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14.04.2014 | Betriebsstoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Autos fahren 2050 mit synthetischen Kraftstoffen

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4:30 Min. Lesedauer

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Mit ambitionierter Klimapolitik kann die Zwei-Grad-Obergrenze eingehalten werden. Das geht aus dem neuen Bericht des Weltklimarats IPCC hervor. Auch eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt: Ein treibhausgasneutraler Verkehrssektor ist bis zum Jahr 2050 möglich.

Die Treibhausgasemissionen müssen deutlich und zeitnah sinken. Dies zeigt der aktuelle Bericht des Weltklimarats, der gestern veröffentlicht wurde. Dies sei aber nur mit sehr ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen möglich, die rasch greifen. Käme es in den kommenden zehn Jahren dagegen zu keinen deutlichen Minderungsmaßnahmen, ließen sich die negativen Risiken des Klimawandels kaum abwehren.

Notwendig sei ein tiefgreifender technologischer, ökonomischer und institutioneller Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Wie dieser erfolgen könnte, zeigt auch die Studie "Treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2050" des Umweltbundesamtes (UBA). Thomas Holzmann, amtierender Präsident des UBA: "Ein treibhausgasneutrales Deutschland mit einem jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von einer Tonne CO2-Äquivalenten im Jahr 2050, also eine Minderung um 95 Prozent gegenüber 1990, ist nach allen was wir derzeit wissen, möglich."

Klimaneutrales Deutschland bis 2050 möglich

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Wird die vom Menschen hervorgerufene Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzt, werden die potenziellen Folgen und Risiken des Klimawandels zwar nicht abzuwenden sein, lassen sich aber einfacher kontrollieren, erläutert das UBA. Bereits eine Anstieg um ein Grad Celsius hätte vermutlich kritische Auswirkungen, besonders für die ärmsten Länder der Erde. Je schneller der Ausstoß an Treibhausgasen aber sinke, desto niedriger seien die gesellschaftlichen Kosten, die durch die möglichen gravierenden Veränderungen des Klimas entstehen können. Dieses Szenario bestätigt nach Aussage des UBA der gestern veröffentlichte dritte Teil des fünften Weltklimaberichtes zu Vermeidungsstrategien.

Eine umfassende und schnelle Emissionsminderung in allen gesellschaftlich relevanten Wirtschafts- und Lebensbereichen hat das UBA für den Industriestandort Deutschland genauer in seiner Studie untersucht. Holzmann: "Wir wissen, dass weltweit eine Transformationen der Energie- und Produktionssysteme notwendig ist. Mit dieser Studie zeigen wir, dass es prinzipiell technisch machbar ist, auch als Industriestaat wie Deutschland fast treibhausgasneutral zu werden. Wir können im Jahr 2050 mit einer regenerativen Energieversorgung weiter ein leistungsstarker, energieeffizienter Industriestandort sein."

Die Energieversorgung - einschließlich Verkehr - ist in Deutschland derzeit für mehr als 80 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie das UBA angibt. In seinem Szenario für das Jahr 2050 setzt das UBA vor allem auf Wind- und Solarenergie. Keine Zukunft hat dagegen die sogenannte Anbaubiomasse. Das UBA empfiehlt stattdessen Biomassen aus Abfall und Reststoffen. Diese stehen nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. "Neben der Integration erneuerbarer Energien und der Förderung von Technikinnovationen, kommt es kurz- und mittelfristig darauf an, mehr Anreize zur Gebäudesanierung zu schaffen und die Emissionszertifikate zu begrenzen", sagt Holzmann.

Maßnahmen für einen treibhausgasneutralen Verkehr

Im Verkehrssektor der Welt des Jahres 2050, wie sie das UBA entwirft, geht es vor allem um Strom. Ein treibhausgasneutraler Verkehrssektor sei bis zum Jahr 2050 realisierbar. Die energiebedingten Emissionen des Verkehrs könnten auf nahezu Null reduziert werden. Allerdings nur, wenn der Sektor vollständig auf erneuerbaren Strom umgestellt werde. Der Lösungsweg sei jedoch mit einem hohen zusätzlichen Strombedarf für Fahrstrom und stromerzeugte, synthetische Kraftstoffe verbunden. Es sei daher unumgänglich, den Endenergiebedarf des gesamten Verkehrssektors deutlich zu senken - trotz des prognostizierten Verkehrsanstiegs.

Damit ein treibhausgasneutraler Verkehrssektor realisiert werden kann, seien eine Vielzahl von Maßnahmen nötig. Dazu gehören Verkehrsvermeidung und -verlagerung, Effizienzsteigerung der eingesetzten Fahrzeuge sowie der Einsatz von nahezu CO2-freien Kraftstoffen.

Verkehrsvermeidung sei die direkteste Möglichkeit, um den Endenergiebedarf zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür sind Siedlungsstrukturen, die Arbeiten, Einkaufen und Freizeit im Nahraum zusammenbringen und dadurch Wege verkürzen. Verkehrsverlagerung auf umweltgerechte Verkehrsträger sei ein weiterer wichtiger Baustein eines energieeffizienten Verkehrssektors. Um den Endenergiebedarf zu senken, sollte der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf den Umweltverbund (Fahrrad/ Fuß/Bus & Bahn/Carsharing) oder der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene oder Wasserstraße verlagert werden. Der dritte Baustein ist die Effizienzsteigerung der eingesetzten Fahrzeuge. Als vierte Komponente kommt der Einsatz von nahezu CO2-freien Kraftstoffen ins Spiel. Zugrunde liegt dabei die Power-to-Liquids(PtL)-Technik: Kohlenstoffdioxid und Wasser werden mittels erneuerbarer Energie zu flüssigen und gasförmigen Kohlenwasserstoffen umgewandelt und zu erneuerbaren synthetischen Kraftstoffen weiterverarbeitet.

Dritter Teil des fünften IPCC-Sachstandsberichts

Zu einem umfassenden Klimaschutz gehört neben der Minderung von Klimagasen auch die Anpassung an den Klimawandel, um dessen Risiken effektiv zu reduzieren. Darauf wies der Ende März 2014 veröffentlichte zweite Teil des Weltklimaberichtes hin. Das UBA empfiehlt, anspruchsvolle Minderungsziele zu verfolgen und sich gleichzeitig auf die nicht mehr vermeidbaren Klimaänderungen einzustellen. Bund und Länder hätten bereits Anpassungsstrategien und Aktionspläne entwickelt und mit der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen begonnen.

Der Weltklimarat IPCC veröffentlicht in den Jahren 2013 und 2014 den fünften Sachstandsbericht (AR5). Der AR5 besteht aus den Beiträgen der drei IPCC-Arbeitsgruppen und einem übergreifenden Synthesebericht. Der nun veröffentlichte dritte Teilbericht behandelt Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels unter wissenschaftlichen, technischen, umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten.

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