserversorgung richten und auf eine nachhaltige und faire Nutzung abzielen. Für Wasserversorger ergibt sich daraus ein Mix aus Optionen, der vor allem den Ersatz von Trinkwasser für Bedarfe vorsieht, die keine Trinkwasserqualität erfordern.
Die Forschungsgruppe empfiehlt die Nutzung alternativer Wasserquellen wie Regenwasser oder auch Meerwasser nach Entsalzung sowie die Wiederverwendung von bereits gebrauchtem Wasser.
Touristen sensibilisieren
Auch im Tourismus sollte ein sensibler Umgang mit Wasser gefördert werden. Lütkemeier betont, dass nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch bei der Nachfrage ein nachhaltiger Umgang mit Wasser erreicht werden muss. Dazu könnten ordnungspolitische Maßnahmen gehören, die den unkontrollierten touristischen Zustrom begrenzen, wie etwa die Begrenzung des Unterkunftsausbaus, die Reduzierung von Bauflächen und die Überprüfung von Wohnsitzen.
Die Einführung angepasster Wassergebühren, die sich nach Verbrauch oder Saison richten, wird empfohlen, um Spitzenbedarfe abzumildern und die Kosten gerecht auf Touristen und Bewohner der Insel zu verteilen.
Darüber hinaus schlagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Sensibilisierungskampagnen vor, die sowohl Touristen als auch Einheimische ansprechen, um ein Bewusstsein für die Anfälligkeit der Wasserressourcen auf der Insel zu schaffen und das individuelle Engagement zur Wassereinsparung zu fördern. Für den langfristigen Erfolg der empfohlenen Maßnahmen ist es laut Lütkemeier entscheidend, dass die beteiligten Akteure, die den Wasser-Tourismus-Nexus mitgestaltet haben, auch weiterhin kontinuierlich zusammenarbeiten.
Dies betrifft Vertreter der lokalen Gemeinden, politische Entscheidungsträger, Verantwortliche aus Wirtschaft und Tourismus sowie Wissenschaftler. Neben kollektivem Engagement sind auch Änderungen der politischen und finanziellen Rahmenbedingungen notwendig, um die Einführung und Verbreitung alternativer Wasserquellen zu unterstützen und die Einhaltung von Vorschriften sowie die ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Die Ergebnisse der Fallstudie zur Insel Krk sehen die Autoren als übertragbaren Ansatz für eine nachhaltige Wasserwirtschaft in vergleichbaren Regionen, wie beispielsweise im Mittelmeerraum.