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1997 | Buch

Zeit im Management

Reflexionen zu einer Theorie temporalisierter Unternehmenssteuerung

verfasst von: Christian Noss

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : neue betriebswirtschaftliche forschung (nbf)

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Über dieses Buch

Es ist noch nicht sehr lange her, da haben vergleichende Studien erstaunliche Ge­ schwindingkeitsdifferenzen in industriellen Kernprozessen zwischen Unternehmen wirtschaftlicher Großräume (z.B. zwischen Deutschland und Japan) registriert. Die Zeit und die Geschwindigkeit wurden von Unternehmensberatern zu dem neuen Er­ folgsfaktor erklärt; der Wettbewerb - so lautete das neue Credo - wird über die Zeit gewonnen ("time based competition"). "Wir müssen schneller werden" war denn auch die Losung, die viele Unternehmen zur neuen Wegmarkierung verwendeten. Die Zeit war plötzlich als Thema da; die Praxis hat das Thema schneller aufgegriffen als die Wissenschaft, was immer ein Indikator für einen stark empfundenen Problemdruck ist. Die Wissenschaft aber, und hier ist vor allem die Betriebswirtschaftslehre gemeint, mußte nach einer kurzen selbstkritischen Prüfung eingestehen, daß sie zum Thema Zeit bislang nicht sehr viel beigetragen hat - sieht man einmal von einem Nebenast der formalen Entscheidungstheorie ab. Zwei grundlegende Fragen drängten sich auf: (I) Wie kommt es, daß sich die Betriebswirtschaftslehre, und hier insbesondere die Unternehmensführungslehre, so wenig mit dem Thema Zeit beschäftigt hat, wo es doch offenkundig eine so hohe praktische Bedeutung hat? Und daran an­ knüpfend: (2) Wie könnte ein Weg aussehen, das Thema Zeit in eine Theorie der Unter­ nehmung oder eine Theorie der Unternehmensführung systematisch aufzu­ nehmen und informativ zu bearbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Managementlehre ist in den vergangenen Jahren mit Blick auf die Behandlung einer entscheidenden Grundsatzthematik in eine eigentümliche Schieflage geraten. Gemeint ist das Thema Zeit.
Christian Noss
2. Management als funktional-analytisches Konzept und die Zeitdimension
Zusammenfassung
Der funktional-analytische Managementansatz stellt nach Eigenverständnis und —anspruch ein allumfassendes und in jeglicher Problemsituation potentiell anwendbares — d.h. im Grundsatz pragmatisches — Unternehmenssteuerungskonzept dar. Der fundamental bedeutsamen Steuerungsdimension Zeit jedoch — so die in dieser Arbeit vertretene Basisthese — kann der Ansatz im ganzen nicht gerecht werden. Aus zeitorientierter Perspektive wird daher zu zeigen sein, daß dem Eigenanspruch auf unmittelbarer Anwendbarkeit und allgemeiner Problemlösungskapazität deutliche Grenzen gesetzt sind.
Christian Noss
3. Kritikbereiche des funktional-analytischen Managementkonzeptes: Zeit als Problem
Zusammenfassung
Das Zeitdefizit des funktional-analytischen Ansatzes führt im täglichen Unternehmenssteuerungsgeschehen immer wieder zu schwerwiegenden Steuerungsanomalien. Diese Einsicht wird ganz wesentlich durch Ergebnisse empirischer Studien bestärkt, die zwar oftmals nicht direkt eine Untersuchung um Voraussetzungen und Ergebnisse praktischer Anwendungen bzw. Umsetzungen des funktional-analytischen Ansatzes zur Intention haben, dennoch aber deutliche Hinweise liefern, an welchen Stellen und in welchen Situationen (entscheidungs-) rational komprehensives Steuerungshandeln — faktisch — Dysfunktionen zur Folge hat. In der Intention einen ersten Zugriff auf die Problembereiche zu vermitteln, die durch das Zeitdefizit des funktional-analytischen Managementkonzepts induziert werden (können), erscheint es daher angebracht, zunächst einmal die Realität zu befragen.
Christian Noss
4. Sozialer Kontext und Zeit: Zur Konstitution der Zeit als Handlungsdimension
Zusammenfassung
Die vorangegangenen kritischen Erörterungen haben gezeigt, daß ein Unternehmenssteuerungskonzept gesucht wird, welches im Prinzip „dynamisch“ verfaßt sein soll und dem Faktor „Zeit“ eine eigenständige konzeptionelle Bedeutung beimißt. Ein solches Konzept nimmt von der Zeit ausgehend seinen Ursprung; es gilt daher, in einem ersten Zugriff eine Vorstellung davon zu entwickeln, was unter dem selbstverständlichen wie undurchsichtigen, eingängigen wie unfaßbaren Begriff der Zeit — bezogen auf den hier interessierenden sozialen Kontext — verstanden werden kann.284
Christian Noss
5. Die temporale Verfassung von Organisationen
Zusammenfassung
Die im 4. Kapitel dargelegte psychologisch-philosophische bzw. soziologische Theorietradition hat deutlich werden lassen, daß (wie auch immer gedachte) soziale Entitäten nur gegenwartsbasiert agieren können und indem sie so verfahren, einerseits Zeit „verbrauchen“, an Zeit gebunden sind, aber andererseits auch selbst Zeit „bilden“ und in diesem Sinne Zeithorizonte mit eigenen Relevanzbezügen (Sinnbezügen) ausgrenzen.
Christian Noss
6. Unternehmenssteuerung in temporaler Perspektive: Zur Synchronisation von Unternehmen und Umwelt
Zusammenfassung
Unternehmen und Umwelt befinden sich in einer grundlegenden wechselseitigen Synchronisationsauseinandersetzung — so kann man eine der wesentlichen Grundeinsichten der bisherigen Erörterungen zusammenfassen. Das Theorem der temporalisierten Komplexität macht darüber hinaus auf den Umstand aufmerksam, daß das Prozessieren von Unternehmen und Umwelt parallel — im Prinzip gleichzeitig — stattfindet und die notwendig selektiv interdependente Bezugnahme des einen auf den anderen eine permanente, nicht ein für alle Mal lösbare und daher in die Zeit hineingeflochtene Problematik darstellt.561
Christian Noss
7. Zur Rationalität des Werdens — Abschließende Bemerkungen und Ausblick
Zusammenfassung
Unternehmen sind — dies konnten die bisherigen Ausführungen deutlich machen — aus temporaler Perspektive ständig in Bewegung und operieren in einem sich ebenso permanent bewegenden Kontext. Dies bedeutet nicht eine jederzeit stattfindende — faktische — Veränderung des Unternehmens oder seiner Umwelt, wohl aber die permanente Möglichkeit zur Veränderung des Unternehmens, seiner Umwelt oder beider. Entscheidend an der hier vertretenen Konzeption ist dieser Potentialgedanke, der als positive Verweisung die Möglichkeit ständiger Entwicklung, auf der. anderen Seite jedoch gleichzeitig die Notwendigkeit laufender (System-) Reproduktion — und sei es laufende Reproduktion des Identischen und in diesem Sinne z.B. Strukturkonformismus — impliziert.
Christian Noss
Backmatter
Metadaten
Titel
Zeit im Management
verfasst von
Christian Noss
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-96494-6
Print ISBN
978-3-409-12822-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-96494-6