Montage einer Umspannstation für einen Offshore-Windpark. Diese Umspannstation ist – im Gegensatz zur bisherigen Praxis – unbemannt. Auch das spart zukünftig Kosten.
Frank Urbansky
Der weitere Ausbau der Offshore-Windkraft per Ausschreibung findet Verteidiger und Befürworter. "Mit Blick auf die Zukunft kommen die Experten einer … im Auftrag der Stiftung "Offshore-Windenergie" durchgeführten Studie zu dem Schluss, dass es noch ein beträchtliches Potential für Kostensenkungen gibt. Die Erschließung dieses Potenzials setzt jedoch voraus, dass der Bau von Offshore-Parks mit einer gewissen Kapazität und Kontinuität weiter getrieben wird", beschreibt Springer Vieweg-Autor Erich Hau in seinem Buchkapitel Kosten von Windkraftanlagen und Anwendungsprojekten auf Seite 929 die generell notwendige Entwicklung.
Im April sorgten die Energieversorger EnBW und Dong für einen medialen Paukenschlag. Für den Zuschlag dreier Windparks in der Nordsee (einer von EnBW, zwei von Dong) verlangten sie keine staatlichen Subventionen. Die hätten bis dahin zu Beginn 18 Eurocent je produzierter Kilowattstunde Windenergie und über die Laufzeit von 20 Jahren hinweg elf Eurocent betragen können.
Kritik aus den eigenen Reihen
Die größten Kritiker dieser Ankündigung kamen eigenartigerweise nicht von den Gegnern der Erneuerbaren Energien, sondern von diesen selbst. So brachte der Präsident des Verbandes WindEnergie (BWE), Hermann Albers, die Aktionärstruktur der EnBW in die Diskussion ein. Der Konzern ist je zur Hälfte im Besitz des Landes Baden-Württemberg und dort ansässiger Kommunen. Damit wollte er wohl sagen, dass ein privater Investor nicht auf die staatliche Unterstützung verzichtet hätte. Für Dong, das nur zur Hälfte in stattlichem Besitz ist, kann das nicht ganz stimmen. Alberts bringt noch die Quersubventionierung durch andere Erlöse aus der Konzernstruktur von EnBW mit ins Spiel.
Claudia Kemfert, Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaft in Berlin, setzte in einer Rede in Leipzig noch eines drauf. Sie bezeichnete das EnBW-Angebot als PR-Gag und prognostizierte, dass der Windpark nicht gebaut werden würde. Als wirtschaftlichen Hintergrund vermutete sie strategisches Bieterverhalten, das letztlich darauf hinauslaufe, andere Bieter aus dem Markt zu drängen. Im besten Falle würde man auf steigende Börsenstrompreise bis 2025, also dem Beginn der Inbetriebnahme des Windparks He Dreiht, spekulieren. Was aber wiederum voraussetzt, dass man den Windpark überhaupt baut.
Keine Quersubventionierung
Bei EnBW sieht man das natürlich deutlich anders. Dirk Güsewall, Leiter Erzeugung und Portfolioentwicklung bei EnBW, wirft dem BWE obskure Vermutungen und Thesen vor. Dass man wegen der staatlichen Anteilseigener eine höhere Risikobereitschaft habe, mache überhaupt keinen Sinn, ebenso der Vorwurf der Quersubventionierung. Zudem hatte EnBW Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux erst im März angekündigt, auch nach 2020 die Offshore-Windenergie in seinem Unternehmen voranzutreiben. Das Projekt passt genau in diese Strategie. Man kann also eher davon ausgehen, dass der Windpark wie geplant gebaut wird. Denn die weitere technische Entwicklung wird auch weitere Kostenreduktionen und damit eine höhere Profitabilität auch ohne Subventionierung ermöglichen.
"Die geplante schrittweise Einführung der Ausschreibungsmethode, mit der die Bundesregierung Leistungen technologiespezifisch an den Bieter mit dem niedrigsten Angebot vergibt, wird die Betreiber zu einer Kostenreduktion zwingen, um sich im Bieterwettbewerb durchsetzen zu können. Jedoch dürfen dadurch nicht die zu erwartenden Lernkurveneffekte ausgebremst werden", beschreiben die Springer-Autoren Marita Balks und Jonathan Grasse diesen Prozess in ihrem Zeitschriftenbeitrag Aggregierte Risiken für Offshore-Wind- Investitionen — eine Simulation auf Seite 848.