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2016 | Buch

Zwischen Subjekt und Struktur

Suchbewegungen qualitativer Forschung

herausgegeben von: Stephanie Borgmann, Nicola Eysel, Shevek K. Selbert

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Im Zentrum des Bandes, der anlässlich des 60. Geburtstags von Prof.’in Heide von Felden erscheint, steht die Rekonstruktion der Verflechtung von Mensch und Lebenswelt. Über (auto)biographische Feldzugänge werden „Aussagen über gesellschaftliche Performanzen und individuellen Eigensinn ermöglicht“ (Heide von Felden). Die Beiträge eröffnen Einblicke in praxisorientierte, empirieorientierte oder forschungstheorieorientierte Fragestellungen und zeigen unterschiedliche Praxisumgebungen und Forschungsansätze der Erwachsenenbildung auf.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Zwischen Subjekt und Struktur
Suchbewegungen qualitativer Forschung in der EB/WB
Zusammenfassung
Das Verhältnis zwischen Subjekten und der sie umgebenden Lebenswelt zu beschreiben ist keine neue Herausforderung: Überlegungen über die Emergenz der Gesellschaft sind in der theoretischen Diskussion seit jeher verankert und bilden spätestens seit dem Aufk ommen des interpretativen Paradigmas auch ein zentrales Thema der Forschung. Letzteres basiert
  • „auf Theorieentwicklungen der phänomenologischen Soziologie (Schütz 2004) und des Symbolischen Interaktionismus (Mead 1974). Forschungen im Sinne des Interpretativen Paradigmas setzen bei den subjektiven Wirklichkeitskonstruktionen der Menschen an, weil davon ausgegangen wird, dass nur über die Interpretationen der Subjekte Wirklichkeit erfassbar ist“ (von Felden 2008, S. 11f.).
Stephanie Borgmann, Nicola Eysel, Shevek K. Selbert

I Praxisfeldorientierte Beiträge

Frontmatter
Wenn Forschung Lust auf mehr macht
Erkenntnisse einer Bildungspraktikerin
Zusammenfassung
Neulich in der Kaffeepause: „Ulrike, was macht deine Promotion?“, „Sag mal, worüber schreibst du noch mal?“, „Wie, warum Unternehmen kulturelle Bildung in ihrer Personalentwicklung einsetzen? Na, die Antwort ist doch klar, das kann ich dir jetzt schon sagen.“ Und schon war unter den Praktiker*innen in der Erwachsenenbildung1 die schönste Diskussion über mein Promotionsthema entbrannt. Argumente, Erfahrungen, Vorannahmen und Wissensbruchstücke wurden ausgetauscht und diskutiert, und am Ende waren alle ein bisschen reicher an Wissen, Erfahrung und Anregungen.
Ulrike Gerdiken
Sich schreibend begegnen
Über den Zusammenhang von Bildung,Biographie und Schreiben
Zusammenfassung
In der Praxis der Erwachsenenbildung ist nicht nur wichtig, was man weiß und kann, sondern auch, wie man ist, reagiert, sich verhält. Denn wir lehren, leiten und moderieren nicht nur durch das Was, sondern wesentlich auch durch das Wie. Die eigene Person spielt hier eine entscheidende Rolle. Daher ist es lohnend, sich selbst wahrzunehmen, um die eigenen Stärken zu entfalten. Dieser Prozess kann durch erfahrungsorientierte und biographische Methoden (u. a. „Lebenslinie“, „Ich und die Arbeit mit Menschen“, „Schreibbiographie“) angeregt werden. Angehende oder sich bereits im Beruf befindende ErwachsenenpädagogInnen bekommen damit wichtige Impuls zum eigenen biographischen Gewordensein, zur Art und Weise des professionellen Handelns, zu vorherrschenden Denkmustern sowie zur Verortung der eigenen Rolle im breiten erwachsenenbildnerischen Feld.
Sebastian Lerch
Frei und freiwillig
Schwedische Erwachsenenbildung von 1902 bis 2015
Zusammenfassung
Wenn man sich mit der schwedischen Erwachsenenbildung bzw. Volksbildung beschäft igt, begegnet man früher oder später dem Begriff spaar fri und frivillig. Mitunter wird es sogar herangezogen, um die schwedische Volksbildungsarbeit generell zu charakterisieren. Daher stellt sich die Frage: Was bedeutet der Ausdruck „frei und freiwillig“? Wie ist er im Kontext der schwedischen Erwachsenenbildung einzuordnen? Und welche Bezüge zur Erwachsenenbildung in Deutschland lassen sich identifizieren? Um diesen Fragen nachzugehen, wird in diesem Beitrag eine geschichtliche Perspektive gewählt, welche zum einen auf den Bildungsbegriff und zum anderen auf die Institutionalisierung der Volksbildungsarbeit in Schweden ab 1902, fokussiert.
Julia Zinßer

