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08.10.2013 | Wasserwirtschaft | Interview | Online-Artikel

Mit gebündelter Kompetenz gegen Spurenstoffe im Abwasser

3:30 Min. Lesedauer

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Eine Vielzahl an synthetischen Rückständen findet sich zunehmend im Abwasser wieder. Da diese organischen Spurenstoffe mit den üblichen technischen Klärverfahren nicht ent­fernt werden können, gelangen sie in die Umwelt. Dort werden sie nur sehr langsam oder gar nicht abgebaut. Wegen zunehmender Bestrebungen, diese Spurenstoffe aus dem Kläranlagenablauf zu eliminieren, wurden in Baden-Württemberg mehrere Kläranlagen um eine Reinigungsstufe zur gezielten Spurenstoffentnahme nachgerüstet. Begleitend hierzu wurde im April 2012 das "Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden Württemberg" (KomS) ins Leben gerufen. Im Interview Dr.-Ing. Steffen Metzger, Leiter des KomS und André Hildebrand, Geschäftsführer des DWA-Landesverbandes Baden-Württemberg.

Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden Württemberg ist eine Kooperation zwischen der Universität Stuttgart, der Hochschule Biberach und dem DWA-Landesverband Baden-Württemberg und wird durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.

Wasser und Abfall: Herr Dr. Metzger, können Sie die Problematik zum Thema Spurenstoffe im Abwasser kurz erläutern – warum sollten diese Stoffe auf jeden Fall eliminiert werden?

Dr.-Ing. Steffen Metzger: Die Palette der auch in kleinsten Mengen im Wasser bzw. Abwasser nachweisbaren Spurenstoffe ist breit gefächert, was freilich auch darauf zurückzuführen ist, dass die Analytik in den letzten Jahren immer leistungsfähiger geworden ist. Bislang besteht keine Gefahr für den Menschen durch das Vorhandensein dieser Stoffe in unseren Gewässern. Aber wir dürfen bei diesem Thema nicht einfach wegsehen: Auswirkungen auf Organismen in den aquatischen Ökosystemen sind leider nicht wegzudiskutieren. So haben Versuche gezeigt, dass bestimmte Verunreinigungen im Wasser schon in geringsten Konzentrationen binnen weniger Wochen zu einer nachweislichen "Verweiblichung" von männlichen Fischen führen! Die Eliminierung von Spurenstoffen aus dem Abwasser ist vor diesem Hintergrund ein grundlegender Baustein, wenn es darum geht, die Umwelt präventiv vor bislang unabsehbaren Folgen unseres Konsums zu schützen.

Wasser und Abfall: Herr Hildebrand, wie sieht diese Prävention konkret aus?

André Hildebrand: Nach heutigem Kenntnisstand werden sowohl die Anwendung von Ozon als auch der Einsatz von Aktivkohle als technisch realisierbare Verfahren angesehen, um Spurenstoffe gezielt aus dem Abwasser zu eliminieren. Beide Verfahrensprinzipien finden im Übrigen bereits seit langem in der Trinkwasseraufbereitung Anwendung. Der Einsatz von Ozon zielt darauf ab, die Spurenstoffe zu oxidieren, sprich chemisch zu spalten, damit sie keine umwelt­schädliche Wirkung mehr aufweisen; diesem Verfahren wird in der Schweiz ein hoher Stellenwert beigemessen. Baden-Württemberg hingegen setzt auf die Adsorption an Pulveraktivkohle, die dem Abwasser in einer zusätzlichen Reinigungsstufe zugeführt wird und, sobald sie mit den Mikroverunreinigungen angereichert ist, zusammen mit dem Klärschlamm wieder aus dem Reinigungssystem entnommen wird.

Wasser und Abfall: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Kompetenzzentrum?

Dr.-Ing. Steffen Metzger: Das KomS versteht sich als Plattform für den Wissensaustausch rund um die Thematik der Spurenstoffe und deren Elimination wie auch als Kontaktbörse, wenn es um den Informationsaustausch zu den Verfahrenstechniken zur gezielten Spurenstoffentnahme geht. Ab 2003 wurde in Baden-Württemberg erstmals das beschriebene Aktivkohle-Verfahren in einem Pilotprojekt im Klärwerk Ulm im halbtechnischen Maßstab ausführlich untersucht. Auf Basis der daraus gewonnenen Ergebnisse sind auch einige Klärwerke im Land bereits mit einer zusätzlichen Klärstufe nachgerüstet worden. Nun gilt es vor allem zu prüfen und zu dokumentieren, wie sich das Verfahren im großtechnischen Maßstab bewährt, wie es verbessert und kosteneffizient betrieben werden kann, welche Standards sich auf technischer Ebene ableiten lassen und wie sich das ständig hinzugewonnene Wissen bündeln und verbreiten lässt.

André Hildebrand: Hinzu kommt, dass wir die Betreiber von Kläranlagen bei Implementierung und Betrieb von Verfahren zur gezielten Spurenstoffelimination auch aktiv unterstützen und durch gezielte Aufklärung und Bewusstseinsbildung das Thema in die Öffentlichkeit tragen. Im Kompetenzzentrum werden verschiedene Interessensgruppen – aus den Kommunen, Zweckverbänden, aus Forschung, Industrie und Verwaltung – gezielt zusammengeführt. Verfahrensentwicklung, Wissensaufbau und transparenter Wissenstransfer sind also zentrale Stichworte im Aufgabenkatalog des KomS.

Das vollständige Interview mit Dr.-Ing. Steffen Metzger und André Hildebrand lesen Sie hier.

Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden Württemberg ist eine Kooperation zwischen der Universität Stuttgart, der Hochschule Biberach und dem DWA-Landesverband Baden-Württemberg und wird durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.

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