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2016 | Buch

Sparen in öffentlichen Haushalten

Grundzüge einer Theorie mit zehn Beispielen für die Praxis und Fachdiskussion

verfasst von: Ingo Caspari, Walter Reese-Schäfer, Werner Haßenkamp

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : essentials

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Über dieses Buch

Die Autoren beschreiben in diesem Essential anhand von Beispielen Schwierigkeiten, die beim Sparen auftreten. Auf Basis der Systemtheorie des Soziologen N. Luhmann, die zu Grundzügen einer Soziologie des Sparens umgeformt wird, entstehen neue Einblicke, weil in Systemen (wie Wirtschaft oder Politik) gedacht wird und der einzelne Mensch außen vor bleibt. Die Aggregation der Erkenntnisse der Beispiele aus der Praxis mündet in einer Frage: Wie sollen die gesellschaftlichen Subsysteme um die beste Lösung streiten? Hier stößt das Analysewerkzeug Systemtheorie an seine Grenzen und die Theorie kommunikativer Vernunft von J. Habermas führt zu klaren Empfehlungen an die Praxis des Sparens. Zentrale zukünftige Herausforderungen werden abschließend benannt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Seit den 1950er Jahren sind in Deutschland die Schulden kontinuierlich gestiegen, weshalb durch Sparen Schaden von der Gesellschaft abgewendet werden soll. Zurzeit existiert finanzpolitisch eine Sondersituation. Im Jahr 2014 wurden auf Bundesebene erstmals Überschüsse verbucht, die nach aktuellen Prognosen auch in 2015 realisiert werden. Dies ist nur möglich, weil die ökonomischen Rahmenbedingungen so gut sind wie noch nie. Allerdings gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Haushalten, so dass selbst bei anhaltenden, sehr positiven Rahmenbedingungen in einzelnen Haushalten unter notgedrungener Billigung dauerhafter Schäden strikt gespart werden muss.
Ändern sich die z.Zt. nahezu idealen makroökonomischen Rahmenparameter wird das Sparen eine gesamtgesellschaftlich noch härtere Aufgabe. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist die Voraussetzung einer positiven Wirtschaftsentwicklung und nachhaltigen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung
Ingo Caspari, Walter Reese-Schäfer, Werner Haßenkamp
2. Grundzüge einer Soziologie des Sparens
Zusammenfassung
Der Mensch existiert in der Luhmannschen Systemtheorie nicht, was eine Herausforderung für unser Denken darstellt. Die gesamte Gesellschaft und ihre Sub- oder Funktionssysteme bestehen aus Kommunikation. Allerdings kommuniziert jedes System egozentriert und lebt autark. Die Politik kommuniziert anders als die Wirtschaft und diese wiederum anders als die Verwaltung oder die sozialen Bewegungen. Diese verstehen sich deshalb nicht, da ihr Vokabelschatz überschneidungsfrei ist. Jedes dieser Systeme ist richtig und wichtig. Kein System ist besser als das andere.
Das fehlende gemeinsame Vokabular macht das Sparen schwierig. Denn nur das wirtschaftliche System kennt die Begriffe Geld und Knappheit. Deshalb agiert das politische System erst, wenn Schulden für es relevante Größen beeinflussen, also zwischen Regierung und Opposition entscheiden. Dann konfrontiert das wirtschaftliche, induziert durch das politische System, wiederum andere Systeme mit der ihrerseits systemfremden Aufgabe des Sparens. Diese Aufgabe ist absolut irrelevant für die Funktionen der bedrohten Systeme. Jedoch sehen sie ihre Einflusssphäre durch das Primat des wirtschaftlichen Systems gefährdet und setzen sich konsequenterweise mit eigener Kommunikation zur Wehr, oder sie instrumentalisieren andere Systeme zwecks Schützenhilfe. So soll der Übergriff eines anderen Systems auf die eigene Einflusssphäre abgewendet werden.
