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12.09.2019 | Wirtschaftsprüfung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Abschlussprüfung steht vor der digitalen Revolution

verfasst von: Sylvia Meier

3:30 Min. Lesedauer

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In vielen Unternehmen sollen Digitalisierungsprojekte in der Finanzabteilung Prozesse vereinfachen. Doch diese Veränderungen wirken sich auch auf die Abschlussprüfung aus. Was ist zu erwarten?
 

Viele Prozesse in der Finanzabteilung sollen standardisiert und automatisiert werden. Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft PwC zeigt, dass neue Technologien vor allem bei

  • der Belegerkennung (83 Prozent),
  • dem direkten Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten (74 Prozent),
  • dem Zahlungsverkehr (70 Prozent),
  • Kommunikation (z. B. mit dem Wirtschaftsprüfer, 68 Prozent),
  • dem Ersatz von Excel-Spreadsheets (40 Prozent)

zur Anwendung kommen. 

Das zeigt: Die Akzeptanz neuer Technologien scheint bei den Umfrageteilnehmern enorm gestiegen zu sein. In der Vorgängererhebung von Ende 2017 waren die Studienteilnehmer noch deutlich weniger bereit, neue Technologien einzusetzen. Nur 22 Prozent dachten über eine entsprechende Anwendung bei der Belegerkennung nach, 19 Prozent in Bezug auf den Zahlungsverkehr und der Ersatz von Excel-Sheets war bei nur 14 Prozent in Diskussion. Besonders auffällig ist, dass heute verstärkt in der Kommunikation neue Technologien eingesetzt werden sollen. Der Anteil ist mit 68 Prozent gegenüber acht Prozent 2017 in die Höhe geschossen. Diese Veränderungen haben auch nachhaltige Effekte auf auf die Abschlussprüfung im Unternehmen.

Empfehlung der Redaktion

2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Der Prüfungsbericht als sprachliches Kunstwerk

Die Krönung deutscher Prüfungskunst ist der Bericht des Wirtschaftsprüfers über die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Der Prüfungsbericht wird auch als der konstruktive Teil der Prüfung bezeichnet und strotzt vor altbewährter Tradition.

Springer-Autor Philipp E. Zaeh beobachtet eine Vielzahl von Herausforderungen für den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer, vor allem durch die Digitalisierung und veränderte Rahmenbedingungen. In seinem Buchkapitel "Abschlussprüfung 2.0" erklärt er auf Seite 442: 

Zum einen sind der Prüfungsansatz und die anzuwendenden Prüfungstechniken auf die zunehmend digitalisierten und automatisierten Geschäftsprozesse der zu prüfenden Unternehmen auszurichten. Ferner steigt aufgrund einer wachsenden Anzahl an Manipulationen von Jahresabschlüssen auch die Komplexität der Abschlussprüfung, insbesondere im Hinblick auf die Beurteilung der Qualität und Integrität des Managements."

Massiver Wandel wird erwartet 

Für die PwC-Studie wurden im ersten Quartal 2019 die Entscheider aus dem Finanz- und Rechnungswesen von 100 Groß- und mittelständischen Unternehmen befragt. 86 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit massiven Veränderungen in der Abschlussprüfung. Jeder vierte Studienteilnehmer erwartet, dass der Automatisierungsgrad in der Abschlussprüfung infolge der Digitalisierung bis 2024 bei über 50 Prozent liegen wird. Eine Prognose die ambitioniert, nach Einschätzung von PwC jedoch nicht unmöglich ist.  

Was erhoffen sich die Entscheider von den Veränderungen durch die Digitalisierung? Vor allem das Interesse an KPI-Analysen zu einzelnen Geschäftsprozessen im Branchenvergleich ist hoch (43 Prozent). Das gilt allen voran für den Bereich der Datenanalysen.  Als die drei wichtigsten Einflussfaktoren auf die Abschlussprüfung nennen die Entscheider

  • Data Analytics (70 Prozent),
  • Cloud-Lösungen (57 Prozent) und 
  • Robotics (33 Prozent).

Wenn bereits neue Technologien zum Einsatz kommen, dann vor allem für die Berichterstellung und Dokumentation (61 Prozent), die Analyse von Konten im Hauptbuch (59 Prozent), die Geschäftsprozessanalyse (43 Prozent) und Kommunikationszwecke (57 Prozent). Als größte Hürde für dein Einsatz neuer Technologien sehen die Studienteilnehmer die hohen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit (79 Prozent).

KI hat großes Potenzial 

Springer-Autor Philipp E. Zaeh weist darauf hin, dass sich das Rollenbild des Wirtschaftsprüfers massiv verändern wird und neue Technologien, wie Blockchain oder Methoden der künstlichen Intelligenz eine große Bedeutung bekommen werden. 

Das spiegelt sich auch in den Studienergebnissen wieder. So sehen die Befragten vor allem folgende Anwendungsbereiche künstlicher Intelligenz:

  • Aufzeigen von Anomalien im Buchungsstoff (84 Prozent, Vorjahr: 34 Prozent)
  • Aufzeigen von Prozessschwächen (73 Prozent, Vorjahr: 25 Prozent)
  • Simulation zur Prüfung von Schätzungen und Prognoserechnungen (81 Prozent, Vorjahr: 19 Prozent)

Kommunikation mit dem Wirtschaftsprüfer ändert sich

Die Bereitschaft von Unternehmen, ihren Wirtschaftsprüfer auf die Reise in die digitale Welt mitzunehmen, ist groß. Vor allem bei der Kommunikation greifen immer mehr Unternehmen auf moderne Tools zurück. 41 Prozent nutzen bereits Tablets, vituelle Räume, Chatbots oder Ähnliches, um sich mit dem Abschlussprüfer auszutauschen. Die Erwartungshaltung der befragten Entscheider, bei der Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsprüfer neue Technologien einzusetzen, ist auch deutlich gestiegen. Und nur 43 Prozent glauben, dass der Wirtschaftsprüfer noch in fünf Jahren vor Ort prüfen wird. 

Das Vertrauen in den Abschlussprüfer ist groß. Nur elf Prozent würden ihrem Prüfer keine Abzüge der Datenbestände aus dem Rechnungswesen für Analysezwecke bereit stellen. 

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