Es gibt einige klischeehafte Vorstellungen darüber, warum Unternehmer(-familien) eine Stiftung gründen und zur Eigentümerin ihres Unternehmens machen. Um diese zu überprüfen, wurden vier sehr unterschiedliche Cases genau analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass hier zum Teil ganz andere Motivationen vorhanden sind, als gemeinhin angenommen. Dabei gibt es offensichtlich nicht nur die augenscheinlichen und offen kommunizierten Gründe, sondern in der Regel auch verdeckte – mögen diese nun bewusst verborgen worden oder unbewusst und unreflektiert vorhanden sein. In einem letzten Schritt wurden die vier Fallbeispiele daraufhin untersucht, ob die von den Stiftern (Stifterfamilien) verfolgten Ziele mit der Stiftungslösung tatsächlich erfüllt wurden. Die Analyse zeigt, dass dies nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen der Fall ist.
Als Ergebnis kann folgende Forschungsthese formuliert werden, die durch weitere qualitative und quantitative Studien zu evaluieren wäre: Unternehmensstiftungen erfüllen vor allem dann die Stifterziele, wenn die (vorher) vorhandenen Unternehmens- und Familienstrukturen intakt sind; Unternehmensstiftungen erfüllen vor allem dann die Stifterziele nicht, wenn komplexe und konfliktäre Familiensituationen und auch problematische Protagonisten eine familieninterne Unternehmensnachfolge verkomplizieren und erschweren und deshalb eine Stiftungslösung gewählt wird.
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Dass die Praxis offensichtlich den Begriff „Unternehmensstiftung“ verwendet, zeigt auch das Forschungsinstitut für Stiftungsgründung und Stiftungsrecht, denn dieses führt als Schlagwort „Unternehmensstiftung“ auf, während man „Stiftungsunternehmen“ vergeblich sucht. Ersteres führt allerdings dann zu einem Artikel mit der Überschrift „Unternehmensverbundene Stiftung“.
Heutzutage sind es nicht selten Beratungsinstitute, die die Idee der Stiftungsgründung zur Absicherung eines Familienunternehmens propagieren. Zum einen mögen sie selbst daran glauben und den Klischees trauen, sicher ist jedoch, dass mit der Beratung und vertraglichen Ausgestaltung von zum Teil recht komplexen Stiftungslösungen viel Geld zu verdienen ist.
Der klareren Lesbarkeit halber verwende ich die männliche Form. Sämtliche nachfolgende Ausführungen beziehen sich natürlich auch auf Stiftungsgründerinnen, Unternehmerinnen, Erblasserinnen, Nachfolgerinnen etc.
Die drei Studien von 2010, 2012 und 2015 am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (Zeppelin Universität) wurden unter Reinhard Prügl und Jana Hauck durchgeführt und zeigen, dass die Nachfolgegeneration überwiegend durchaus leistungsbereit ist und gerne Verantwortung übernehmen will.