2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Zur Privatisierung verloren geglaubter Sicherheit in der Kontrollgesellschaft
verfasst von : Hubert Beste, Dr. phil. habil.
Erschienen in: Auf der Suche nach neuer Sicherheit
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Wird der Versuch unternommen, neuere Entwicklungen im kontrollpolitischen Sektor empirisch zu gewichten und analytisch auszuloten, so ist es zunächst hilfreich, einen genaueren Blick auf die einschlägigen Termini zu werfen, mit denen diese Prozesse beschrieben werden. Das gilt besonders für jene Kennzeichnung, die als „Privatisierung sozialer Kontrolle“ eine offenkundige Abkehr vom staatlichen Gewaltmonopol, mindestens aber eine Funktionsverlagerung innerhalb desselben nahe legen will. Denn das klassische Gegensatzpaar staatlich vs. privat taugt wenig zur Analyse des kontrollpolitischen Formwandels, der sich zweifelsohne in den vergangenen 30 bis 40 Jahren in Deutschland vollzogen hat. Zwar ist Bewegung geraten in das Ensemble des staatlichen Gewaltmonopols, einer schleichenden oder gar wachsenden Privatisierung dieser legitimen Form physischer Gewaltsamkeit sollte allerdings nicht ohne erhebliche Vorbehalte das Wort geredet werden. Vielmehr bietet sich in diesem Zusammenhang eine Sprachregelung an, die neuerdings vom Wandel der „Kontrollkulturen“ ausgeht (vgl.
Hess et al. 2007
). Der belesene und kriminologisch vorbelastete Zeitgenosse weiß indes sofort, um wen es in dieser Hinsicht hauptsächlich geht: David Garland und seine richtungsweisenden kontrolltheoretischen Entwürfe. In seinen Arbeiten (z.B.
Garland 2001
,
2004
,
2007
) sucht man den Privatisierungsbegriff an exponierter Stelle denn auch vergebens. Ihm geht es vor allem um die Frage nach dem Ende der „Resozialisierungsidee“, man könnte in übertragener Form auch von Resozialisierungsideologie sprechen, und dem Aufkommen „neuer“ bzw. altbekannter Strafformen und (technisch) fortgeschrittener Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen in sog. Hochkriminalitätsgesellschaften.