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2024 | Buch

Wirtschaftskriminalität

Entwicklung, Einflüsse und Erscheinungsformen

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Über dieses Buch

Zwischen den illegalen Absprachen und Bestechungshandlungen im alten Ägypten und den Cyberdelikten des 21. Jahrhunderts liegen hunderte von Jahren. Das Phänomen Wirtschaftskriminalität hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt und doch haben sich die Erscheinungsformen in ihren Grundzügen wenig verändert. Nach wie vor werden Vertrauensverhältnisse missbraucht sowie bestehende Vorschriften umgangen. Das vorliegende Buch zeigt auf, welche Themengebiete bei der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität zu berücksichtigen sind, welche Erscheinungsformen bestehen und weshalb die Gesellschaft, die Unternehmen sowie die Behörden in der Verantwortung sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Das Phänomen der Wirtschaftskriminalität ist nicht neu, hat aber in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Einerseits dürfte die beachtliche Zahl an großen und medienträchtigen Fällen dazu geführt haben, dass die Gesellschaft vermehrt auf die Thematik aufmerksam wurde. Andererseits dürften aber auch die Kriminellen das ihrige beigetragen haben, um der Wirtschaftskriminalität aus ihrem Schattendasein zu verhelfen. So entwickelten sie mit fortschreitender Digitalisierung verschiedene Vorgehensweisen und Deliktsformen, die global anwendbar waren, was die Handlungen für die kriminellen Organisationen zunehmend lukrativ machte. Die damit einhergehende Professionalisierung ließ nicht nur die Zahl der Angriffe, sondern auch die Schadenssummen markant steigen. Über die Auswirkungen dieser Handlungen auf die Unternehmen, die Volkswirtschaft sowie auf die Gesellschaft lassen sich keine detaillierten Aussagen machen. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen allerdings, dass der überwiegende Teil der kriminellen Vorgehensweisen nicht an die Öffentlichkeit gelangt, sondern im Dunkelfeld verbleibt. Es ist anzunehmen, dass das Ausmaß beträchtlich ist.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
2. Die Entstehung und Entwicklung des Phänomens der Wirtschaftskriminalität
Zusammenfassung
Schon lange bevor der Begriff Wirtschaft eingeführt wurde, haben Menschen andere manipuliert, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Bereits im alten Ägypten gehörten illegale Absprachen und Bestechungshandlungen zum Alltag. Sie wurden eingesetzt, um die beste Ware zu erhalten und das Überleben zu sichern (El-Saady 1998, S. 295 ff.). Viele der Handlungen, die in der damaligen Zeit gesellschaftlich akzeptiert waren, entsprechen heute nicht mehr den Gepflogenheiten. So war es in der Schweiz einst möglich, bezahlte Bestechungsgelder von den Steuern abzuziehen (Roelli 2017, S. 151). Heute wäre so etwas nicht mehr denkbar. Auch die Verbote wettbewerbswidriger Geschäftsaktivitäten, insbesondere von Kartellen (Sherman Antitrust Act von 1890), sowie der Abfalldeponierung in den Ozeanen (Ocean Dumping Act von 1972) wurde erst im Laufe der Zeit erlassen. Und bereits damals stand die Gesellschaft vor denselben Herausforderungen, wie wir diese auch heute kennen. Es finden sich immer Länder, die abweichende Meinungen und Ansichten haben und bei uns unter Strafe gestellte Handlungen als legal betrachten (Schweizerische Eidgenossenschaft 2016, Abs. 1 ff.).
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
3. Die drei Einflussbereiche
Zusammenfassung
Für das interdisziplinäre Phänomen der Wirtschaftskriminalität sind die für die Erklärung von Konzepten oftmals verwendeten Säulen nicht geeignet. Um der Komplexität der Beziehungen der Bereiche Recht, Wirtschaft und IKT sowie deren Einflussbereichen gerecht zu werden, ist ein Venn-Diagramm zweckmäßiger. Insbesondere spiegelt sich in diesem das multidisziplinäre Zusammenspiel der verschiedenen Bereiche besser wider.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
4. Recht
Zusammenfassung
Kriminelle Handlungen führen stets zur Entstehung von zivil- und strafrechtlichen Verantwortlichkeiten. In der Praxis nehmen deren Beurteilungen einen großen Teil der Aufarbeitung der Geschehnisse ein und sind insbesondere für die Geschädigten, also die Geprellten eines wirtschaftskriminellen Vorgangs, von großer Wichtigkeit. Denn nicht selten geht es dabei um beachtliche Beträge.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
5. Wirtschaft
Zusammenfassung
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg erzielte die Schweiz die höchste Wirtschaftsleistung pro Arbeitskraft unter allen Industrieländern der westlichen Welt. Dieser Wohlstand konnte bis heute erhalten werden (Halbeisen et al. 2012, S. 15). Aufgrund der politischen Stabilität sowie den tiefen Steuern konnte sich die Schweiz als attraktiver Standort für Unternehmen etablieren und über die Jahre zu einem der weltweit führenden und wettbewerbsfähigsten Finanzzentren entwickeln (Schreiber und Wehrli-Ducaud 2013, S. 1). Darüber hinaus dürfte das enorme Wachstum und der damit einhergehende internationale Erfolg der Banken und Finanzdienstleister auch dadurch ermöglicht worden sein, dass die Branche vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 von einer stabilen Währung, intakten internationalen Geschäftsbeziehungen sowie von einer zurückhaltenden Steuer- und Finanzpolitik profitieren konnte. Somit konnte die gesamte Energie in