Eine regelmäßige Rotation könnte die Objektivität der Internen Revision steigern.
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In der Corporate Governance gilt die Interne Revision als wichtige Funktion. Springer-Autor Christoph Schmidt beschreibt in seiner Einleitung zu dem Buch "Steigerung der Objektivität Interner Revisoren" (Seite 1): "Die Stellung der Internen Revision wird im Three-Lines-of-Defense-Modell deutlich. Während das Interne Kontrollsystem und die operativen Kontrollen sowie das Risiko- und Compliancemanagement in einem Unternehmen die ersten beiden Verteidigungslinien darstellen, gilt die Interne Revision als die dritte Verteidigungslinie."
Revisoren kämpfen mit menschlichen Schwächen
Die Interne Revision ist eine Unternehmensabteilung, die organisationsinterne Prüfungen und Beratungen durchführt. Revisoren stehen jedoch immer wieder vor der Herausforderung, dass sie einerseits Mitarbeiter eines Unternehmens sind, andererseits in eben dieser Firma Schwachstellen aufdecken sollen. Einerseits soll eine kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen stattfinden; andererseits sind Revisoren oft ungeliebte Gäste, da sie als Kontrolleure wahrgenommen werden. Sie dürfen sich weder beeinflussen lassen, noch betriebsblind werden. Auch Interessenskonflikte gilt es zu vermeiden. Doch wie kann das gewährleistet werden?
Rotation als Instrument
In seiner Arbeit "Steigerung der Objektivität Interner Revisoren" untersucht Springer-Autor Christoph Schmidt, inwieweit eine Rotation ein effektives Instrument sein könnte. Denn: "Rotation von Revisionsleitern kann die Informationsasymmetrie, Interessenkonflikte und Heuristiken vermindern". Der Autor erklärt, dass die daraus resultierenden steigenden Veränderungen von Gesamtrisikoscores im Rahmen der Risikoanalyse als steigende Objektivität der Revisionsleiter angesehen werden. Seine Studienergebnisse legen offen, dass die Rotation von dezentralen Revisionsleitern zu einem 2,49fach höheren Chancenverhältnis der Veränderungen der Gesamtrisikoscores führt. Außerdem wird nach Schmidts Analyse die Wahrscheinlichkeit der Veränderungen der Gesamtrisikoscores um 10,14 Prozent erhöht. Schmidt kommt daher zum Schluss, dass eine Rotation eine effektive Steigerung der Objektivität dezentraler Revisionsleiter im Rahmen der Risikoanalyse bewirken kann. In der Praxis scheinen Unternehmen nur selten von der Möglichkeit einer Rotation Gebrauch zu machen. Laut Schmidt könnte anhand der Studienergebnisse die Vermutung untermauert werden, dass die Bedeutung der Rotation Interner Revisoren in der Praxis unterschätzt wird und keine angemessene Berücksichtigung findet.
Objektivität fast unmöglich?
Die Springer-Autoren Dr. Jörg Berwanger und Dr. Stefan Kullmann kommen hingegen in ihrem Buch "Interne Revision" (Seite 276) zu dem Schluss, dass menschliche Schwächen nicht mithilfe von Systemkorrekturen allein ausgemerzt werden können. Die Interne Revision ist unverzichtbar, muss aber nach Auffassung der Autoren auch genutzt und nicht als reines Formblatt verwendet werden. Zudem betonen sie, dass das Wertesystem von der Unternehmensleitung abhängt und dementsprechend der Erfolg der Internen Revision: "Die viel geforderte Unabhängigkeit der Internen Revision ist eine Schimäre, ein Hirngespinst. Eine gute Interne Revision mag zu objektiv richtigen Ergebnissen im Rahmen ihrer Prüfungen kommen. Wie was im Unternehmen dann kommuniziert wird, bestimmt aber immer noch die Unternehmensleitung".
Wie erfolgreich die Interne Revison arbeiten kann, hängt also schlussendlich von der Einstellung des Managements zusammen. Ob dieses in der Rotation ihrer Revisoren ein erfolgreiches Mittel sieht, bleibt eine individuelle Entscheidung jedes Unternehmens. Schmidts Arbeit zeigt jedoch, dass Unternehmen durchaus die Möglichkeit haben, Optimierungsmaßnahmen zu ermitteln und zur Objektivität des Revisors beizutragen.