Noch nie zuvor haben so viele Teilnehmer ihre Meinung bei einer öffentlichen Konsultation der Europäischen Zentralbank abgegeben wie bei der Umfrage zum digitalen Euro. Auch die Zahl der Menschen, die von Bundesbank zum Bezahlverhalten befragt wurden, ist höher als bislang.
8.221, so viele Bürger, Unternehmen und Wirtschaftsverbände haben an der Online-Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zum digitalen Euro teilgenommen. Wie die Notenbank am 13. Januar mitteilte, ist das die stärkste Resonanz, die jemals auf eine öffentliche EZB-Konsultation erzielt wurde. Die Analyse der Rückmeldungen werde im Frühjahr veröffentlicht.
Die Ergebnisse sollen bei der Entscheidung des EZB-Rats, ob ein Projekt zum digitalen Euro auf den Weg gebracht wird, eine "entscheidende Rolle spielen", heißt es. Eine erste Durchsicht der Daten habe ergeben, dass den Umfrageteilnehmern dabei vor allem der Datenschutz, die Sicherheit und die europaweite Verfügbarkeit wichtig sind.
Gründe für den digitalen Euro
Szenarien, die aus Sicht des Eurosystems einen digitalen Euro erfordern, sind:
- eine erhöhte Nachfrage nach elektronischen Zahlungsmitteln im Euroraum,
- eine deutlich geringere Nutzung von Bargeld,
- die Einführung eines weltweiten privaten und aus regulatorischer Sicht bedenklichen Zahlungsmittels, das mit Risiken für Finanzstabilität und Verbraucherschutz behaftet sein könnte, sowie
- die starke Verbreitung digitalen Zentralbankgelds anderer Notenbanken.
Wie Medien berichten, rechnet EZB-Chefin Christine Lagarde mit einem digitalen Euro in fünf Jahren.
Bargeld steht für EZB und Bundesbank nicht zur Debatte
Der digitale Euro soll laut EZB das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Wie für die EZB steht auch für die Deutsche Bundesbank das Bargeld nicht zur Debatte, wie Burkhard Balz vor Journalisten betonte. Balz ist als Vorstand bei der Bundesbank für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zuständig. Im Drei-Jahres-Turnus untersucht das Institut das Zahlungsverhalten hierzulande. Die Studienteilnehmer führen ein Zahlungstagebuch und werden zusätzlich befragt.
Da die Befragung Corona-bedingt anders als in den vorigen Runden nicht persönlich stattfand, konnten die Bundesbanker nach eigenen Angaben mit doppelt so vielen Probanden arbeiten. Rund 5.000 Befragte nahmen an der bevölkerungsrepräsentativen Studie teil. Im Tagebuch wurden knapp 13.000 Zahlungen im Wert von etwa 515.000 Euro vermerkt.
Kunden zahlen auch Kleinbeträge vermehrt mit Karte
Die Ergebnisse der Bundesbank überraschen wenig, kamen doch andere Analysen zu ähnlichen Ergebnissen. Aufgrund von Covid-19 nahmen die Nutzung von Bargeld ab, der Einsatz der Karte auch für kleinere Beträge zu und kontaktlose Zahlungen haben neue Fans gewonnen. Laut Bundesbank-Studie kamen über alle Transaktionen hinweg zu 60 Prozent Bargeld zum Einsatz, zu 23 Prozent Debitkarten und zu sechs Prozent Kreditkarten. Das Bargeld verlor damit 14 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.
Gemessen am Wert aller Transaktionen liegt die Debitkarte mit 33 Prozent vorn, vor dem Bargeld mit 32 Prozent, der Überweisung beziehungsweise Lastschrift mit 17 Prozent und der Kreditkarte mit elf Prozent. "Die Ergebnisse dürften die Post-Corona-Mentalität im Zahlungsverhalten abbilden", meint Balz.
Institute profitieren noch von hohem Kundenvertrauen
Zusätzlich wurden die Studienteilnehmer zu ihrer Offenheit gegenüber einem Girokonto bei Technologiekonzernen wie Google, Apple oder Facebook befragt. Die meisten halten es für sehr unwahrscheinlich oder unwahrscheinlich, dass sie ihre Kontoführung einer Internetfirma überlassen. Interessiert zeigen sich vor allem Jüngere und Männer (siehe Abbildung).
Grundsätzlich, kommentiert Balz dieses Ergebnis, profitierten Banken und Sparkassen von einem großen Kundenvertrauen. Er warnt die Institute dennoch davor, sich darauf auszuruhen. Aus 15 Prozent Bereitschaft bei den 18- bis 27-Jährigen könnten ganz schnell höhere Werte werden. Deshalb sollten Geldhäuser die jungen Kunden besonders in den Blick nehmen sowie moderne Services entwickeln und anbieten. Gleichzeitig zeigte er sich zufrieden mit den Instituten. Banken und Sparkassen haben in seiner Wahrnehmung das Thema Zahlungsverkehr auf dem Schirm. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hätten sich die Institute stärker bewegt.
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