Skip to main content

2023 | Buch

Wirtschaftsgeographie Deutschlands

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Der Wirtschaftsstandort Deutschland aus geographischer Perspektive

In diesem Buch wird der Wirtschaftsstandort Deutschland aus geographischer Perspektive betrachtet. Berücksichtigung finden dabei sowohl die internationale Einbettung wie Außenhandel, Direktinvestitionen oder Warenketten als auch die nationalen räumlichen Entwicklungen. Aufgegriffen werden langfristige Veränderungen wie der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ebenso wie aktuelle Trends, wie beispielsweise die Energiewende, die Elektromobilität, das Online-Shopping oder der Wohnungsmarkt.

Die einzelnen Kapitel betrachten jeweils spezielle Wirtschaftsbereiche in ihrer räumlichen Dimension und stellen eine Verbindung zwischen allgemeinwissenschaftlichen Grundlagen sowie Modellen und dem realwirtschaftlichen empirischen Befund her. Herausgearbeitet werden die nationalen Entwicklungen und die räumlichen Unterschiede zwischen West und Ost sowie Zentren und Peripherie. Alle Autor*innen sind etablierte Wirtschaftsgeograph*innen, die ihre speziellen Branchenkenntnisse einbringen. Die Neuauflage stellt nicht nur eine Aktualisierung dar, sondern es werden auch neue Entwicklungen diskutiert und zusätzliche Themenfelder aufgegriffen.

Das vorliegende Buch spricht nicht nur Wissenschaftler*innen und Studierende an, sondern alle am Themenfeld Wirtschaft und Raum Interessierten. Entsprechend ist der konzeptionelle Ansatz, alle Ausführungen und Inhalte mit zahlreichen Abbildungen, Karten und Tabellen zu belegen und zu veranschaulichen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
16. Erratum zu: Wirtschaftsgeographie Deutschlands
Elmar Kulke

Allgemeine Übersichten

Frontmatter
1. Sektoraler Wandel der Wirtschaft
Zusammenfassung
Üblicherweise erfolgt eine Zuordnung der wirtschaftlichen Aktivitäten in drei Sektoren: Betriebe des primären Sektors (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) erzeugen materielle Güter organischer Natur (z. B. Agrarprodukte), im sekundären Sektor (z. B. Handwerk, Industrie) werden materielle Güter verarbeitet bzw. anorganische Urprodukte bearbeitet (z. B. Bergbau), und Betriebe des tertiären Sektors (Dienstleistungen) erbringen immaterielle Leistungen. Als wichtige Merkmale der immateriellen Leistung des Dienstleistungssektors (z. B. Beratung, Transport oder Haarschnitt) gelten deren fehlende Lagerfähigkeit, sowie dass Anbieter und Nachfrager in unmittelbaren Kontakt treten müssen (Interaktion), während die Leistung erbracht wird (Uno-actu-Prinzip). Diese Merkmale der Aktivitäten haben Standortkonsequenzen. Die materiellen Produkte des primären und sekundären Sektors können getrennt von der Nachfrage erstellt und dann zu den Nachfragern transportiert werden; entsprechend beeinflussen spezielle komparative Standortvorteile die Standortwahl und Standortverteilung. Dagegen müssen bei der Erstellung von immateriellen Dienstleistungen Anbieter und Nachfrager an einem Standort zusammenkommen; dies führt zu einer räumlichen Streuung der Standorte entsprechend der Verteilung der Nachfrager. Die Zuordnung von Aktivitäten in die drei Sektoren basiert auf betrieblichen Einheiten und weist dadurch Unschärfe auf. Denn große Industriebetriebe erstellen intern vielfältige selbst benötigte Dienstleistungen und Dienstleistungsbetriebe erbringen auch handwerkliche Leistungen. Auch relativiert sich die Immaterialität der Leistungen des Dienstleistungssektors durch moderne Technologien teilweise (eine CD speichert die Musik eines Konzerts, Einkommenssteuersoftware ist permanent zuhause verfügbar) und der unmittelbare Kontakt zwischen Anbieter und Nachfrager kann in manchen Bereichen über moderne Kommunikationsmedien erfolgen (Anruf in einem Call-Center). In hoch entwickelten Wirtschaften hat der Dienstleistungssektor dominierende Bedeutung und deshalb erfolgt eine weitere Untergliederung in einen tertiären Sektor, mit eher klassischen arbeitsintensiven Leistungen (z. B. Friseur, Einzelhandel, Wartung, Wachschutz), und einen quartären Sektor mit humankapitalintensiven Leistungen (z. B. Forschung, Marketing, Werbung).
