2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Zur Notwendigkeit einer Ideengeschichte der Demokratie
verfasst von : Walter Euchner
Erschienen in: Demokratietheorien
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Richard Saage hat ein notwendiges Buch geschrieben. Aus ihm ist zu lernen, dass die Demokratien innerhalb sozialstruktureller und geistiger Voraussetzungen entstanden sind, die ausschließlich dem Abendland angehörten. Deshalb ist die Vorstellung verfehlt, Demokratien könnten überall auf der Welt, ohne nach den kulturellen Traditionen einer Gesellschaft zu fragen, eingeführt werden, notfalls durch Krieg und politischen Druck. Sie werden nur dann Wurzeln schlagen, wenn sie im Innern eines Gemeinwesens selbst erkämpft worden sind. Saage zeigt dies am Kampf um die athenische Demokratie, dem ersten Beispiel für die Vorherrschaft der Volksmehrheit, das die Geschichte kennt. Sie musste gegen die Kräfte des Adels und der reichen Familien durchgesetzt werden. Die politische Philosophie, die in jener Zeit entstand, entwickelte die geeigneten Begriffe zur Analyse dieser Auseinandersetzungen und Machtverschiebungen. Für Platon und Aristoteles war eine Demokratie ein Herrschaftssystem zum Nutzen des einfachen Volks. Die Antike kannte das Repräsentationsprinzip nicht, d.h. es gab keine Volksvertreter. Bis in die Neuzeit hinein wurde unter einer Demokratie immer die direkte Herrschaft des Volkes verstanden. Es ist also leicht zu verstehen, dass die vornehmen und reichen Kreise die Beschlüsse der athenischen Volksversammlungen fürchteten. Insbesondere Platon ließ an der Praxis der athenischen Demokratie kein gutes Haar. Die vornehmen und besonnenen Charaktere könnten sich in ihr nicht durchsetzen.