Ingo Caspari, Walter Reese-Schäfer, Werner Haßenkamp
3. Zehn Beispiele aus der Perspektive Luhmannscher Systemtheorie
Zusammenfassung
Die zehn Beispiele zeigen, dass der skizzierte Prozess des Sparens sich in vergleichbarer Form in den Systemen Kunst, Ökologie, Wissenschaft, Recht, Politik, Ethik und Verwaltung zeigt. Die Beispiele zeigen zudem, wie diese Systeme vom System Wirtschaft im Rahmen der Haushaltskonsolidierung bedroht werden. Führt man sich die notwendigen Aufgaben der einzelnen Systeme vor Augen, ist es gesellschaftlich sinnvoll, dass die Systeme mit Ablehnung auf den Sparprimat des Systems Wirtschaft reagieren. Die Beispiele verdeutlichen ferner die Schwierigkeit des Sparens allein aus dem Faktum heraus, dass sich Systeme konform zu ihren eigenen Regeln verhalten. Konsequenterweise fehlte der Mensch bei der Dokumentation der Beispiele und es wurde nur von Systemen gesprochen. Ergänzend können sechs interagierende, systemtheoretische Gründe identifiziert werden, warum so viele politische Großprojekte in Deutschland scheitern und so maßgeblichen finanziellen Schaden verursachen. Schlussendlich konnte verdeutlicht werden, warum die systemimmanente, quantitative Transparenz des wirtschaftlichen Systems per se andere Systeme bedroht.
Ingo Caspari, Walter Reese-Schäfer, Werner Haßenkamp
4. Fazit
Zusammenfassung
  • Die Schulden öffentlicher Haushalte steigen seit den 1950er Jahren kontinuierlich. Eine Ausnahme zu dieser Regel stellt die Momentaufnahme zu Beginn des Jahres 2015 dar, in der teilweise Schulden abgebaut werden. Dies ist jedoch zu einem Großteil der guten deutschen wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Mit dem Inkrafttreten der Schuldenbremse und ungünstigeren ökonomischen Bedingungen wird das Dauerthema Haushaltskonsolidierung noch einmal an Wichtigkeit gewinnen.
  • Differenzierung bei der Schuldenproblematik tut not, da bereits maßgebliche Unterschiede zwischen Körperschaften bestehen und diese Unterschiede weiter wachsen.
  • Systemtheorie eignet sich gut, um gesellschaftliche Prozesse wie das Sparen zu analysieren. Die Gesellschaft teilt sich demnach in Subsysteme, die wegen ihrer unterschiedlichen Aufgaben nach ihren eigenen unterschiedlichen Regeln funktionieren und kaum interagieren. Jedes System schaut anders auf seine Umwelt und bedient sich dabei unterschiedlicher Codes, Medien und Programmen.
  • Sparen ist ein Modus des wirtschaftlichen Systems, da nur dieses dem Programm der Knappheit folgt. Für alle anderen vom Sparen betroffenen Systeme ist somit Sparen systemfremd und bedroht die eigene Einflusssphäre, weshalb Sparen als Bedrohung wahrgenommen wird.
  • Führt man sich die Logik der bedrohten Systeme vor Augen, ist die Ablehnung des Sparens rein logisch nachvollziehbar.
  • Auf Basis der Systemtheorie von Luhmann kann keine Handlungsempfehlung formuliert werden; hierzu ist jedoch die Theorie von Habermas gut geeignet, aus der Anforderungen an die Kommunikation beim Sparen abgeleitet werden können. Diese gelten für gesellschaftliche Diskurse im Allgemeinen.
Ingo Caspari, Walter Reese-Schäfer, Werner Haßenkamp
Backmatter
Metadaten
Titel
Sparen in öffentlichen Haushalten
verfasst von
Ingo Caspari
Walter Reese-Schäfer
Werner Haßenkamp
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-10908-0
Print ISBN
978-3-658-10907-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10908-0