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2006 | Buch

Wissensabhängige Strategiewahl in der Venture-Capital-Industrie

Eine theoretische und empirische Analyse

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
Venture Capitalisten gelten als Intermediäre, die Vorteile bei der Finanzierung risikoreicher Investitionen haben.1 Sie akkumulieren spezifisches Gründungs- und Finanzierungs-Know-how, sammeln Erfahrung und schaffen sich Zugang zu Netzwerken und Information. Daher entstehen ihnen für das Tragen der Risiken einer Neugründungs-finanzierung geringere Kosten als anderen Finanzintermediären. Dieser komparative Vorteil lässt erwarten, dass Venture Capitalisten sich vorrangig in innovativen High-Tech-Projekten mit hohen Upside-Chancen engagieren. Hier können sie ihre Spezialisierungsvorteile realisieren und treten nicht in unmittelbare Konkurrenz zu anderen Finanzintermediären. Ein Blick auf das tatsächliche Investitionsverhalten deutscher, schweizerischer und österreichischer Venture Capitalisten zeigt allerdings ein gegenteiliges Bild. Die Venture Capitalisten investieren nur etwa ein Drittel des zur Verfügung stehenden Kapitals in High-Tech-Projekte und den Rest in traditionelle Industriebereiche.2
2. Grundlagen: Finanzieren mit Venture Capital
Auszug
Venture Capital bezeichnet das Risiko- oder Wagniskapital, das Venture Capital-Gesellschaften von Investoren akquirieren und zur Finanzierung junger innovativer Unternehmen zur Verfügung stellen.10 Finanzieren mit Venture Capital bedeutet aber mehr als das Bereitstellen von Kapital. Es bedeutet, einen spezifischen Governance-Mechanismus zu verwenden, der hohe Verhaltensrisiken bei gleichzeitig hohen Marktrisiken handhabbar macht.11 Die Risiken einer Venture Capital-Finanzierung zeichnen sich an den durchschnittlichen Erfolgsquoten der Investments ab: Etwa 20 bis 30 Prozent aller Investments scheitern und vernichten das eingesetzte Kapital ganz oder teilweise. 60 bis 70 Prozent sind mäßig erfolgreich, so genannte „Living Deads“12, die kostendeckend arbeiten oder im besten Fall einen Teil des eingesetzten Kapitals zurückspielen, aber keine Gewinne für den Venture Capitalisten einbringen. Maximal 10 Prozent der Unternehmen sind hoch profitable, so genannte „High Flyer“, die mit hohen Gewinnen an der Börse oder an andere Unternehmen verkauft werden können.13 Ziel eines Venture Capitalisten ist es, das eigene Portfolio möglichst gewinnbringend zu bewirtschaften. Dazu muss er potenzielle „High-Flyer“ finden, in sein Portfolio aufnehmen und sie zum Erfolg führen.
3. Wissensausstattung und Strategiewahl: Theorie
Auszug
Das vorangegangene Kapitel stellte die Verhaltensrisiken einer Venture Capital-Finanzierung und die Hebel zu deren Minderung in den Mittelpunkt. Bei seinen strategischen Entscheidungen muss der Venture Capitalist allerdings nicht nur den Umgang mit Verhaltensrisken, sondern auch den mit Marktrisiken im Auge behalten.69 Dass beide Arten von Risiken gemeinsam auftreten, aber jeweils unterschiedliche Maßnahmen zur Risikoreduzierung erfordern, konfrontiert Venture Capitalisten bei ihrer Entscheidung für eine bestimmte Strategie mit schwer wiegenden Trade-offs. Dieses Kapitel analysiert, mit Hilfe welcher Strategien Venture Capitalisten diese Zielkonflikte lösen.70
4. Wissensausstattung und Strategiewahl: Evidenz
Auszug
Das vorangegangene Kapitel analysierte aus einer theoretischen Perspektive den Einfluss der Wissensausstattung eines Venture Capitalisten auf dessen Portfolioausrichtung, die Betreuungsintensität gegenüber den Portfoliounternehmen und sein Syndizie-rungsverhalten. Im Folgenden soll nun empirisch überprüft werden, ob sich die erwarteten Trends in der Ausgestaltung der Portfolio-, Betreuungs- und Syndizierungsstra-tegien „in der Realität“ finden lassen. Weil bis dahin keine Erhebung vorgelegen hatte, die zu dieser Fragestellung exakt passte, führte ein von mir geleitetes Projektteam233 von Februar bis Mai 2003 eine Datenerhebung durch.234 Kapitel vier stellt die Datenbasis und die deskriptiven Befunde vor, erläutert die Operationalisierung der relevanten Variablen und präsentiert die empirischen Ergebnisse. Diese unterstützen die Annahme, dass sich der Einf ss der Wissensausstattung auf die Strategiewahl analytisch prognostizieren lässt, und sie bestätigen weit gehend die in Kapitel drei entwickelten Hypothesen über die Art, in der Wissen die Strategiewahl beeinflusst.
5. Zusammenfassung und Ausblick
Auszug
Anstoß und Ausgangspunkt für diese Arbeit war die Beobachtung, dass Venture Capitalisten ihre Finanzierungsaktivitäten nicht auf Projekte begrenzen, bei denen ihnen komparative Vorteile gegenüber ihren Wettbewerbern auf dem Kapitalmarkt zugesprochen werden, nämlich die hoch risikoreichen Early-Stage-/High-Tech-Projekte.307 Dorthin fließt sogar nur der kleinere Teil (zwischen 30 und 40 Prozent) des Gesamtbruttoinvestitionsvolumens. Der größere Teil (zwischen 60 und 70 Prozent) fließt in die traditionellen Bereiche wie das Transportwesen oder den klassischen Handel.308 Aus anderen Forschungsarbeiten war deutlich geworden, dass nicht alle Venture Capitalisten in allen Phasen und alle Projekttypen investieren, sondern dass die einen tendenziell stärker im Low-Tech- und die anderen stärker im High-Tech-Bereich aktiv sind. Weil zwar das Verhalten der High-Tech-Investoren einleuchtend erschien, nicht jedoch das der Low-Tech-Investoren, suchte die vorliegende Arbeit nach einer Erklärung für dieses Verhalten. Sie stellte die Basishypothese auf, dass ein Teil der Venture Capitalisten nicht über das notwendige Wissen verfügt, High-Tech-Projekte zu betreuen, und daher auf technisch weniger komplexe und leichter verständliche Projekte ausweicht.
Backmatter
Metadaten
Titel
Wissensabhängige Strategiewahl in der Venture-Capital-Industrie
verfasst von
Carola Jungwirth
Copyright-Jahr
2006
Verlag
DUV
Electronic ISBN
978-3-8350-9062-0
Print ISBN
978-3-8350-0232-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9062-0