Elmar Kulke
2. Regionale Disparitäten sowie regionale und kommunale Wirtschaftspolitik
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag thematisiert regionale Disparitäten im sozioökonomischen Entwicklungsstand, vor allem räumliche Ungleichgewichte in der Verteilung von Wohlstand und Wachstumschancen sowie darauf bezogene Politik. Wirtschaftliche Aktivitäten verteilen sich nicht gleichmäßig im Raum. Stattdessen ist die räumliche Struktur der Wirtschaft normalerweise durch ein Nebeneinander von Konzentrationen und leeren Gebieten geprägt. Die Verteilung des Wohlstands macht keine Ausnahme: Regionale Disparitäten im sozioökonomischen Entwicklungsstand sind die Regel. In bestimmten Fällen sind sie sogar Ausdruck einer effizienten räumlichen Wirtschaftsstruktur. Dennoch gibt es eine Reihe von Gründen, über räumliche Einheitlichkeit oder Homogenität von Wohlstand und Wachstum nachzudenken.
Ingo Liefner, Kerstin J. Schäfer
3. Regionale Arbeitsmärkte und neue Arbeitswelten
Zusammenfassung
Der Beitrag setzt sich mit regionalen Arbeitsmärkten und neuen Arbeitswelten in der Bundesrepublik Deutschland auseinander. Der gesamtdeutsche Arbeitsmarkt kann dabei sowohl als eine Aggregation von regionalen Arbeitsmärkten als auch ein Sammelsurium neuer Arbeitswelten verstanden werden, die sich in Austauschbeziehungen miteinander befinden und durch eine Reihe von wirtschaftlichen, sozialen, rechtlichen und zivilgesellschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmt werden. Handlungsleitend für dieses Kapitel ist eine räumlich differenzierte Perspektive, die regionale Disparitäten anhand ausgewählter Indikatoren (z. B. Erwerbsbeteiligung) thematisiert, Wechselbeziehungen zwischen Arbeitsmarktregionen (z. B. regionale Mobilität) aufzeigt und regionale Arbeitsmarktpolitiken vorstellt. All das geschieht vor dem Hintergrund der Entstehung von neuen Arbeitswelten (z. B. transnationale Arbeitsmärkte, Homeoffice, Digitalisierung von Arbeit) und deren räumlichen Wirkungen.
Lech Suwala, Janet Merkel
4. Globale Einbettung der deutschen Wirtschaft
Zusammenfassung
Der Außenhandel umfasst die grenzüberschreitenden Einfuhren/Importe und Ausfuhren/Exporte von Gütern und Dienstleistungen. Häufig steht bei der Analyse der Handel mit materiellen Gütern (Agrar- und Industrieprodukte) im Mittelpunkt. Diese bilden nicht nur den historischen Ursprung des Außenhandels, sondern sind aufgrund der Materialität und der Notwendigkeit des physischen Transportes auch statistisch leichter zu fassen. Der Handel mit Industrieprodukten war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die dynamischste Komponente des Außenhandels. Getrieben wurde diese Dynamik zunächst durch die Verlagerung von Industrien in Staaten mit niedrigeren Lohnkosten (z. B. im Bereich der Textilindustrie) und später durch die räumliche Aufspaltung komplexer globaler Wertschöpfungsketten (z. B. im Bereich der Elektronikindustrie). Insbesondere die räumliche Aufspaltung von Wertschöpfungsketten hat zu einer Vervielfachung der Handelsvolumina geführt, da nicht mehr nur Endprodukte zwischen Staaten gehandelt werden, sondern ein Großteil der Warenströme auf Komponenten und Zwischenprodukte entfällt (zum Verhältnis von Handel und Wertschöpfung vgl. ► Exkurs 4.1). Für Deutschland ist der Handel mit Industrieprodukten aufgrund der sektoralen Spezialisierung der deutschen Wirtschaft in verschiedenen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes (insbes. Fahrzeug- und Maschinenbau) von herausragender Bedeutung.
