Eine aktuelle Studie von Bürgel Wirtschaftsinformationen zeigt, dass es im vergangenen Jahr zwar einerseits weniger Firmeninsolvenzen gab, andererseits der entstandene Schaden bei insgesamt rund 27 Milliarden Euro – und damit fast zehn Milliarden Euro mehr als im Vorjahr – lag. Die hohe Schadenssumme entstand durch den Zusammenbruch wirtschaftlich bedeutender Unternehmen, wie beispielsweise dem Textilunternehmen Steilmann, dem Modehaus Sinn-Leffers oder des Produzenten von Holzpellets, German Pellets. Das bestätigt auch die Studie "Insolvencies: The tip of the iceberg" von Weltmarktführer Euler Hermes, der 45 Prozent mehr Großinsolvenzen verzeichnet als im Vorjahreszeitraum und fürchtet, dass sich die negativen Folgen dieser Pleiten 2017 fortsetzen wird.
Zudem steigen laut Euler Hermes global betrachtet bei drei der fünf wichtigsten deutschen Handelspartner die Insolvenzfälle: China (+10 Prozent), Großbritannien (+5 Prozent) und den USA (+1 Prozent). Springer-Autor Jürgen Staab betont in seinem Buchkapitel "Unternehmenskrisen im Kontext globaler Entwicklungen" (Seite 174), dass die Art und Weise, wie weltweit gewirtschaftet wird, auch auf kleinere und mittlere Unternehmen großen Einfluss hat. Für 2017 müssen Unternehmen vor allem damit rechnen, dass es mehr wirtschaftliche Unsicherheiten durch die Folgen des Brexit-Votums und den Amtsantritt des US-Präsidenten Donald Trump geben wird.
Unternehmergesellschaften besonders oft gefährdet
Gibt es bestimmte Rechtsformen, bei denen Firmenpleiten häufiger drohen als bei anderen? Die Analyse von Bürgel zeigt, dass 2016 das höchste Insolvenzrisiko von Unternehmergesellschaften (haftungsbeschränkt) ausging. Diesen folgen GmbHs und Aktiengesellschaften. Und branchenbezogen mussten sich besonders oft Firmen aus dem Baugewerbe, der Logistik und dem Handel mit dem Insolvenzrecht auseinandersetzen.
Viele junge Unternehmen scheitern
Viele zahlungsunfähige Unternehmen (14,9 Prozent) waren nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv, über die Hälfte (58,9 Prozent) nicht älter als zehn Jahre. Vor allem nicht marktfähige Geschäftsideen und schwierige Finanzierungsmöglichkeiten führen Start-ups laut Bürgel in die Insolvenz. Auch Euler Hermes verweist auf das hohe Ausfallrisiko junger Unternehmen. Zudem erwartet der Risikoversicherer eine Verschlechterung der weltweiten Finanzierungsbedingungen durch weitere Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank. Springer-Autor Michael Neumann stellt in seiner Arbeit "Wie Start-ups scheitern" zudem fest, dass viele Gründer Probleme haben bei der Reflexion des Krisenprozesses. So werden erste Anzeichen einer Krise häufig nicht bewusst wahrgenommen und betriebswirtschaftliche Fragen ignoriert.
Wie schnell ein Unternehmen in die Insolvenz rutschen kann, hängt natürlich auch davon ab, ob die Kunden die Rechnungen begleichen. Der Bundesverband deutscher Inkassounternehmen (BDIU) beobachtet eine etwas schlechtere Zahlungsmoral in aktuellen Analysen.