II Empirieorientierte Beiträge

Frontmatter
Am Übergang von der Schule in den Beruf
Berufliche Orientierung durch politische Bildung – eine vernachlässigte Größe?
Zusammenfassung
Die Berufswahl gehört zu den Entwicklungsaufgaben im Jugendalter, die vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, wie pluralisierte Arbeits- und Lebensformen, aber auch einer erhöhten individuellen Risikobereitschaft durch zunehmende prekäre Beschäftigungsverhältnisse, getroffen werden muss. Jedoch stellen Brüggemann und Rahn fest, „dass angesichts der in den vergangenen Jahrzehnten zu konstatierenden Destandardisierung der Erwerbsbiographien nicht mehr davon ausgegangen werden kann, dass die Berufsorientierung mit Beendigung der Jugendphase abgeschlossen ist“ (Brüggemann und Rahn 2013, S. 13).
Nadine Balzter
Biographische Dispositionen und deren Einfluss auf das berufliche Handeln am Beispiel des Polizeiberufes
Ein Beitrag zur qualitativen Forschung
Zusammenfassung
Die sozialwissenschaftlichen Disziplinen Erziehungswissenschaft und Soziologie nutzen in ihrem jeweiligen Bereich verschiedene qualitative Forschungsverfahren. Wann jedoch ein qualitativer Forschungsansatz geeignet erscheint, ist unter anderem auch abhängig von dem zu erforschenden Phänomen bzw. Feld und inwieweit vorhandene oder nicht vorhandene Erkenntnisse bereits existieren (Grundlagenforschung). Hierbei sollte sich jedoch die Auswahl der einzelnen Erhebungs-, Aufbereitungsund Auswertungsverfahren an der Fragestellung, dem Umfeld, in dem geforscht wird, dem Erhebungsaufwand und dem Ziel der Forschung ausrichten.
Martina Drumm
Deviantes Rollenverhalten?
Selbstbeschreibungen gewaltbereiter Frauen
Zusammenfassung
Eigentlich ist es wohl selbsterklärend, dass gewaltbereite Frauen auch eine Abweichung vom traditionellen Rollenverhalten zeigen; aber existiert in den inzwischen so aufgeklärten Zeiten überhaupt noch ein Zwang zur Einordnung in vorgegebene Geschlechterkategorien? Und wie sehen das die Befragten selbst?
Gestützt durch Interviewausschnitte1 von Gesprächen mit zwei mehrfach verurteilten Frauen, von denen eine vor, die andere deutlich nach den Einflüssen der zweiten Welle der Frauenbewegung (beginnend Ende der 1960er Jahre) aufgewachsen ist, sollen exemplarisch Verbindungen zwischen den Sanktionen sozialer Kontrolle für abweichendes Rollenverhalten und einem daraus entstehenden erhöhten Risiko zur allgemeinen Devianz sowie, hieraus resultierend, zur Delinquenz aufgezeigt werden.
Nicola Eysel
Individualisierte Religiosität in der späten Moderne
Zur Relevanz von Kindheit und Geschlecht
Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag möchte ich Überlegungen hinsichtlich der Bedeutung der Kindheit für die religiöse Entwicklung und des Zugangs von Frauen zur religiösen Ebene diskutieren.
Anja Lorenz
Transitionen: Zum Quereinstieg ins Lehramt an berufsbildenden Schulen
Zusammenfassung
Pflegepädagogen, die an Krankenpflegeschulen arbeiten und kein reguläres Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen absolviert haben, wird bzw. wurde – je nach Bundesland und abhängig vom Bedarf an Lehrkräft en für die berufliche Fachrichtung Pflege – mitunter der Wechsel an eine berufsbildende Schule über einen Quereinstieg ermöglicht. Die individuelle Professionalisierung1 dieser angehenden Berufsschullehrer verlangt dann – so die Ausgangsthese des Beitrags – die aktive Ergreifung, individuelle Gestaltung und rückblickende Evaluierung des Quereinstiegs in den Schuldienst.
Astrid Seltrecht

