Wirklichkeiten der Form. Zum Werden und Wirken animierter Mikrowelten

Der Beitrag untersucht die Darstellung von Formbildungsprozessen in der Natur durch Animationsfilme und vergleicht zwei zeitgenössische Werke, die verschiedene Ansätze zur Visualisierung organischer Wachstumsprozesse verfolgen. Boris Labbés 'Rhizome' zeigt eine fiktive Formwerdung innerhalb eines hypothetischen Systems, während Andy Lomas' 'Cellular Forms' das Zellwachstum visualisiert. Beide Filme setzen sich mit der Entstehung von Formen in der Natur auseinander und eröffnen damit ein eigenartiges Spannungsverhältnis zwischen der messbaren Materie der Wirklichkeit und dem Bildmaterial. Die Animationskunst wird als Mittel betrachtet, um die Dynamik und Potenzialität der Natur einzufangen und zu veranschaulichen. Der Text beleuchtet die historischen und philosophischen Hintergründe dieser Darstellungsweise und zeigt, wie die Animationsfilme die performative Bildgenese nutzen, um die lebendige Metamorphose der Natur zu vermitteln. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung der performativen Bildgenese, die Goethe bereits in seinen Studien der Formenlehre betonte. Die Filme 'Rhizome' und 'Cellular Forms' werden als Beispiele für die Umsetzung dieser Ideen in der modernen Kunst und Wissenschaft vorgestellt. Der Text schließt mit der Feststellung, dass die Animationsfilme eine spezifische Konfiguration bieten, die das Werden der Form erlebbar macht und einen Blick auf das Leben inner- und unterhalb des Lebens gewährt.