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23.04.2020 | Wirtschaftspolitik | Nachricht | Online-Artikel

Braucht Deutschland in der Krise den X-Faktor?

verfasst von: Stefanie Hüthig

2 Min. Lesedauer

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Um in der Corona-Pandemie Existenzen zu retten, nehmen Regierungen enorme Summen in die Hand. Doch können wir uns das leisten? Die Antwort des Makroökonomen Moritz Schularick fällt für die Bundesrepublik relativ eindeutig aus.

"We don´t need the x-factor here", "Wir brauchen den X-Faktor nicht", lautet eine Einschätzung von Moritz Schularick, Professor der Universität Bonn. Der Volkswirt, der zu Makroökonomik, internationaler Ökonomik und Wirtschaftsgeschichte forscht, sieht keine Notwendigkeit, die Schulden, die Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie macht, etwa mit einem Lastenausgleich zu verringern.

Aus dem am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Deutschen Stabilitätsprogramm 2020 geht hervor, dass die Bundesregierung als Folge der Viruskrise von einer Rekordneuverschuldung für dieses Jahr und einem gesamtstaatlichen Defizit von 7,25 Prozent des BIP ausgeht. Die Schuldenstandsquote als Anteil aller Schulden am BIP wird mit 75,25 Prozent angegeben. Ökonom Schularick kommt sogar auf einen Wert von 80 Prozent. 

Geschichte der Staatsschulden lässt hoffen

Warum sich Deutschland dennoch nicht fürchten muss, führte er in einem aktuellen Webinar des Leibniz Institutes for Financial Research SAFE an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, dessen Gastredner er war, zwei Gründe an:

  1. Deutschland hat mit 80 Prozent noch genug Abstand zu deutlich höheren Schuldenquoten, die in der europäischen Geschichte bereits zu beobachten waren und erfolgreich verringert wurden. Als Beispiel nannte Schularick unter anderem die Quote des Vereinigten Königreichs von 200 Prozent nach den Napoleonischen Kriegen im 19. Jahrhundert.
  2. Im Niedrigzinsumfeld könne Deutschland aus seinen Verbindlichkeiten wieder herauswachsen. Der Volkswirt schätzt, dass das Wirtschaftswachstum nach Corona wieder auf einen langfristigen Normalwert ansteigt und damit über dem Zinssatz liegt, der für die Rettungsmaßnahmen zu zahlen ist. Das führt zu einer Verringerung der Schuldenquote.

Fiskalischer Spielraum Deutschlands ist groß

Der Ökonom hält den fiskalischen Spielraum Deutschlands für groß. Das gelte jedoch nicht für alle europäischen Länder. Zugleich mahnt er eine Balance zwischen Schuldenmachen und Sparsamkeit an. Einerseits dürften die Verbindlichkeiten nicht ins Unendliche wachsen. Andererseits könnten harte Einschnitte wie in den Schuldenkrisen vieler südeuropäischer Länder der vergangenen Jahre auch nicht die Antwort sein.

Die Corona-Krise sei ein ökonomischer Schock wie aus dem Lehrbuch, so Schularick. Und in der Regel gelte dafür die Maßgabe: "Leihe es Dir von der Zukunft". Und auch die nächste Generation, argumentiert er, habe nichts von übertriebener Sparsamkeit, wenn sie längerfristig fatale Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung habe.

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