Skip to main content
Erschienen in:
Buchtitelbild

2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Zukunft als diskursive Arena

verfasst von : Joachim Haupt

Erschienen in: Die Konstruktion unternehmerischer Zukünfte

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

In diesem Kapitel wird der Begriff der Zukunft in den Kontext der Arbeit eingeordnet. Es wird beschrieben, wie diskursiv konstruiertes Zukunftswissen die Gegenwart orientiert und wie strategisch handelnde Akteure mit ihren Zukunftsvorstellungen um Deutungshoheit in Zukunftsdiskursen kämpfen.

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 390 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Maschinenbau + Werkstoffe




 

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Beispielhaft seien hier kulturwissenschaftliche (Bühler & Willer, 2016), betriebswirtschaftliche (Tiberius, 2011), geschichtswissenschaftliche (Hölscher, 1999; Koselleck, 1988), soziologische (Adam, 1994; Appadurai, 2013; Hitzler & Pfadenhauer, 2005; Urry, 2016), wirtschaftssoziologische (Beckert, 2016), techniksoziologische (Jasanoff & Kim, 2015), ökonomische (Esposito, 2010) und organisationswissenschaftliche (Koch et al., 2016) Perspektiven genannt.
 
2
Mit voranschreitender Modernisierung bekommt diese historisch spezifische Denkform neue Konturen. So ist das Verhältnis vom Menschen zur Zukunft im Paradigma der ‚zweiten‘ bzw. ‚reflexiven‘ Moderne (Beck, 1986, 2008), geprägt von den Unübersichtlichkeiten globalisierter Herausforderungen, der Krise nationalstaatlicher Institutionen und den Nebenfolgen technologischer Entwicklung, maßgeblich durch das Konzept des Risikos charakterisiert: „Das Risiko stellt die Wahrnehmungs- und Denkschablone der mobilisierenden Dynamik einer Gesellschaft dar, die mit der Offenheit, den Unsicherheiten und Blockaden einer selbsterzeugten Zukunft konfrontiert und nicht mehr durch Religion, Tradition oder die Übermacht der Natur festgelegt ist, aber auch den Glauben an die Heilswirkungen der Utopien verloren hat“ (Beck, 2008, S. 20). Beyes und Pias (2015) gehen noch weiter und entwickeln die These, dass sich in digitalen Kulturen eine ganz und gar neue Zeitordnung etabliert, „in der moderne Geschichtlichkeit kollabiert“ (ebd., S. 114) und in der eine „breite Gegenwart“ (Gumbrecht, 2010) das Zeitverständnis dominiert.
 
3
Ein wertvolles Konzept, um sich dem Begriff der Zukunftsvorstellung anzunähern, liefern Jasanoff und Kim (2009, 2015). Als Forscherinnen aus dem Feld der Wissenschafts- und Technikforschung betonen sie die Bedeutung von gesellschaftlich verankerten „sociotechnical imaginaries“, die definiert werden als „collectively held and performed visions of desirable futures […] animated by shared understandings of forms of social life and social order attainable through, and supportive of, advances in science and technology“ (Jasanoff, 2015, S. 19). Durch die Kombination von technologischen und sozialen Aspekten von Zukunftsvorstellungen gehen sie davon aus, dass technologische Zukunftsvisionen in ein System von Normen und Werten eingebettet sind und daher mit impliziten moralischen Vorstellungen davon durchdrungen sind, was gut oder wünschenswert ist.
 
4
Die Kategorie des Wissens sowie die methodologischen und theoretischen Implikationen der sozialkonstruktivistischen Perspektive für diese Arbeit werden im zweiten Teil ausführlich behandelt (vgl. Kapitel 4). Auf dieser Grundlage werden dann auch die spezifische Diskursperspektive der Arbeit sowie das Konzept des Zukunftswissens vertieft, was hier konzeptuell nur angerissen wird.
 
5
Hargadon und Douglas (2001) verdeutlichen diesen Zusammenhang in einer historischen Fallstudie anschaulich am Beispiel des elektrischen Lichts. Sie zeigen, dass diese Innovation keineswegs eine rein technologische Herausforderung war, sondern alle Mühe hatte, sich im Wettbewerb mit den kulturellen Selbstverständlichkeiten der konkurrierenden Gasindustrie durchzusetzen.
 
6
Dieser Gedanke korrespondiert mit dem Programm der Critical Future Studies (Godhe & Goode, 2018; Goode & Godhe, 2017), die davon ausgehen, dass „cultural texts not only represent the future, but also actively shape it by opening up or closing down imaginative possibilities“ (Godhe & Goode, 2018, S. 151, Herv. im Orig.).
 
7
Einen Schritt weiter geht Urry (2016), wenn er anmerkt, die Zukunft sei „too important to be left to states, corporations or technologists“ (ebd., S. 7). Seiner Auffassung nach müsse die Sozialwissenschaft nicht nur beobachten und beschreiben, sondern sich aktiver in Zukunftsdebatten einbringen: „Future visions have powerful consequences and social science needs to be central in disentangling, debating and delivering those futures“ (ebd., Herv. d. Verf.). Anders als Urry bin ich der Ansicht, dass sozialwissenschaftliche Forschung gerade dann ihrer Verantwortung gerecht wird, wenn sie ihre deskriptive Perspektive stärkt, statt sie um eine präskriptive zu erweitern.
 
Metadaten
Titel
Zukunft als diskursive Arena
verfasst von
Joachim Haupt
Copyright-Jahr
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-34544-0_1