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07.05.2025 | Wissensmanagement | Im Fokus | Online-Artikel

Gen AI wird selten disruptiv genutzt

verfasst von: Johanna Leitherer

3:30 Min. Lesedauer

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Obwohl Gen AI schon in vielen Unternehmen zum Einsatz kommt, etwa in Vertrieb und Marketing, bleibt ihr disruptives Potenzial oft ungenutzt. Denn noch liegt der Schwerpunkt eher auf Effizienzsteigerung in einzelnen Abteilungen, nicht auf einer umfassenden, strategischen Transformation.

Generative Künstliche Intelligenz (Gen AI) wird zunehmend als Schlüsseltechnologie in deutschen Unternehmen betrachtet. Sie bietet nicht nur Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung, sondern hat auch das Potenzial, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern, und das auch in Vertrieb und Marketing. In einer aktuellen Studie des FAZ-Instituts in Zusammenarbeit mit Sopra Steria wird beleuchtet, wie weit Unternehmen in Deutschland bereits bei der Integration von Gen AI sind und welche Herausforderungen dabei bestehen.

Zwischen Experiment und Strategie

Der Studie zufolge setzt knapp die Hälfte der deutschen Unternehmen bereits auf Gen AI, wobei große Konzerne mit über 5.000 Mitarbeitern als Vorreiter gelten. Kleinere Unternehmen hingegen zeigen sich zurückhaltender, oft aufgrund fehlenden Know-hows, begrenzter Budgets und Personalmangels. Der Einsatz von GenAI erfolgt meist punktuell:

  • Zwei Drittel der Anwender nutzen die Technologie bereits in ausgewählten Bereichen,
  • weitere 14 Prozent suchen noch nach geeigneten Anwendungsfällen.
  • Nur 20 Prozent der Unternehmen haben Gen AI unternehmensweit eingeführt.

Kurzfristige Effizienz statt Innovation

Die bevorzugten Einsatzbereiche für die smarte Technologie sind eindeutig Marketing (40 Prozent), IT (36 Prozent) und Vertrieb (31 Prozent), wo schnelle Erfolge in Effizienz und Kostensenkung erzielt werden können. Innovative Potenziale, wie die Entwicklung neuer Produkte oder Geschäftsmodelle, bleiben hingegen noch weitgehend ungenutzt, wie die Studie ergeben hat.

Auch Bereiche wie Logistik (14 Prozent) und Forschung & Entwicklung (18 Prozent), die für zukünftiges Wachstum entscheidend sein könnten, werden selten berücksichtigt. Michael Buttkus, Leiter Sopra Steria Next Deutschland, betont:

Gen AI ist weit mehr als ein Effizienzwerkzeug – die Technologie kann die Geschäftslogik grundlegend verändern."

Nutzung abteilungskonzentriert

Diese selektive, auf einzelne Abteilungen konzentrierte Nutzung deutet darauf hin, dass sich viele Unternehmen noch schwer tun, Pilotprojekte über die Erprobungsphase hinaus zu operationalisieren und zu skalieren. Zudem mangelt es noch an einer nötigen Durchdringung durch die smarte Technologie. Anbieter freuen sich zwar über einen steigenden Abverkauf von Business-Lizenzen für Gen-AI-Sprachmodelle.

Doch so lange die Tools nicht unternehmensweit zum Einsatz kommen, kratzen Unternehmen nur an der Oberfläche. "ChatGPT-for-Business-Lizenzen bringen Deutschland relativ wenig. Es kommt darauf an, in die wertschöpfenden Anwendungen der Technologie zu investieren", meint auch Buttkus. "Skalierung und flächendeckende Durchdringung sind die Erfolgsfaktoren."

Wahrnehmung von Chancen und Risiken

Wie kann also der Übergang von einer isolierten Nutzung hin zu skalierbaren und wandelbaren Geschäftsmodellen gelingen? Häufig scheitern Betriebe an organisatorischen und kulturellen Hürden, wie aus der Studie hervorgeht. Deutliche Kompetenzlücken tun ihr Übriges: 54 Prozent der Befragten zeigen sich selbstkritisch und glauben, dass C-Level-Manager in der Führungsetage ohne Gen-AI-Kompetenzen in fünf Jahren kaum wettbewerbsfähig sein werden. Aber 81 Prozent der Gen-AI-Nutzer haben zumindest in der Theorie größere Pläne und sehen in der Technologie eine große Chance zur Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells. Lediglich elf Prozent betrachten sie als Risiko. Nicht-Nutzer hingegen sind skeptischer: Zwei Fünftel sehen keine oder nur geringe Chancen durch Gen AI. Der Anteil derjenigen, die Risiken erkennen, ist nahezu doppelt so hoch wie bei den Nutzern. Diese Diskrepanz zeigt, dass praktische Erfahrung mit Gen AI die Wahrnehmung ihrer Potenziale positiv beeinflusst.

Neue Geschäftsmodelle durch Gen AI?

Konkret haben 60 Prozent der Gen-AI-Nutzer vor, mithilfe der modernen Technologie in den nächsten drei Jahren neue Produkte oder Dienstleistungen anbieten zu können. Die Mehrheit (88 Prozent) gehen davon aus, dass sich dadurch die Kundenbeziehungen verändern werden. Bis 2027 erwarten dien Gen-AI-Nutzer deswegen vor allem in diesem Bereich Veränderungen für ihr Geschäftsmodell, was die folgende Studiengrafik veranschaulicht:

Personelle Veränderungen werden im Zuge dessen unabdingbar: 91 Prozent prognostizieren Veränderungen im Personalmanagement, insbesondere im Wissensmanagement (70 Prozent). Denn 52 Prozent der (angehenden) Nutzer glauben sogar, dass vollständig von Gen AI getriebene Geschäftsmodelle entstehen werden. Dennoch steht die Transformation von Geschäftsmodellen nicht im Fokus vieler Unternehmen, was das Risiko birgt, Innovationspotenziale zu verpassen.

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