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2008 | Buch

Zwischenwelten: Weder Krieg noch Frieden

Über den konstruktiven Umgang mit Gewaltphänomenen im Prozess der Konflikttransformation

verfasst von: Marcel Baumann

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
In der Clausewitz’schen Definition des Krieges „als Fortsetzung und Durchführung des politischen Verkehrs mit anderen Mitteln“1 ist die klare Unterscheidbarkeit von Krieg und Frieden gegeben. Sie wird im berühmten Axiom von Hugo Grotius bestätigt,2 wonach es zwischen Krieg und Frieden kein Drittes gebe. Doch können die Klassiker der Kriegstheorie das moderne Kriegsgeschehen und vor allem das „Friedensgeschehen“ noch angemessen beschreiben? Bereits seit dem ersten Friedensvertrag der Welt, der 1285 v. Chr. zwischen Hethitern und Ägyptern in Kadesh (im heutigen Syrien) geschlossen wurde, verbinden sich mit Friedensverträgen bestimmte Prämissen, die auf spezifische Strategien bzw. Blaupausen der internationalen Gemeinschaft aufbauen: ein Friedensvertrag ist nach dieser Vorstellung ein verbindlicher Friedensschluss (ein so genanter „definitiver Friedensvertrag“). Demnach schließen „Sieger“ und „Besiegte“ einen Vertrag, der die völkerrechtlich verankerte Garantie auf das Ende von Gewalthandlungen beinhaltet.
2. Untersuchungsgegenstand und Methodik
Auszug
Nach Antworten auf die erkenntnisleitende Fragestellung wird in erster Linie durch den Vergleich der Friedensprozesse in Südafrika und Nordirland gesucht. In beiden Ländern wurden durch Interviews und (teilnehmende) Beobachtungen Primärdaten gewonnen und ausgewertet. Als drittes Land wurde Mazedonien gewählt.
3. Die Fragilität von Friedensprozessen: freiwillige Apartheid
Auszug
Besian Demiri und Aleksandra Arsovska sind Jugendarbeiter, die für die NGO „Loja“ in der mazedonischen Stadt Tetovo aktiv sind. In einem gemeinsamen Gespräch fragte der Autor den albanischen jungen Erwachsenen Besian, ob er es sich vorstellen könnte, eine mazedonische Freundin zu haben und die mazedonische junge Frau Aleksandra, ob sie es sich vorstellen könnte, einen albanischen Freund zu haben.
4. Konstruktive Interventionsansätze
Auszug
Für die Analyse der Kommunikationsräume kann man auf das Vokabular von Heinrich Popitz zurückgreifen, der die Chance der Eingrenzung von Gewalt darin sieht, „soziale Beziehungen“ so zu organisieren, dass die Gefahr gewaltsamer Handlungen eingeschränkt wird. Die effektivsten Versuche zur Bewältigung von Gewalt bestehen daher in der Organisation „sozialer Ordnungen“,1 denn nur „soziale Institutionen“ ermöglichen es, so Popitz, Gewalt dauerhaft einzugrenzen.2 Im Sinne der beabsichtigten Friedensstrukturforschung werden deshalb im Folgenden mehr oder weniger gelungene Beispiele für die Verwirklichung „sozialer Institutionen“ analysiert, die das Ziel verfolgten, Friedensordnungen gegen Gewalteskalationen nachhaltig resistent machen. Hierzu zählen die südafrikanischen „Friedenskomitees“ („Peace Committees“), welche durch den NPA geschaffen wurden. Im NPA waren soziale Institutionen vorgesehen, auf die der Konflikttransformationsprozess zurückgreifen konnte. Damit verband sich die ideelle Prämisse eines „Friedens-Inventars“3, das zur Intervention gegen Gewalteskalationen zur Anwendung kommen sollte.
Fazit und Ausblick
Auszug
Die 1990er Jahre waren in ihrer eigenen Art und Weise das Jahrzehnt der Friedensverträge, der Nobelpreise, der Euphorien und Hoffnungen. Doch das Jahrzehnt ging zu Ende und mit ihm der Zeitgeist der Friedensprozesse und die Faszination für Friedensabkommen. Viele von ihnen hatten Erfolg, andere sind gescheitert, wieder andere wurden durch neue Friedensabkommen oder schlicht durch neue Kriege ersetzt. In der Einleitung wurde die Charakterbeschreibung einer Krise durch Gramsci zitiert. Er stellte sie als eine Zwischenwelt dar, in der das Alte stirbt, das Neue jedoch noch nicht entstehen kann. In diesem Zustand treten „krankhafte Symptome“ in Erscheinung. Übertragen auf Friedenskonsolidierungsprozesse bedeutet dies, dass Gewaltphänomene als destabilisierende Faktoren auftreten und das Gelingen davon abhängt, ob diese konstruktiv bewältigt werden.
5. Literaturverzeichnis
Metadaten
Titel
Zwischenwelten: Weder Krieg noch Frieden
verfasst von
Marcel Baumann
Copyright-Jahr
2008
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91196-0
Print ISBN
978-3-531-15948-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91196-0