"Die jüngste konjunkturelle Delle markiert noch nicht den Beginn des Abschwungs. Der Boom ist noch nicht ausgereizt, auch wenn das Ende näher rückt", sagte Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW in Kiel. Für 2019 hält das Institut weiter an seiner Prognose von 2,3 Prozent fest und sieht Deutschland weiter in der Hochkonjunktur. Insbesondere die hohen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte durch Abgabensenkungen und Leistungsausweitungen sowie die Bauwirtschaft mit ihren anhaltend günstigen Geschäftsaussichten sorgen demnach für konjunkturelle Dynamik. Die Arbeitslosenquote dürfte auf unter 5 Prozent fallen, die Inflation bei rund 2 Prozent liegen.
Zollstreit ist nicht allein Schuld an Konjunkturdelle
Zum Jahresbeginn hätten sich insbesondere die Unternehmenserwartungen eingetrübt und die Auftragseingänge in der Industrie sowie die Exporte gingen deutlich zurück, nennt das IfW als Begründung für die aktuelle Senkung seiner Wachstumsprognose. Als Ursache sehen die IfW-Experten aber nicht alleine drohende und tatsächlich verhängte Strafzölle durch die USA, China und die EU. Auch die Grippewelle, viele Streiktage und eine hohe Anzahl an Ferientagen bremsten die wirtschaftliche Dynamik. Für das laufende Jahr revidieren die Konjunkturforscher ihre Prognose für die Zuwachsrate des BIP von 2,5 Prozent auf 2 Prozent nach unten.
"Die ruhigere Gangart der deutschen Wirtschaft im ersten Halbjahr gleicht einem Luftloch im konjunkturellen Höhenflug. Die Wirtschaftsleistung dürfte ab Mitte des Jahres vor allem aufgrund der starken Binnenkräfte und einer robusten Weltkonjunktur wieder beschleunigt anziehen. Damit rückt mehr und mehr die Frage ins Zentrum, wann die Produktionskapazitäten der deutschen Wirtschaft so überspannt sind, dass der Aufschwung Risse bekommt", sagte Kooths und führt aus: "Die aktuelle konjunkturelle Lage ist erheblichen Risiken und Unsicherheiten unterworfen. Von der Außenhandels- und Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten sowie von Unwägbarkeiten in der Europäischen Union gehen weiterhin erhebliche politische Risiken aus, welche die konjunkturelle Dynamik deutlich einbremsen können."