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12.02.2020 | Working Capital Management | Schwerpunkt | Online-Artikel

Working Capital Management gibt finanziellen Spielraum

verfasst von: Sylvia Meier

3:30 Min. Lesedauer

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In vielen Unternehmen bleiben liquide Mittel ungenutzt, wie eine aktuelle Untersuchung im Handel zeigt. Abhilfe schafft ein ganzheitliches Working Capital Management. Doch dessen Optimierung setzen Lieferanten und Kunden Grenzen.

Die digitale Transformation ist häufig mit hohen Investitionen verbunden. Ein Punkt, der vielen Unternehmen Sorge bereitet. Gleichzeitig bleiben jedoch liquide Mittel ungenutzt. Dennoch widmen sie dem Working Capital Management oft zu wenig Aufmerksamkeit. Dass es sich dabei zum Teil um enorme Summen handelt, zeigt die Studie "Cash for Transformation" der Beratungsgesellschaft Pwc. Hierfür wurden die 50 führenden Handelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht, deren Umsätze seit 2014 um 19 Prozent gestiegen sind. 

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Die Erhebung zeigt, dass durch dieses Wachstum immer mehr Kapital gebunden wird, und zwar 2,3 Milliarden Euro zusätzlich. Mittel, die die Unternehmen dringend brauchen, um notwendige Investitionen zu stemmen. Hier kann gezieltes Working Capital Management helfen.  

Das Working Capital ist in der Regel ein stark unterschätzter und deshalb ein selten beachteter Stellhebel des Wert-Managements. Anders als bei Diskussionen über Investitionen, fehlt das Working Capital als Ziel in strategischen Planungen und Budgets", stellen die Springer-Autoren Alwin Locker und Pan Theo Grosse-Ruyken in ihrem Buchkapitel "Working Capital Management" (Seite 135) fest. 

Nettoumlaufvermögen verschlechtert sich im Fünf-Jahres-Trend

Doch wie die aktuellen Studienergebnisse bestätigen, scheint das Thema in vielen Unternehmen unterzugehen. Das ergibt der von Pwc analysierte Fünf-Jahres-Trend. Für 22 der 50 untersuchten Händler wurde seit 2014 eine Verschlechterung beim Nettoumlaufvermögen festgestellt - und zwar um einen Tag. Allerdings zeigt sich auch eine positive Entwicklung: 2018 gelang es den Unternehmen, durch Verbesserungen beim Warenbestand ihr Umlaufvermögen um einen halben Tag zu drücken. Kaum Veränderungen gab es dagegen bei den Lieferantenverbindlichkeiten. 

Auch Locker und Grosse-Ruyken schreiben, dass bei Lieferanten häufig die Grenze der finanziellen Belastbarkeit erreicht sei. Hier gebe es für Unternehmen also wenig Optimierungsmöglichkeiten und Maßnahmen seien bereits ausgereizt. Denn seit 2014 hat sich dieser Bereich insgesamt um 1,3 Tage verbessert. Die Forderungsreichweite blieb 2018 konstant, hat sich jedoch im Fünf-Jahres-Trend seit 2014 um 0,7 Tage verschlechtert. Verbesserungen beim Working Capital konnte vor allem der Online-Handel verzeichnen: 

  • Hier verbesserte sich das Nettoumlaufvermögen seit 2014 um 5,6 Prozent, 
  • die Lieferantenverbindlichkeiten stiegen von 76 auf 78 Tage und
  • die Forderungsreichweite sank um einen Tag auf 32 Tage. 

Kunden- und Lieferantensicht beachten

"Eine der größten Herausforderungen für die Branche sind die hohen Ansprüche der Kunden: Sie erwarten eine große Auswahl an Produkten und fordern, dass diese stets auf Lager und schnell lieferbar sind. Kauf auf Rechnung und kostenlose Retouren sind im Online-Handel mittlerweile selbstverständlich", stellt Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei Pwc Deutschland, fest. Verschiedene Erwartungen von Kunden, Lieferanten und dem Unternehmen selbst setzen also dem Working Capital Management Grenzen. Dennoch muss sich die Branche diesen Herausforderungen stellen. 

Wie Unternehmen beim Working Capital Management die optimale Balance finden können, erläutern Philipp Wetzel und Anastasia Movcharenko in ihrem Beitrag "Das adäquate Niveau an Net Working Capital" der Controlling & Management Review. Sie stellen fest, dass bei einem ganzheitlichen Working Capital Management (WCM) nicht nur interne WCM-Zielkonflikte zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen ausgeglichen werden müssen, sondern auch jene, die mit den Supply-Chain-Partnern, also Kunden und Lieferanten, bestehen. 

Die Autoren empfehlen als Instrument Suppy Chain Finance (SCF): "Für Unternehmen besteht im WCM folglich eine zentrale Aufgabe darin, das Net Working Capital und dessen Zielkonflikte gemeinsam mit allen anderen Partnern in der Supply Chain zu optimieren." SCF erweitere die Perspektive des WCM und versetze Unternehmen in die Lage, eine ganzheitliche WCM-Strategie umzusetzen, "bei der sie sich durch überdurchschnittliche Produkt- oder Service-Leistungen für ihre Supply-Chain-Partner von anderen Mitbewerbern abheben können". Als Beispiel nennen Wetzel und Movcharenko die rasche Zahlung von Rechnungen.

Handel optimiert nicht konsequent

"Die Mehrheit der Unternehmen aus dem Einzelhandel könnte signifikante Mengen an Cash freisetzen, wenn sie ihr Working Capital Management konsequent verbessern würden", meint Pwc-Experte Wulff. Das Geld könne dann zukunftsweisenden Investitionen zur Verfügung stehen. "Insbesondere im Bereich der Lagerhaltung steckt Potenzial: Hier sind die Unternehmen gefordert, den Bestell- und Lagerhaltungsprozess und Forderungen sowie Verbindlichkeiten nachhaltig zu verbessern." 

Gerade jedoch im Hinblick auf die notwendigen Investitionen sollten Firmen also unbedingt prüfen, wie sie mehr Kapital freisetzen können. 

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