Daniel Schiller

Sektoren und Branchen der Wirtschaft

Frontmatter
5. Landwirtschaft und ländliche Räume
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie den negativen Umweltwirkungen einer in vielen Bereichen industrialisierten Produktion steht die Landwirtschaft in Deutschland vermehrt im kritischen Fokus einer breiten Öffentlichkeit (Feindt et al. 2019). Ein gestiegenes gesellschaftliches Interesse an gesunden Lebensmitteln, ökologischer Nachhaltigkeit sowie Belangen des Tierwohls treffen hierbei auf Fragen der ökonomischen Rentabilität der Produktion und damit der Einkommenssicherheit der Landwirte sowie bezahlbarer Verbraucherpreise für alle Bevölkerungsschichten (vgl. Dannenberg 2020). Hinzukommt eine fortschreitende Globalisierung sowie ein immenser politischer Einfluss auf europäischer (EU-Agrarsubventionen) und nationaler Ebene (z. B. Energiewende), der den Agrarsektor in Deutschland in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert hat.
Peter Dannenberg, Alexander Follmann
6. Bergbau und rohstofforientierte Industrien
Zusammenfassung
Bergbau und rohstofforientierte Industrien sind Wirtschaftsbereiche, die in hohem Maße standortabhängig sind, da sie sich nach natürlich vorkommenden Ressourcen richten müssen. Ein Standort ist der vom Menschen für bestimmte Nutzungen ausgewählte Ort, an dem unterschiedliche wirtschaftliche oder soziale Gruppen im Raum agieren. In der Wirtschaftsgeographie ist dies der Ort der Wertschöpfung, bei dem die Produktionsfaktoren für die Leistungserstellung zusammengeführt werden. Damit handelt es sich um den geographischen Ort, an dem ein Wirtschaftsbetrieb aktiv ist, d. h. Güter erstellt oder verwertet werden, und der sich durch physische, ökologische, ökonomische, soziale, kulturelle usw. Bedingungen auszeichnet (Haas und Neumair 2015, S. 13).
Hans-Dieter Haas, Simon-Martin Neumair, Dieter Matthew Schlesinger
7. Energiewirtschaft und Energieversorgung
Zusammenfassung
Gewinnung, Umwandlung, Verteilung und Verwendung von Energie sind immer mit einer Beeinflussung der Umwelt verbunden. Bei der Erfassung der Raumbeanspruchung ist daher stets die gesamte Kette von der Rohstoffgewinnung über die Nutzung beim Endverbraucher bis zur Entsorgung zu berücksichtigen. Fossile Energieträger sind endlich und bei ihrer Verbrennung fallen CO2-Emissionen an. Stein- und Braunkohle stellten lange Zeit das Fundament der deutschen Energieversorgung dar, bis sie weitgehend von Erdöl- und Erdgas sowie Atomkraft abgelöst wurden. Der Braunkohlebergbau, als flächenextensiver Tagebau in den Revieren geführt, verändert die Landschaft dramatisch. Die Gewinnung von Steinkohle ist seit den 1960er-Jahren in Deutschland unrentabel und seit Ende 2018 vollständig eingestellt. Erdöl und Erdgas müssen überwiegend importiert werden, was eine hohe Abhängigkeit von Drittstaaten bedeutet. Bei der Nutzung der Kernenergie ist die Frage nach einer sicheren Endlagerung ausgedienter Kernbrennstäbe ungelöst und es besteht die Gefahr von Reaktorunfällen. Damit gewinnt seit einigen Jahren der Ausbau erneuerbarer Energiequellen an Bedeutung, der allerdings zu Preissteigerungen führt. Ferner sind erneuerbare Energien in puncto Versorgungssicherheit deutlich unzuverlässiger. Schließlich gehen auch von ihnen zum Teil gravierende Raumwirkungen aus, wenn auch CO2-Emissionen ausbleiben.
