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08.03.2023 | Wertpapiergeschäft | Nachricht | Online-Artikel

VR-Banken schreiben 5,8 Milliarden Euro auf Wertpapiere ab

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Für die Volks- und Raiffeisenbanken war 2022 kein gewöhnliches Geschäftsjahr: Neben Abschreibungen im Kreditgeschäft in Höhe von 581 Millionen Euro hat die Zinswende bei den VR-Banken zu Wertberichtigungen in Höhe von 5,8 Milliarden Euro bei Aktien und Anleihen geführt.

Infolge der Wertberichtigungen und Abschreibungen in Höhe von rund 6,4 Milliarden Euro kommen die Institute der genossenschaftlichen Bankengruppe auf ein Bewertungsergebnis von minus 4,5 Milliarden Euro. Dies sei für die Geldhäuser aber "gut verkraftbar", da die Volks- und Raiffeisenbanken "in den letzten Jahren hohe Erträge erzielten, aus denen sie zu großen Teilen Kapitalrücklagen für schwierige Zeiten bildeten", betonte Daniel Quinten, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), bei der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt. 

Jahr unter realen Stresstestbedingungen

Im Geschäftsjahr 2022 haben die Genossenschaftsbanken ein operatives Ergebnis in Höhe von 8,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist ein Plus von 12,5 Prozent. Der Zinsüberschuss stieg um 8,2 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss um 2,1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Addiert lag die Bilanzsumme der Institute bei 1.175 Milliarden Euro - ein Anstieg von 2,7 Prozent. "Mit Blick auf das Zinsniveau zum Jahresende war uns allerdings auch klar, dass dieses Geschäftsjahr kein gewöhnliches werden wird", erläuterte BVR-Präsidentin Marija Kolak. Es sei ein Jahr "unter realen Stresstestbedingungen" gewesen. 

"Die im letzten Jahrzehnt regelmäßig erwirtschafteten hohen Erträge und die daraus gebildeten Kapitalrücklagen verschaffen uns das notwendige Polster, um diese Belastungen im Übergang zu den nachfolgenden Wertaufholungen abzufedern", zeigte sich Kolak überzeugt. Zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung werden dem Fonds für allgemeine Bankrisiken voraussichtlich 930 Millionen Euro zugeführt. Nach Steuern bleibt damit ein Jahresüberschuss von 2,2 Milliarden Euro.

Kreditnachfrage gesunken

Einen Knick bei der Darlehensnachfrage verzeichnete die Gruppe ab Herbst 2022. Insgesamt steigerten die Institute ihre Kreditbestände um 6,5 Prozent auf 757 Milliarden Euro. Ihr Marktanteil beläuft sich laut BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin damit auf 17,8 Prozent. "Auf Privatkundenseite wuchsen die Kredite um 5,0 Prozent auf 358 Milliarden Euro. Treiber dieses Wachstums war die bis in die Sommermonate hohe Nachfrage nach langfristigen Immobilienkrediten". Diese sei aber mittlerweile merklich abgekühlt. "Die Neugeschäftsvolumina im vierten Quartal sanken im Vergleich zum dritten Quartal 2022 schätzungsweise um etwa ein Fünftel." Um 7,9 Prozent kletterten die Firmenkundenkredite einschließlich sonstiger Darlehen auf 399 Milliarden Euro. 

Die Kundeneinlagen stiegen 2022 mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 861 Milliarden Euro weniger deutlich als in den Vorjahren. Als Grund gibt Martin die hohe Inflation und der damit einhergehende Kaufkraftverlust sowie die sinkende Sparfähigkeit der Kunden an. 

Weniger Institute und Filialen

Insgesamt hat sich die Zahl der genossenschaftlichen Geldhäuser im Jahr 2022 fusionsbedingt um 35 auf 737 Institute reduziert. Auch die Zahl der Bankstellen verringerte sich um 562 auf 7.512 und Ende des Jahres zählte die Bankengruppe 4.102 SB-Stellen. Der Rückgang bei den Geldautomaten in den vergangenen beiden Jahren auf nunmehr 1.800 sei vor allem "auf die Abnahme bei den Filial- und SB-Standorten sowie allgemein auf eine nachlassende Bargeldnutzung in Deutschland zurückzuführen", berichtet Martin. 

Investitionswillige Unternehmen stärken

Mit Blick auf Deutschland rechnet BVR-Chefin Kolak im Schnitt mit einem nur geringfügigen Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 0,1 Prozent. "Im kommenden Jahr könnte Deutschland wieder um 1,5 Prozent wachsen." Bis sich die Inflation normalisiert, werde es aber länger dauern. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie voranzutreiben, brauche Deutschland insgesamt "mehr Tempo". 

Massive Investitionen seien für die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität unverzichtbar. "Sie sind aber auch nötig, um beispielsweise das Wohnungsangebot gerade in den Ballungsräumen zu erhöhen und auch um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern", so Kolak. Kommen müsse jetzt die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Super-Abschreibung beziehungsweise steuerliche Prämien für investitionswillige Unternehmen. 

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