Deutschland hing lange bei den Investitionen für Forschung und Entwicklung hinter anderen Ländern zurück. Ensprechende Fördermaßnahmen in der Wirtschaftspolitik sorgten für ein Umdenken. Doch bei vielen Branchen und im Mittelstand gibt es laut einer aktuellen Studie noch reichlich Aufholpotenzial.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland als Basis für neue Technologien und Innovationen sind zwischen 2005 und 2019 um 3,4 Prozent pro Jahr angewachsen. In den knapp eineinhalb Jahrzehnten zuvor lag dieses Plus bei nur 1,4 Prozent per anno. Das stellen die Ökonomen von KfW Research in ihrem aktuellen "Fokus Volkswirtschaft" fest. Die Studie untersucht die FuE-Entwicklung in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich. Dieser zeigt, dass die Dynamik der Investitionen in Deutschland ab 2005 höher ist, als in anderen großen Industrieländern wie beispielsweisse in Japan, Frankreich oder Großbritannien. Mit den Steigerungsraten in Staaten wie China, Südkorea oder Israel kann sie allerdings nicht mithalten.
Hightech-Strategie zeigt Wirkung
Die dennoch deutlich besseren Werte führen die Experten von KfW Research auf die umfassende Neuausrichtung der Forschungspolitik in der Bundesrepublik zurück. Diese habe ab 2006 klare Prioritäten für verstärkte Investitionen in Forschung und neue Technologien gesetzt, sei langfristig angelegt und adressiere neben dem Unternehmenssektor auch die Hochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Im Zuge dieser Hightech-Strategie der Bundesregierung seien nicht nur neue inhaltliche Schwerpunkte für die FuE-Förderung des Bundes gesetzt, sondern auch für viele Förderprogramme mehr Mittel bereitgestellt worden.
Dabei begünstige die Branchenstruktur mit einem hohen Anteil an vergleichsweise FuE-intensiven Sektoren das Wachstum der Ausgaben, heißt es in der Analyse. Dennoch konzentrieren sich diese laut der Ökonomen jedoch noch immer auf wenige Wirtschaftszeige. Dies gelte insbesondere für den Automobilbau, auf den 37 Prozent der Investitionen in der deutschen Wirtschaft und rund vier Fünftel ihres Zuwachses seit 2009 entfallen.
Staatliche Finanzierung seit Jahren rückläufig
Hinzu kommt, dass staatliche Fördermaßnahmen, wie auch in anderen Ländern, rückläufig sind. So ging dem Report zufolge der Anteil der staatlichen Finanzierung an den gesamten FuE-Ausgaben der Wirtschaft in Deutschland von über zehn Prozent Anfang der 1990er Jahre auf 3,2 Prozent im Jahr 2019 zurück. In den Vergleichsländern kam es zu einem Rückgang von durchschnittlich rund 15 auf gut vier Prozent.
Der deutsche Staat habe sich aus der direkten Finanzierung von wirtschaftlicher Forschung insgesamt als auch aus Zuschussprogrammen für Einzelprojekte zurückgezogen. Stattdessen fokussiere er sich stark auf die Förderung von Verbundforschung sowie der FuE-Finanzierung in der Wissenschaft.
Mehr FuE-Anreize schaffen
Dabei werde nicht nur in etlichen Wirtschaftszweigen weniger für Forschung ausgegeben als in den Vergleichsländern, sondern auch in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Diese Firmen stellen laut Studie "ein großes Potenzial für den weiteren Ausbau der FuE-Kapazitäten in Deutschland dar". "Die Entwicklung seit 2005 hat gezeigt, dass sich mit einer konzertierten Initiative, die die politischen Prioritäten in Richtung Forschung und Innovation verschiebt und die eine langfristige Perspektive einnimmt, eine gesamtwirtschaftliche Wende hin zu höheren FuE-Aktivitäten erreichen lässt", lautet daher das Fazit der Studienautoren.
Sie fordern von der Politik, mehr Anreize für Mittelständler über alle Sektoren hinweg zu setzen. Dies könne bespielsweise durch eine stärkere Förderung von Digitalisierungsprojekten geschehen. Auch zeige sich, dass das Zusammenspiel von FuE und anderen immateriellen Investitionen als Produktivitätstreiber wirkt.