Hans-Dieter Haas, Simon-Martin Neumair, Dieter Matthew Schlesinger
8. Automobilindustrie
Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt die ökonomische, soziale und ökologische Relevanz der Automobilindustrie dar und zeigt aktuelle Entwicklungen auf, wie Globalisierung, neue Technologien und nachhaltige Produktion.
Martina Fuchs, Johannes Westermeyer
9. Hightech-Industrien und die Herausbildung regionaler Innovationssysteme in Deutschland
Zusammenfassung
Seit Mitte der 1980er-Jahre setzt die Innovationsforschung in zunehmendem Maß auf die Analyse sog. Innovationssysteme (Freeman und Soete 1997). Damit trägt sie dem komplexen Vorgang von Innovationsprozessen Rechnung, der nicht wie in neoklassischen Theorien linear verläuft und von unternehmerischen Einzelentscheidungen abhängt. Vielmehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Innovationen sehr stark von Rückkopplungsprozessen zwischen unterschiedlichen Akteuren und somit eher von Verflechtungsbeziehungen zwischen Unternehmen und ihrem Umfeld abhängig sind. Das Unternehmensumfeld prägt in zweierlei Hinsicht die betrieblichen Innovationsaktivitäten: Zum einen suchen innovationsbereite Unternehmen die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, um Wissen, Informationen und andere Ressourcen zu erhalten bzw. gemeinsam Problemlösungen zu entwickeln und sich auszutauschen. Diese Akteure können andere Unternehmen wie z. B. Zulieferer, Abnehmer, Wettbewerber, aber auch Universitäten, sonstige Forschungseinrichtungen, Banken und Regierungsstellen sein. Zum anderen wirkt sich das Unternehmensumfeld, das sich im Zeitverlauf verändern kann, auch auf das Verhalten der Unternehmen aus. Die soziale und kulturelle Einbettung, die institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen wie gesetzliche Grundlagen, technische Normen oder die vorhandene Infrastruktur beeinflussen unternehmerische Entscheidungen. In diesem Sinne sind Innovationen Ergebnis des Zusammenwirkens unterschiedlicher Akteure, deren Handeln durch die Umfeldbedingungen beeinflusst wird. Die umfassende Analyse von Innovationssystemen muss die Vielzahl von Einflussfaktoren berücksichtigen.
