2012 | OriginalPaper | Buchkapitel
Wir sind die Klicks: Das Internet ist gut für die Demokratie. Sagt man. Aber das könnte ein Irrtum sein
verfasst von : Dr. Alexandra Borchardt
Erschienen in: SignsBook - Zeichen setzen in der Kommunikation
Verlag: Gabler Verlag
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Die digitale Welt erschafft keine Demokratie, wenn in der Welt draußen keine ist. Das Internet liefert nur die Hülle, nicht die Inhalte. Es ist Sache der Gesellschaft, diese Hülle mit Werten zu füllen und mit Regeln, nach denen diese Werte gelebt werden können.
Über Jahrhunderte erkämpft, entwickelt und sorgsam austariert, schützt die repräsentative Demokratie mit ihrem Prinzip „one man, one vote“ die Schwachen wie kein anderes System. Im Internet dagegen wird gehört, wer am lautesten ist. Es herrschen die vielen, aber niemand weiß genau, wer und wie viele diese vermeintlich vielen wirklich sind. Internet-Demokratie kann sehr elitär sein.
Das Internet ermöglicht die Lust der Mitsprache ohne die Last der Verantwortung. Falsche Entscheidungen werden niemandem in Rechnung gestellt. Lobbyisten, mächtige Gruppen und Wirtschaftsinteressen können sich dort geschickter verbergen als auf den Fluren der Volksvertretungen.
Demokratie erwächst aus dem Engagement vor Ort. Aber verbindliche Begegnungen in der realen Welt nehmen ab, je mehr sich Menschen unverbindlich in der digitalen begegnen. Denn das Internet ist ein Zeitfresser, erstickt die Menschen mit Möglichkeiten zum Konsum, zur Unterhaltung und Ablenkung.