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31.08.2021 | Windenergie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kamera soll Vogelschlag an Windrädern verhindern

verfasst von: Frank Urbansky

2:30 Min. Lesedauer

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Die Kollision von Vögeln mit Windkrafträdern wird von Naturschützern schon seit dem Start dieser Technologie kritisiert. Ein neues Kamerasystem könnte diesen sogenannten Vogelschlag vermeiden.

Windkraftanlagen greifen in die Lebenswelt der Vögel ein. "In Zusammenhang mit der Windkraftnutzung werden Störungen von fressenden und rastenden Vögeln, Beeinflussungen von ziehenden und fliegenden Vögeln sowie der Vogelschlag als die wesentlichen Umwelteffekte im Zusammenhang mit dem Vogelschutz genannt", gibt ein Springer-Vieweg-Autorenkollektiv um Martin Kaltschmitt in seinem Buchkapitel Stromerzeugung aus Windenergie auf Seite 561 einen Überblick über Gefahren und Störungen.

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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Stromerzeugung aus Windenergie

Windkraftanlagen (WKA) machen die in den strömenden Luftmassen enthaltene Bewegungsenergie technisch nutzbar. 

Der Vogelschlag etwa ist der Zusammenprall von Vögeln mit eben jenen Windkraftanlagen. Allerdings tritt dies bei Anlagen an Land nur vereinzelt auf und ist kein Massenphänomen. Die meisten Vögel kommen nach wie vor durch den Individualverkehr zu Tode. Allerdings gibt es zum Einfluss des Vogelschlags auf die Population keine gesicherten Studien.

Mit Kamera und Künstlicher Intelligenz

Dennoch kann man den Vogelschlag verhindern. Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) hat dazu ein Fachgespräch zu Antikollisionssystemen durchgeführt. Sieben Hersteller konnten den aktuellen Stand ihrer Erprobungen präsentieren. "Mit IdentiFlight hat der erste Hersteller bewiesen, dass sein Antikollisionssystem eine geeignete Schutzmaßnahme darstellt, um das Tötungsrisiko für den Rotmilan auf ein nicht signifikantes Maß zu senken", so Elke Bruns, Abteilungsleiterin beim KNE. Das System sei reif für die Praxis. Erprobt wurde es an sechs deutschen Standorten.

Systemen wie diesem liegt ein Kamera- oder ein Radarsystem zugrunde. Bei IdentiFlight sind es optische Systeme, die mit Bildverarbeitungs- und KI-Software kombiniert werden. Dadurch können Geschwindigkeit, Flugbahn und geschützte Arten innerhalb von Sekunden nach der Erkennung bestimmt werden – und das bei bis zu einem Kilometer Entfernung von zwei beweglichen, hochauflösenden stereoskopischen Kameras.

Dabei werden Millionen von Bildern aus einem Datensatz zum Trainieren eines neuronalen Netzwerks verwendet. Das wiederum wird mit Bildern der Zielvogelart gefüttert. Innerhalb von Millisekunden werden dann die Daten, auch die der vorausberechneten Flugbahn des Vogels, an eine lokale Datenbank und die Basisstation gesendet. Ein Abschaltmodul analysiert diese Flugbahn und bestimmt, ob die Windkraftanlage abgeschaltet werden soll. Das kann wiederum durch Nähe, Flugbahn oder Flugeigenschaften ausgelöst werden. Für den Rotmilan konnte eine Erfassungsreichweite von 750 Metern, eine mittlere Erfassungsrate von 92 Prozent und eine Erkennungsrate von bis zu 97,5 Prozent nachgewiesen werden.

Zertifizierung noch offen

Neben der Frage, wie und durch wen eine technische Zertifizierung stattfinden könnte, soll es nun in einem nächsten Schritt darum gehen, eine Anerkennung von Antikollisionssystemen in den Artenschutz-Länderleitfäden zu prüfen. Im aktuellen Entwurf des sächsischen Leitfadens etwa sind Antikollisionssysteme erstmals als regelmäßig zu prüfende Vermeidungsmaßnahme genannt.

Denn die Windenergieanlagen bleiben nun mal ein Hindernis in der Natur – nicht nur für Vögel. "Eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes liegt vor, wenn ein Vorhaben als Fremdkörper der Landschaft in Erscheinung tritt und ihr Bild damit negativ prägt. Dies trifft etwa für Windenergieanlagen regelmäßig zu", benennt dieses Problem Springer-Spektrum-Autor Rainer Wolf in seinem Buchkapitel Natur- und Artenschutzschutzrecht auf Seite 283.

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