Javier Revilla Diez, Moritz Breul
10. Strukturwandel im Einzelhandel
Zusammenfassung
Seit Jahrtausenden wird Handel betrieben und werden Waren an Endverbraucher verkauft. Jedoch beschränkte sich in traditionellen Gesellschaften mit einem hohen landwirtschaftlichen Subsistenzanteil der großräumige Handel auf wenige benötigte, aber nicht überall verfügbare Produkte (z. B. Salz, Wein, Tücher). Überwiegend stellten lokale Handwerker, wie Metzger, Schuster, Schneider und Tischler, Güter des alltäglichen und längerfristigen Bedarfs in Einzelfertigung her und verkauften diese an Konsument*innen der unmittelbaren Umgebung. Ein Einzelhandelssystem, mit dem Verkauf von in großen Stückzahlen hergestellten Produkten, wie wir es heute kennen, entwickelte sich erst in der Industrialisierungsphase des 19. Jahrhunderts. Mit der Herstellung von standardisierten Produkten in großen Manufakturen und Fabriken kam es zu einer räumlichen Trennung zwischen Produktion und Konsum. Entsprechend musste ein Distributions- und Verkaufssystem entwickelt werden, welches die in wenigen Industriebetrieben hergestellten Güter an die dispersen Standorte der Verbraucher*innen lieferte (Kulke 2006a). Es entstanden Ladengeschäfte, die Industriewaren (z. B. Schuhe in Standardgrößen mit festen Preisen statt vom Schuster handgefertigte Stiefel) verkauften. Mit dem Auftreten dieses Einzelhandelssystems mit Verkaufsniederlassungen, wie Lebensmittelläden, Warenhäusern oder Fachgeschäften, entstand ein Netz von Versorgungsstandorten sowie ein Zentrensystem, und in den Großstädten erfolgten Citybildungsprozesse (Kulke 2020a).
Elmar Kulke
11. Mobilität, Verkehr und Logistik
Zusammenfassung
Mobilität, Logistik und Verkehr sind ein Teilgebiet der Wirtschaftsgeographie. Sie ermöglichen erst ein arbeitsteiliges Wirtschaftssystem und sind zugleich Folge wachsender wirtschaftsräumlicher Verflechtungen. Die funktionalen Verflechtungen spiegeln sich in den räumlichen Strukturen und dem entstehenden Verkehr, der physischer Ausdruck der realisierten Ortsveränderung von Personen, Gütern und Nachrichten zwischen Standorten ist. Die durch Verkehrsinfrastrukturen verbundenen Standorte erschließen Märkte, sie sind damit eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung räumlicher Arbeitsteilung. Insofern handelt es sich hier nicht nur um einen Teilbereich der (Dienstleistungs-)Wirtschaft, sondern um einen zentralen Faktor der Raumentwicklung: Verkehr ist zugleich der Ausgangspunkt und das Produkt räumlicher Organisation bzw. Entwicklung. Die Verkehrsentwicklung verändert sich in Art, Richtung und Intensität unter dem Einfluss von Globalisierung, technologischem Fortschritt und Wandel der Alltagswelt sowie durch Infrastrukturentwicklung und politische Regulierungen. Zudem differenziert sich durch die Übernahme bzw. Bereitstellung der Transportfunktion als Dienstleistung die Verkehrs- und Logistikwirtschaft immer weiter aus.
Heike Flämig, Cordula Neiberger
12. Der deutsche Wohnungsmarkt
Zusammenfassung
Für eine wirtschaftsgeographische Betrachtung und Bewertung der Immobilie sind drei wesentliche Aspekte zu berücksichtigen, welche sie von anderen Wirtschaftsgütern unterscheiden: die (1) lagegebundenen Charakteristika der Immobilie, aus welchen sich (2) betriebswirtschaftliche Besonderheiten sowie (3) volkswirtschaftliche Merkmale des Immobilienmarktes ergeben. Diese drei Kriterien strukturieren den ersten Abschnitt dieses Kapitel, bevor im Weiteren die Geschichte sowie Strukturen des deutschen Wohnungsbestandes dargelegt werden. Abschließend wird mit der Globalisierung der deutschen Wohnungswirtschaft ein zentraler aktueller Trend auf dem deutschen Wohnungsmarkt diskutiert.
