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20.07.2020 | Wealth Management | Schwerpunkt | Online-Artikel

Tokenisierung bahnt non-bankable Assets den Weg

verfasst von: Karl im Brahm

4 Min. Lesedauer
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Krypto-Tokens nicht-bankfähiger Vermögenswerte gewinnen bei Kleinanlegern wie auch bei Vermögensverwaltern an Charme. Mit ihnen lässt sich das Portfolio schon in kleinen Stückelungen diversifizieren.

Nicht-liquide Vermögenswerte, die sogenannten non-bankable Assets, gab es schon immer. Der Nachteil dieser Vermögenswerte war bislang, dass sie nicht bankfähig und ohne Weiteres handelbar waren. Beispiele dafür sind Kunst- und Oldtimerkollektionen oder Immobilien. Auch Juwelen können einen beträchtlichen Vermögenswert darstellen, der dennoch nicht bankfähig ist. Schätzungen sprechen sogar davon, dass rund 40 Prozent der gesamten Vermögenswerte zu diesen non-bankable Assets zählen. 

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Per Token in private Vermögenswerten investieren

Die Digitalisierung eröffnet allerdings gerade die Möglichkeit, dies dauerhaft zu ändern. Es ist die Blockchain- beziehungsweise Distributed-Ledger-Technologie, durch die nahezu jeder Vermögensgegenstand zu einem digitalen Wertpapier werden kann. Die Ausgabe von Krypto-Tokens erlaubt es, beliebige Vermögenswerte zu handeln – ob es dabei um Anteile an einem Picasso, einer Oldtimersammlung oder einer Luxusvilla am Genfersee geht. Durch die Ausgabe von Tokens macht ein Eigentümer es für andere Personen möglich, an seinen bislang ausschließlich privaten Vermögenswerten teilzuhaben und in sie zu investieren.

Für Vermögensverwalter und ihre Kunden ist ein Investment in tokenisierte non-bankable Assets gleich aus mehreren Gründen interessant. Dies gilt schon wegen des Diversifizierungseffekts, den nicht-bankfähige Vermögenswerte für ein Portfolio haben. Es ist in den vergangenen Jahren immer aufwendiger und komplexer geworden, Portfolios aus risikoreichen Anlagen in hochkorrelierten Volkswirtschaften gegen systemische Risiken abzusichern. Nun haben non-bankable Assets aber typischerweise keine Korrelation zu herkömmlichen, liquiden Vermögenswerten. Darum sind sie in besonderer Weise zur Risikodiversifizierung geeignet.

Neue Anlegersegmente erschließen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der non-bankable Assets ist es, dass sie die Demokratisierung des Wealth Managements fördern. Die entsprechenden Tokens lassen sich in so kleinen Stückelungen ausgeben, dass sie zur interessanten Option für neue Anlegersegmente werden, die bislang noch kaum im Fokus von Privatbanken und Vermögensverwaltern standen. So sind die neuen digitalen Assets auch für Mass Affluent Clients und den Retailmarkt attraktiv. 

Allerdings bleibt die Verwaltung nicht-bankfähiger Vermögenswerte anspruchsvoll. Schon um Investmentrisiken oder Kurspotenziale einzuschätzen, ist im Zweifelsfall Expertenwissen erforderlich – wenngleich Machine-Learning-Technologien bei der Preisfindung und Risikoeinschätzung für nur selten gehandelte Vermögenswerte, wie es non-bankable Assets meist sind, unterstützen können.

Investoren emanzipieren sich vom Vermittler 

Selbstverständlich ist es für Anleger möglich, auch direkt in tokenisierte non-bankable Assets zu investieren, ohne den Weg über einen Vermögensverwalter zu gehen. Durch die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) werden die vermittelnden Instanzen unnötig. Man schreibt DLT darum zu Recht ein sowohl disruptives als auch evolutionäres Potenzial für die Finanzmärkte zu. 

Um Kunden beziehungsweise Investoren anzuziehen, bleibt aber dennoch der Ruf der Plattform entscheidend. Im vergangenen Jahr beispielsweise hat ein Anbieter erfolgreich drei Immobilienprojekte für einen Gesamtbetrag von 15 Millionen Schweizer Franken mit einem Token versehen und so direkt über HNWIs (High Net Worth Individuals), Family Offices und Privatkunden Gelder beschafft, ohne Beteiligung von Vermögensverwaltern.

Tokens auch für Vermögensverwalter interessant

Die in einer Distributed-Ledger-Umgebung verwalteten Tokens können dazu dienen, den Besitz einzelner Wertpapiere oder sogar Wertpapierkörbe zu erfassen. Darum gründen einige Anbieter von Asset-Tokens ihr Verbriefungsvehikel, etwa in Luxemburg. Die zugrunde liegenden Wertpapiere verbleiben auf einem Konto einer vertrauenswürdigen Drittpartei und werden nicht weiterbewegt. Nur die entsprechenden Noten, die die wirtschaftlichen Rechte repräsentieren, können zwischen Investoren auf einer Whitelist ausgetauscht werden. Diese vorab genehmigten Investoren sind dem Emittenten immer bekannt. 

Aktuell geht man auch davon aus, dass dedizierte Krypto-Custody-Anbieter entstehen werden, die auf mehrere DLT-Netzwerke zugreifen. Solche Kyrpto-Custodians ermöglichen es ihren Kunden, Vermögenswerte in diesen Netzwerken zu halten, und sie speichern die entsprechenden Tokens und Schlüssel. Bislang haben sich die meisten Fonds zwar noch auf kryptographische Zahlungs-Tokens wie unter anderem Bitcoin oder Ether konzentriert. Allerdings wollen einige Vermögensverwalter jetzt, da tokenisierte non-bankable Assets auf den Markt kommen, durchaus diversifizieren. Andere planen sogar, sich ganz auf diese neue Art von Vermögenswerten zu konzentrieren.

Zukunft nicht ohne Krypto-Assets

Ob ein Anleger die neuen Krypto-Assets nun wegen ihrer Diversifizierungswirkung oder wegen der Renditechancen in seinem Portfolio haben möchte: Für die Bank oder den Wealth Manager ist es in jedem Fall vorteilhaft, das gesamte Portfolio des Klienten aus einer Hand betreuen zu können. Aus Anlegerperspektive haben etablierte Privatbanken den reinen Krypto-Unternehmen gegenüber den wichtigen Vorzug, dass ihnen der Investor sein Vertrauen bereits geschenkt hat. Zudem sind sie als Banken in der nach wie vor relevanten Fiat-Welt bereits zu Hause. Vermögensverwalter werden Anlegern in Zukunft darum eine Rundum-Betreuung für beides bieten müssen: für die herkömmlichen und für die neuen, digitalen Assets.

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