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Erschienen in: Publizistik 3/2011

01.09.2011 | Aufsatz

Wider die Symbiose

Plädoyer für die Professionalisierung der Verhältnisse zwischen Hilfsorganisationen und Journalisten. Ein Essay

verfasst von: Dr. Lutz Mükke

Erschienen in: Publizistik | Ausgabe 3/2011

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Zusammenfassung

Der folgende Diskussionsbeitrag beschäftigt sich mit der Präsentation von Hunger und damit verbundenen Notsituationen in den Massenmedien. Er fokussiert auf Probleme und Strukturen journalistischer Produktionsprozesse und auf die symbiotische Beziehung zwischen Medien und Hilfsindustrie. Im Bereich der Katastrophenhilfe professionalisieren Entwicklungsorganisationen ihre PR-Arbeit zusehends. Die dynamischen und transaktionalen Wechselbeziehungen zwischen Hilfsindustrie und Journalisten spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Katastrophenberichterstattung. Dabei sind Netzwerke zwischen Journalisten und Hilfsorganisationen in Deutschland eng gewebt. Beide greifen für ihre Kommunikation häufig auf Furcht und Mitleid zurück, zwei der stärksten individuellen und gesellschaftspsychologischen Emotionen.
Massenmedien erwecken oft den Eindruck, dass „Hunger“ unerwartet und abrupt auftritt. Auf diese Weise schaffen Medien und Journalisten sich auch selbst den Nachrichtenwert, den sie für den Absatz ihrer Nachrichten brauchen. Schlechtes Wetter, Klimawandel oder Naturkatastrophen passen in das Konzept von Massenmedien, ihrer Nachrichtenselektionsprozesse sowie ihrer Produktionsstrukturen viel besser als die Tatsache, dass Hunger meist ein politisches Phänomen ist, im Kern ein politischer Skandal, der anspruchsvolle Analyse, hintergründige Recherche und eine hohes Maß an journalistischer Unabhängigkeit und Know-how verlangt.

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Fußnoten
1
Der Diskurs über die Definition von Hunger wird seit Jahrzehnten geführt. Die UN-Welternährungsorganisation (FAO) koppelt ihre Definition eng an den Terminus der „chronischen Unterernährung“. Von dieser kann gesprochen werden, wenn die tägliche Energiezufuhr über einen längeren Zeitraum unter dem Bedarfsminimum von durchschnittlich 1.800 Kalorien liegt, die für einen gesunden Körperzustand sowie ein aktives Leben benötigt werden. Laut FAO hungern weltweit rund 925 Millionen Menschen (vgl. FAO 2010).
 
2
Wenn im Folgenden die Rede von Hilfsorganisationen ist, umfasst dieser Begriff alle Organisationen, die im Feld der Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe tätig sind. Darunter werden hier internationale, nationale und lokale Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen wie auch entsprechende UN-Organisationen subsumiert, die sowohl spender- und geberorganisiert, nichtstaatlich oder regierungsgesteuert, allgemeinnützig oder gewinnorientiert arbeiten.
 
3
Untersucht wurden 1055 Beitrage aus der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, aus dem Spiegel und der Deutschen Presse-Agentur, die Ergebnisse der Inhaltsanalyse wurden durch 40 Interviews mit Korrespondenten, Redakteuren und lokalen Mitarbeitern flankiert.
 
4
Weitere prominente Unterstützer sind z. B. Johannes B. Kerner, Axel Bulthaupt, Jörg Pilawa, Thomas Gottschalk, Kai Pflaume, Jürgen Fliege, Uta Bresan, Thomas Ohrner, Frank Elstner oder Dieter Thomas Heck. Prominente Dauergäste sind dort u. a. Peter Maffay, die Kelly Family, Udo Jürgens, Montserrat Caballé oder Norbert Blüm. Einzelne Spendenveranstaltungen in ZDF und ARD nehmen dabei bis zu 40 Millionen Euro am Abend ein und erreichen Einschaltquoten von 19 %. Eingebunden sind dabei Hilfsorganisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe, der Deutsche Caritas-Verband, das Diakonische Werk, Medieninitiativen wie „Ein Herz für Kinder“ vom ZDF oder die Axel-Springer-AG-Initiative „Bild hilft e. V.“ Printmedien, die Spendensendungen über mehrere Tage hinweg ankündigen und ihnen nach der Ausstrahlung Nachresonanz verschaffen, vervielfachen den Spendenertrag (vgl. Müllerleile: S. 28 ff.).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Wider die Symbiose
Plädoyer für die Professionalisierung der Verhältnisse zwischen Hilfsorganisationen und Journalisten. Ein Essay
verfasst von
Dr. Lutz Mükke
Publikationsdatum
01.09.2011
Verlag
VS-Verlag
Erschienen in
Publizistik / Ausgabe 3/2011
Print ISSN: 0033-4006
Elektronische ISSN: 1862-2569
DOI
https://doi.org/10.1007/s11616-011-0122-9

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