Robert Kitzmann
13. Das deutsche Banken- und Finanzsystem im Spannungsfeld von internationalen Finanzmärkten, regionaler Orientierung sowie Klima- und Nachhaltigkeitszielen
Zusammenfassung
Neue technische Möglichkeiten und regulative Veränderungen haben das Banken- und Finanzsystem sowie die traditionell auf nationale Märkte und Produkte ausgerichteten Angebots- und Nachfragestrukturen grundlegend verändert. Inzwischen ist die Internationalisierung der Finanzströme, -akteure und -produkte auch in Deutschland weit fortgeschritten. Dennoch weist das deutsche Finanzsystem spezifische Eigenschaften und Besonderheiten auf, welche die Strukturen der Unternehmensfinanzierung prägen und damit für die Regionalentwicklung wichtig sind. Hierzu gehören die dominierende Rolle der Banken bei einer allerdings wachsenden Kapitalmarktorientierung (► Abschn. 13.1), die Organisation der Banken in drei Säulen mit der großen Bedeutung von Sparkassen und Kreditgenossenschaften für die Finanzierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) (► Abschn. 13.2) und die daraus resultierende dezentrale Organisation des deutschen Banken- und Finanzsystems (► Abschn. 13.3). Aus geographischer Sicht besonders spannend sind außerdem neue Entwicklungen wie nachhaltige und ethische (Des-)Investitionen, die im Kontext der Diskussionen zum Klimawandel sowie weiterer ökologischer Krisen und sozialer Probleme stehen (► Abschn. 13.4). Insgesamt unterliegt das Banken- und Finanzsystem damit seit vielen Jahren einem dynamischen Veränderungsprozess, der das Ergebnis institutionellen Wandels auf verschiedenen Ebenen ist und abschließend zusammenfassend analysiert wird (► Abschn. 13.5).
Britta Klagge
14. Kultur- und Kreativwirtschaft
Zusammenfassung
Die Bezeichnung Kultur- und Kreativwirtschaft hat sich erst in der letzten Dekade durchgesetzt. Im Zuge der wissenschaftlichen, aber auch der politischen Auseinandersetzung mit dem Sektor wurden zunächst sehr vielfältige Begriffe verwendet. Das Forschungsfeld selbst erhielt von Beginn an wichtige Impulse durch die Forschungsarbeiten von Scott (1996, 2000). Als einer der Ersten hat er auf die Wachstumsdynamik bestimmter Branchen hingewiesen, die er zusammenfassend als Cultural Products Industries bzw. als Cultural Economy bezeichnete. Die politische Debatte wurde insbesondere in Großbritannien in der Zeit der Labour-Regierung unter Tony Blair vorangetrieben. Im Wahlkampf 1996 wurde das wirtschafts- und kulturpolitische Modernisierungskonzept der britischen Labour-Partei noch unter dem Begriff der Cultural Industries propagiert. Nach dem Wahlsieg und der Regierungsübernahme wurden ein Jahr später die konzeptionellen und politischen Grundpositionen überarbeitet und mit dem neuen Etikett der Creative Industries versehen. Auch durch Slogans wie „Cool Britannia“ sollte in dieser Zeit das Bild eines neuen, modernen Großbritanniens transportiert werden (Lange 2007; Sailer und Papenheim 2007). In Deutschland hat insbesondere Krätke (2002) den Begriff der Kulturökonomie in die breite fachwissenschaftliche Diskussion eingeführt. Die Bedeutung der Kulturökonomie als Forschungsfeld der Wirtschaftsgeographie wurde von Mossig (2005, 2006) dargelegt.
Ivo Mossig
15. Tourismuswirtschaft
Zusammenfassung
Viele Definitionen von Tourismus weisen ein stark nachfrageorientiertes Verständnis von Tourismus auf (► Exkurs 15.1). Gleichwohl setzt sich die (regional-)wissenschaftliche Tourismusforschung auch mit der Angebotsseite auseinander. Dies gilt sowohl für die touristischen Produkte (z. B. Beherbergungsbetriebe) und deren regionale Verteilung (z. B. Beherbergungskapazitäten) als auch für die auf der Angebotsseite agierenden touristischen Leistungsträger (z. B. Hotelbetreiber).
Jürgen Schmude, Elisabeth Bartl
Backmatter
Metadaten
Titel
Wirtschaftsgeographie Deutschlands
herausgegeben von
Elmar Kulke
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-65070-7
Print ISBN
978-3-662-65069-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-65070-7