In diesem Beitrag nutzen wir drei verschiedene Forschungsperspektiven, um aufzuzeigen, ob und wie Nachhaltigkeit im Bankwesen zu einer Stabilisierung des Finanzmarkts beitragen kann. Dazu analysieren wir das Bankwesen unter anderem auf Basis von diskursiven Interviews, die wir mit Vertreter/innen deutscher Banken geführt haben. In der ersten Analyse rekonstruieren wir die institutionellen Logiken im Feld der Banken. Die Charakterisierung einer nachhaltigkeitsbasierten Bankenlogik liefert uns Anhaltspunkte, wie das nachhaltige Bankwesen zu einem resilienten Finanzmarkt führen kann. Unsere zweite Analyse dient der Identifikation von Deutungsmustern bei Banken. Die drei von uns herausgearbeiteten Deutungsmuster – Abgrenzung von ‚schlechten‘ Banken, Rolle der Banken in der Gesellschaft und ‚richtige‘ Rendite – verweisen auf Problemdeutungen sowie darauf, welches Potential sich daraus im Hinblick auf eine Stabilisierung des Finanzmarkts ergibt. Die dritte Analyse ist eine Clusterung der Interviewpassagen, die die stabilisierende Wirkung von Nachhaltigkeit im Bankwesen thematisieren. Die vier dort unterschiedenen Perspektiven auf die potentielle Stabilitätswirkung von Nachhaltigkeit deuten an, welchen Beitrag ein nachhaltiges Bankwesen zu einem resilienten Finanzmarkt leisten kann.
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Das diesem Beitrag zugrundeliegende Forschungsprojekt ‚Doppelte Dividende? Beitrag des nachhaltigen Investierens zur Stabilisierung des Finanzmarkts‘ wurde von April 2015 bis September 2018 im Rahmen der Förderinitiative ‚Finanzsystem und Gesellschaft‘ mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01UF1504 gefördert und unter Leitung von Prof. Dr. Stefanie Hiß an der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und dem Autor. Unser besonderer Dank gilt allen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern, ohne die diese Studie nicht möglich gewesen wäre.
Entsprechend den Ausführungen im Beitrag von Nagel in diesem Band verwenden wir die Begriffe Resilienz und Finanzmarktstabilität synonym, um damit die Stabilisierung des Finanzmarkts zu erfassen.
Auf Basis dieser Erkenntnisse arbeitet die Autorin in ihrer Dissertation die Rolle und die Motive individueller Akteur/innen im Institutionalisierungsprozess der nachhaltigkeitsbasierten Bankenlogik heraus. Damit verzahnt sie die Mikro- mit der Mesoebene und trägt zu einer Klärung des Akteursbild im Neo-Institutionalismus bei (Griese 2020).
Diese 14 Spezialbanken sind: Bank im Bistum Essen eG, Bank für Kirche und Caritas eG, Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank, Bank für Orden und Mission, Bank für Sozialwirtschaft AG, DKM Darlehnskasse Münster eG, Evangelische Bank eG, EthikBank, Evenord-Bank eG-KG, GLS Bank, Pax-Bank eG, Steyler Ethik Bank, Triodos Bank N.V. Deutschland, UmweltBank AG (vgl. FNG 2019).
Für eine nähere Beleuchtung des Verhältnisses von Deutungsmustern, Logiken und weiteren Konzepten, die in diesem Band verwendet werden, verweisen wir auf den Beitrag von Woschnack, Fessler, Griese und Hiß in diesem Band, wo diese ausführlich dargestellt und voneinander abgegrenzt werden.
Allgemein zur Typenbildung in der qualitativen Forschung beziehungsweise zur typenbildenden Inhaltsanalyse siehe Kelle und Kluge (2010); Kuckartz (2016).