Die Auswirkungen der Pandemie werden laut DIW-Präsident Marcel Fratzscher die Wirtschaft noch lange begleiten. Ein Neustart sei erst möglich, wenn die Herdenimmunität der Bevölkerung erreicht ist.
Die Corona-Pandemie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in einer Bankenkrise münden, glaubt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Zwar gebe es Szenarien, dass durch die Lockdowns die Zahl der Insolvenzen und damit die Ausfallquote der Bankkredite ansteige und dass durch die anschließende Kreditverknappung weitere Unternehmenspleiten ausgelöst würden. Doch für diesen Teufelskreis sieht Fratzscher nur eine geringe Wahrscheinlichkeit.
Allerdings erwartet der DIW-Präsident in einer Online-Konferenz vor Wirtschaftsjournalisten, dass die derzeitigen Konjunkturprognosen für Deutschland zu optimistisch seien. Sie fußten im Moment alle darauf, dass der harte Lockdown Ende Januar beendet sei. Fratzscher sagt hingegen voraus, dass der wirtschaftliche Neustart erst erfolgen werde, wenn durch Impfungen eine Herdenimmunität erreicht sei.
Gesundheit und Wirtschaft gemeinsam schützen
Deshalb gibt es für den renommierten Ökonomen auch „keinen Widerspruch zwischen dem Schutz der Gesundheit und der Wirtschaft“. Der Professor hält es für richtig, dass der Staat in der akuten Pandemie Hilfsprogramme für Unternehmen auflegt. Allerdings müssten zum Neustart der Wirtschaft die Hilfen zurückgefahren werden, um den nötigen Strukturwandel nicht zu behindern.
Für DIW-Präsident Fratzscher sollte die dadurch entstehende Staatsverschuldung "unsere allerletzte Sorge" sein. Für einen Staat sei nicht der absolute Schuldenstand, sondern die Zinslast entscheidend. Und da gebe Deutschland aufgrund der niedrigen Zinsen im Moment nur 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung zur Bedienung von Krediten aus.
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