III Forschungstheorieorientierte Beiträge

Frontmatter
Warum das Leben keinen Sinn haben darf…
(Eigen-)Sinn als Teil der conditio humana im Kontext qualitativer Forschung
Zusammenfassung
Mutmaßlich erregt der Titel dieses Beitrags beim ersten Lesen einen gewissen Unmut. Das Leben soll keinen Sinn haben dürfen?! Ausgeschlossen!
Der Unmut ist berechtigt und gleichzeitig bestätigt er die Aussage des Titels: Es ist nicht das Leben selbst das den Sinn „hat“, sondern der Mensch, der das Leben lebt, gibt diesem Sinn. Auch wenn sprachlich die Sinnkonstituierung dem Leben und nicht dem Subjekt zugesprochen wird – die Herstellung von Sinnhaftigkeit stellt eine Aneignungsleistung des Individuums dar und eben keine selbstverständliche Grundeigenschaft des Lebens.
Stephanie Borgmann
Interpretationsmuster für die international-vergleichende Erforschung von Erwachsenenbildung/Weiterbildung
Zusammenfassung
Die international-vergleichende Erforschung von Fragestellungen im Feld der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung hat in den letzten Jahren zugenommen (Egetenmeyer 2014). Beobachtbar sind nicht nur Studien aus dem disziplinären Kontext der Erwachsenenbildung/Weiterbildung, sondern auch bildungspolitisch motivierte Studien – insbesondere im Kontext von Europäischer Union (EU) und Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – sowie Erhebungen, die in benachbarten Disziplinen der Erziehungswissenschaft durchgeführt werden, wie beispielsweise der Soziologie.
Regina Egetenmeyer
Die vernachlässigte Diskussion
Fragen der Ethik und Verantwortung in den narrationsanalytischen Verfahren der Biographieforschung
Zusammenfassung
Mit der Frage nach dem methodischen Design einer qualitativen Arbeit unweigerlich verbunden sind verschiedene Fragen der Forschungsethik, die sich sowohl auf die Forschungskonzeption als auch den Forschungsprozess an sich beziehen und damit auch die Kommunikation mit den Proband*innen in den Blick nehmen. Weitere Aspekte betreffen die Rolle der Forscher*innen innerhalb des empirischen Projektes sowie die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse, denn „forschungsethische Fragen sind immanenter Bestandteil der empirischen Forschungspraxis und stellen sich in allen Phasen des Forschungsprozesses“ (von Unger 2014, S. 16).
Kira Nierobisch
Durch Biographien über Institutionen lernen
Auswirkungen auf das Untersuchungsdesign
Zusammenfassung
Viele biographieanalytische Studien befassen sich mit der Frage, wie gesellschaftliche Institutionen und Organisationen das Leben des Einzelnen beeinflussen und prägen. Doch durch Biographien kann man nicht nur etwas darüber erfahren, wie Menschen von Institutionen geprägt werden, sondern auch, wie diese sich zu und in gesellschaftlichen Institutionen und Organisationen verhalten und dadurch auf diese zurückwirken. Dieser alten sozialwissenschaftlichen Frage nach dem wechselseitigen Bedingungsgefüge von Individuum und Institution soll im Folgenden nachgegangen werden.
Nicole Piroth
Das Recht auf Selbsttäuschung
Forschungsethische Betrachtung der eigenartigen Gesprächssituation des Narrativen Interviews mit Max Frischs Bildnistheorie
Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag wird dem Gedankengang zu einem zentralen Grundproblem der (qualitativen) Forschungsethik nachgegangen, nämlich der Frage danach, ob und in welchem Maße Forschungsteilnehmende über die Erhebungssituation hinaus am Forschungsprozess, insbesondere an dessen Ergebnissen, beteiligt werden können bzw. sollten.
Shevek K. Selbert
Backmatter
Metadaten
Titel
Zwischen Subjekt und Struktur
herausgegeben von
Stephanie Borgmann
Nicola Eysel
Shevek K. Selbert
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-10838-0
Print ISBN
978-3-658-10837-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10838-0