die Steigerung der verwalteten Kundengelder und die Gewinnerzielung gesteckt werden (Mazbouri et al. 2012, S. 468 ff.). Die Kehrseite davon war, dass die Schweiz nicht nur als erfolgreicher Wirtschaftsplatz, sondern auch als internationales Steuerparadies Berühmtheit erlangte (Hotori et al. 2022, S. 87 ff.; Mazbouri et al. 2012, S. 468 ff.). Aber auch Privatpersonen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auf illegalem Weg bereichert. Die wirtschaftliche Tätigkeit bietet aber nicht nur eine Vielzahl von Möglichkeiten, um wirtschaftskriminelle Handlungen auszuüben, sondern arbeitet auch mit Instrumenten und Hilfsmittel, die sich zur Verdeckung von regelwidrigem Verhalten eignen. Um solche Vorgehensweisen präventiv zu verhindern, sind grundlegende Kenntnisse über das Zusammenspiel der Akteure des Finanzplates Schweiz sowie der Regeln der guten Unternehmensführung zentral.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
6. Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)
Zusammenfassung
Wie bereits in den Ausführungen über die drei Einflussbereiche (Kap. 3) erwähnt, ist die IKT aufgrund der fortschreitenden Technologisierung in der Wirtschaftskriminalistik nicht mehr wegzudenken. Unter IKT sind sämtliche Datenverarbeitungs- und Kommunikationsanwendungen, die auf technischen Hilfsmitteln beruhen, wie beispielsweise Hard- und Software für Datenverarbeitungsgeräte, zu verstehen. In der Wirtschaftskriminalität wird die IKT nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als unterstützendes Werkzeug bei der Ausübung von Delikten eingesetzt. Darüber hinaus dient die IKT den Kriminellen als Betätigungsfeld, um unrechtmäßige Handlungen vorzunehmen (Antinori 2008, S. 23 ff.). Der Begriff IKT-Kriminalität, respektive ICT-Crime, wird häufig als Überbegriff für Computer-, Cyber- oder High-Tech-Kriminalität verwendet (Kleve et al. 2011, S. 162).
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
7. Wirtschaftskriminalität im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung
In Bezug auf die Betrachtung der Entwicklung der Wirtschaftskriminalität in der Schweiz fällt auf, dass keine umfassenden Statistiken oder Studien vorliegen. Man findet einzig amtliche Statistiken und vereinzelte, private Studien über Untersuchungen in Unternehmen. Während die amtlichen Statistiken lediglich Angaben zu den untersuchten und beurteilten Wirtschaftsstraftaten enthalten, basieren die von den grösseren Beratungsunternehmen veröffentlichten, privaten Studien auf Umfragen oder Medienanalysen. Eine Analyse der amtlichen Statistiken zu den klassischen Wirtschaftsstraftaten Betrug (Art. 146 StGB), Veruntreuung (Art. 138 StGB) und ungetreue Geschäftsbesorgung (Art. 158 StGB) lässt im Zeitraum von 2013 bis 2022 eine deutliche Zunahme der polizeilich registrierten Wirtschaftsstraftaten erkennen. Es ist zudem davon auszugehen, dass eine hohe Anzahl wirtschaftskrimineller Handlungen nicht zur Anzeige gebracht wird. Folglich dürften die Zahl der effektiv begangenen Wirtschaftsdelikte um ein Vielfaches höher liegen
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
8. Definition des Phänomens
Zusammenfassung
Wie in den vorangegangenen Kapiteln aufgezeigt wurde, wird das Phänomen der Wirtschaftskriminalität durch die Bereiche Recht, Wirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) beeinflusst und lässt sich demnach nicht in ein oder zwei Sätzen definieren. Vielmehr ist dabei die gesamte Komplexität des Phänomens zu berücksichtigen.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
9. Die verschiedenen Erscheinungsformen
Zusammenfassung
Diverse Ökonomen und Soziologen sind sich einig, dass Wirtschaftskriminalität nicht nur die Weltwirtschaft negativ beeinflusst, sondern darüber hinaus ernsthafte soziale Probleme verursacht (Akerlof und Shiller 2009, S. 3 ff.; Steffensmeier et al. 2013, S. 448 ff.). Folglich stellt sich unweigerlich die Frage, welche Motivation die Täter*innen zu solchen Handlungen bewegt und wer davon betroffen sein kann.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
10. Wahrnehmung der Verantwortung
Zusammenfassung
Wie die Praxis zeigt, sind Unternehmen weitaus häufiger von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen, als Private, der Staat oder die Umwelt. Dabei finden sie sich allerdings nicht nur in der Rolle der Geschädigten wieder. Kommen sie als Täter infrage, sehen sie sich regelmäßig unangenehmen Fragen über die Wahrnehmung ihrer Verantwortung gegenüber. So zum Beispiel, wenn die Führungspersonen ihren besonderen Pflichten, wie unter anderem dem Schutz des Unternehmensvermögens, nicht ausreichend nachkommen. Für den vorausschauenden Umgang mit solchen Bedrohungslagen benötigen die Betroffenen ein Konzept, das einerseits Maßnahmen zur Vermeidung und Aufdeckung wirtschaftskrimineller Handlungen enthält und andererseits auch die in solchen Situationen erforderlichen Vorgehensweisen umfasst. Dieses sollte auf den Grundlagen der Wirtschaftskriminalistik aufgebaut sein, die Techniken der Untersuchungsführung berücksichtigen und Abläufe zur Krisenbewältigung beinhalten.
Claudia V. Brunner, Susanne Grau, Katrin Urbach
Backmatter
Metadaten
Titel
Wirtschaftskriminalität
verfasst von
Claudia V. Brunner
Susanne Grau
Katrin Urbach
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-45908-6
Print ISBN
978-3-658-45907-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-45908-6

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