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2006 | Buch

Aufsichtsräte und Beiräte in Deutschland

Rahmenbedingungen, Anforderungen, professionelle Auswahl

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Über dieses Buch

Die Deutschland AG ist aufgewacht. Überall wird mobilgemacht, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren. Auch im Bereich der Unternehmensaufsicht hat das Streben nach den vorderen Plätzen im int- nationalen Qualitätsranking begonnen. Doch bis dahin muss in Deuts- land noch einiges optimiert werden. Nach wie vor steht Großbritannien in der Qualitätsbewertung der Corporate Governance im Europavergleich unangefochten an erster Stelle. Dafür sind vor allem strukturelle Gründe verantwortlich. Deutsche Aufsichtsräte haben gegenüber ihren angelsächsischen Kollegen gleich mit mehreren Handicaps zu kämpfen. Eines davon ist die Größe des Gremiums. Während der Aufsichtsrat eines deutschen Dax-30-Unt- nehmens durchschnittlich 18 Mitglieder umfasst, kommt eine britische Aktiengesellschaft mit rund acht Aufsichtsräten aus. Auch der hierzulande gesetzlich festgeschriebene Anteil an Arbeitnehmervertretern von 50 Prozent in großen Kapitalgesellschaften liegt weit über den elf Prozent, die in anderen europäischen Staaten üblich sind. Diese paritätische Besetzung erweist sich zudem häufig als Hemmschuh für eine Internationalisierung des Aufsichtsrates, da sich renommierte ausländische Manager für das deutsche Mitbestimmungsprinzip nur schwer gewinnen lassen. Ein weiterer Punkt, der die Effektivität der Aufsichtsratstätigkeit drosselt, ist die relativ geringe Anzahl der Zusammenkünfte des Gremiums. Ein Aufsichtsrat in Deutschland tagt im Jahr normalerweise vier Mal; in England dagegen acht Mal. Trotz der vorhandenen Handicaps hat sich die Arbeit der deutschen Aufsichtsräte in den letzten Jahren deutlich verbessert. So wird in vielen Unternehmen der Wandel von einer eher passiven Aufsicht zu einem kritisch beobachtenden, konstruktiv beratenden Überwachungsorgan erfolgreich vorangetrieben.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Auszug
Die Deutschland AG ist aufgewacht. Überall wird mobilgemacht, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren. Auch im Bereich der Unternehmensaufsicht hat das Streben nach den vorderen Plätzen im internationalen Qualitätsranking begonnen. Doch bis dahin muss in Deutschland noch einiges optimiert werden. Nach wie vor steht Großbritannien in der Qualitätsbewertung der Corporate Governance im Europavergleich unangefochten an erster Stelle. Dafür sind vor allem strukturelle Gründe verantwortlich.
1. Die Rahmenbedingungen für die Unternehmensaufsicht
Auszug
Im angelsächsisch geprägten, international weit verbreiteten Einkammersystem sind Führung und Überwachung des Unternehmens in einem einzigen, von den Anteilseignern gewählten Organ vereint, für dessen Verfassung es keine einheitlichen Regelungen gibt. Dieser gemeinsam für die Führung und Überwachung verantwortliche Board setzt sich aus zwei Gruppen zusammen, die personell getrennt sind.
2. Die Mandatswahrnehmung von Aufsichtsräten
Auszug
Gegenüber den Usancen vergangener Jahre haben sich die Erwartungen, die heute an den Aufsichtsrat gestellt werden, grundlegend geändert. Die Neuorientierung der Unternehmensaufsicht zu einem aktiven, zukunftsorientierten Gremium setzt eine Änderung im Denken und Handeln voraus.
3. Die Mandatswahrnehmung von Beiräten
Auszug
In einer Zeit zunehmender Globalisierung und damit verbundener Veränderungen sehen sich Mittelständler verstärkt mit komplexen Herausforderungen konfrontiert. Auf der einen Seite wächst der Druck, bestehende Marktanteile zu halten und neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Auf der anderen Seite behindern oftmals traditionelle Strukturen im Unternehmen den notwendigen Wandel zu flexibleren Organisationsformen. Beiräte, die das Unternehmen bereits über einen längeren Zeitraum begleiten, sind häufig auch in der Vergangenheit verhaftet. Sie verstehen sich mehr als passive Kontrollinstanz und weniger als aktives Gremium, das sich engagiert mit Gestaltungs- und Überwachungsaufgaben zu beschäftigen hat. Hier besteht ein dringender Bedarf zur Neuorientierung. Denn nur dann, wenn sich ein Beirat auf die veränderten Bedingungen in der Wirtschaftswelt einstellt und Bereitschaft signalisiert, sein Denken und Handeln entsprechend daran zu orientieren, bringt seine Arbeit einen wirklichen Nutzen für das Unternehmen.
4. Die Anforderungen an Aufsichtsräte und Beiräte
Auszug
Nach dem Aktiengesetz, das die persönlichen und fachlichen Qualifikationen für die Übernahme eines Aufsichtsratsmandates sehr zurückhaltend regelt, kann vom Grundsatz her jeder, der voll geschäftsfähig ist, ein solches Mandat übernehmen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Betonung gewisser fachlicher Qualifikationen, wie bereits erwähnt, unabdingbar ist. Auch der Kodex macht deutlich, dass eine an den individuellen Unternehmensbedürfnissen orientierte Aufsichtsratsbesetzung zur Beratung und Überwachung des Vorstands notwendig ist.
5. Die Vorgehensweise bei der Suche und Auswahl von Aufsichtsräten und Beiräten
Auszug
Die Situation erfordert folglich eine Neuorientierung. Nicht mehr das vorhandene Beziehungsnetzwerk oder der Name von möglichen Mandatsträgern bestimmt die Suche, sondern fachliche Kompetenzen und Charaktereigenschaften. Das heißt: Die Gremien, die über die Auswahl von Aufsichtsräten und Beiräten entscheiden, werden ihre Wahl nach anderen Gesichtpunkten treffen müssen als bisher. War die Liste der Kandidaten früher auf einen überschaubaren Kreis prominenter Interessenten beschränkt, stehen als potenzielle Aufsichtsräte heute wesentlich mehr Aspiranten zur Verfügung. Vor allem Berufsaufsichtsräte kommen etwas mehr zum Zuge, da diese in der Lage sind, die erhöhten Anforderungen an das Mandat hinsichtlich Zeit, Aufwand und Professionalität zu erfüllen. Auch als Krisenmanager bringen sie in der Regel gute Voraussetzungen mit; eine Fähigkeit, die gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
6. Aufsichtsräte und Beiräte im Wandel
Auszug
Die Analyse der aktuellen Situation in Aufsichtsräten und Beiräten hat gezeigt, dass diese Organe in deutschen Unternehmen vor weiteren Veränderungsprozessen stehen. Einiges wurde bereits erfolgreich auf den Weg gebracht. Besonders in größeren Aktiengesellschaften hat sich die Arbeit in den Aufsichtsräten verbessert. Die Internationalisierung hat zugenommen und man geht beispielsweise verstärkt dazu über, Fachausschüsse zu bilden, die in kleinen, hochqualifizierten Teams relevante Entscheidungen vorbereiten, was Zeit und Aufwand spart. Doch nach wie vor sehen sich die Unternehmenskontrolleure mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Arbeitsweise noch effizienter zu gestalten.
Backmatter
Metadaten
Titel
Aufsichtsräte und Beiräte in Deutschland
verfasst von
Dieter Kuck
Copyright-Jahr
2006
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-9275-8
Print ISBN
978-3-8349-0305-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9275-8

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