Alte Bergbauhalden können eine wichtige Rohstoffquelle sein. Sie enthalten noch hohe Mengen an Wertstoffen, nur waren diese früher technisch nicht gewinnbar oder für die Industrie uninteressant.
Rohstoffe stehen am Beginn einer verzweigten Wertschöpfungskette. Sie sind in Zeiten wachsender Globalisierung Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit und die Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft, konstatiert Springer-Autor Günter Tiess zu Beginn seiner Einführung in die Thematik seines Buches „Rohstoffpolitik in Europa“. Explizit nennt er als Quelle mineralischer Rohstoffe auch „alle in der Natur und in alten Bergbauhalden vorhandenen Minerale und Mineralgemenge in festem und flüssigem Zustand sowie Gase, die als Wertstoffe oder wegen ihres Wertstoffgehaltes einen Gebrauchswert besitzen.“
Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und die TU Bergakademie Freiberg suchen gemeinsam mit Industriepartnern in sächsischen Bergbauhalden nach wirtschaftsstrategischen Rohstoffen. Sie erforschen, ob und wie man diese wirtschaftlich und ökologisch gewinnen kann. Die Wissenschaftler konzentrieren sich jetzt auf Halden in Altenberg und Freiberg.
Forscher erstellen Haldenkataster
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Bereits zu DDR-Zeiten wurde zwar in Altenberg aus Spülsandhalden Zinn abgebaut, 1989 wurde der Betrieb jedoch aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. „Heute gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, die wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes untersuchen. Sie haben neben Zinn auch strategische Metalle im Fokus“, sagt Projektkoordinator Philipp Büttner vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie.
Das Projekt ist Teil einer großen, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Fördermaßnahme zur effizienten Nutzung strategisch wichtiger Rohstoffe. Die beteiligten Wissenschaftler haben unter anderem das Ziel, alle Informationen zu den 20 größten Bergbauhalden in Sachsen in einem Haldenkataster zusammenzustellen. Das Projekt startete vor einem Jahr mit Probebohrungen an mehreren Halden um herauszufinden, welche für die Industrie interessanten Wertstoffe darin enthalten sind. Nun wollen die Forscher untersuchen, wie sich die Wertstoffe in den Halden verteilen, das heißt, wie genau die Halden aufgebaut sind. Ziel ist, ein dreidimensionales Modell der Haldenkörper zu entwickeln.
Mit innovativen Methoden Wertstoffe aufbereiten
Zu diesem Zweck lassen die Projektpartner nun weitere Bohrungen machen. „Die Tiefenbachhalde in Altenberg und die Halde Davidschacht in Freiberg sind dafür besonders geeignet“, sagt Büttner. Erste Messungen bestätigen die Literaturangaben, dass die Altenberger Tiefenbachhalde etwa 0,2 Gewichtsprozent Zinn enthält, was etwa 6.000 Tonnen des Industriemetalls entspricht. Wie viel davon gewinnbar ist, ist aber noch zu klären. Ebenso untersuchen die Forscher, inwiefern sich die in der Halde enthaltenen, strategischen Metalle wie Wolfram, Molybdän oder Lithium anreichern lassen.
Die Freiberger Halde Davidschacht ist für die Wissenschaftler interessant, weil sie eine andere Zusammensetzung aufweist als die Tiefenbachhalde. „Deshalb kommen dort andere moderne Methoden der Aufbereitung infrage, zum Beispiel mithilfe von Bakterien“, so Büttner. „Letztlich wollen wir das ganze Spektrum der heute verfügbaren Methoden – von herkömmlich bis innovativ – für die Aufbereitung von Wertstoffen aus Bergbauhalden testen.“ Entsprechende Untersuchungen laufen bei den Projektpartnern. Untersucht wird auch, ob und wie sich verschiede Methoden miteinander kombinieren lassen und wie man im Rahmen einer Wertstoffanreicherung auch Schadstoffe isolieren und abreichern kann.