Unter der Überschrift „Soziologie des Wertens und Bewertens“ sind in letzter Zeit eine Reihe von Studien veröffentlicht worden. Obwohl die darin diskutierten Phänomene und Ansätze sehr heterogen sind, gehen diese allesamt von der grundlegenden Bedeutung des Wertens und Bewertens für die Konstitution sozialer Ordnung und für die soziale Konstruktion von Wirklichkeit aus. Konzeptuelle Auseinandersetzungen mit den verwendeten Begriffen und den dahinterstehenden theoretischen Annahmen finden sich dagegen kaum. Unter Rückgriff auf Simmel, Dewey und Durkheim schlägt der Beitrag allgemeine analytische Begriffsunterscheidungen vor, die sowohl den aktuellen Forschungsstand als auch die sozialtheoretische Tradition reflektieren. Der Beitrag unterscheidet „Wert“ und „Werte“ von Prozessen des „Wertens“ im Sinne von Wertzuschreibungen und Prozessen des „Bewertens“ im Sinne von Wertabwägungen. Im Besonderen geht es um die konstitutive Rolle von Emotionen in Prozessen der Wertzuschreibung. Inwiefern die Soziologie der Emotionen fruchtbare Anstöße liefert, ist Gegenstand des abschließenden Teils.
Das Berliner Journal für Soziologie veröffentlicht Beiträge zu allgemeinen Themen und Forschungsbereichen der Soziologie sowie Schwerpunkthefte zu Klassikern der Soziologie und zu aktuellen Problemfeldern des soziologischen Diskurses.
Ein anderer Forschungsstrang zu institutionellen Logiken bleibt demgegenüber theoretisch eher opak; vgl. Thornton und Ocasio (1999) bzw. Thornton, Ocasio und Lounsbury (2012).
Damit knüpfen wir an die englische Unterscheidung von „worth“ (siehe hierzu auch Starks Plädoyer für eine „sociology of worth“; Stark 2000) und „values“ an.
Lamont verweist hier auf die Definition des Oxford English Dictionary, in dem „to evaluate“ definiert wird als „,to ‚reckon up‘, ascertain the amount of; to express in terms of something already known“ (zitiert nach Lamont 2012, S. 205, Fn. 3).
Zur sprachlichen Vereinfachung verwenden wir daher im weiteren Verlauf des Textes anstelle von „Werten und Bewerten“ die verkürzte Schreibweise „(Be)Werten“, die das permanente Zusammenspiel der beiden Prozesse zum Ausdruck bringen soll.