Skip to main content

21.02.2024 | Cloud Computing | Gastbeitrag | Online-Artikel

Nachhaltiger werden mit der Cloud

verfasst von: Ulrich Meine

5:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Migration in die Cloud lohnt sich für die meisten Unternehmen. Noch dazu kann sie, richtig eingesetzt, einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit bedeuten - wenn Organisationen strategisch dabei vorgehen.

Wer die Digitalisierung des eigenen Unternehmens pushen, Prozesse beschleunigen und Kosten senken will, verlagert Anwendungen und Daten in die Cloud. Das zumindest legen die Ergebnisse der aktuellen Studie "Cloud-Migration 2023" des Research Services by Foundry (ehemals IDG Research) zusammen mit Partnern wie NTT Data Business Solutions nahe. Eine der interessantesten Erkenntnisse aus der Erhebung: Ganze 60 Prozent der Befragten führen ihre Cloud-Migrationsprojekte ohne Strategie durch. Das ist besonders schade, lassen sich doch mit einer strategisch geplanten Cloud-Migration gleich mehrere wichtige und erfolgsrelevante Unternehmensziele, auch in puncto Umweltkriterien, erreichen. Das bestätigen auch die 40 Prozent der Befragten, die bei der Cloud-Migration einer festgelegten Strategie gefolgt sind - ein wichtiger Schlüssel zum erfolgreichen Abschluss des Projektes.

Die Cloud als Teil der IT-Gesamtstrategie von Unternehmen

Ganz grundsätzlich gilt: Die ganze oder teilweise Verlagerung von Anwendungen, Diensten und Daten in die Cloud ist für die allermeisten Unternehmen ein lohnender Schachzug: Effizienz, Skalierbarkeit und Flexibilität verbessern sich und Kosten werden eingespart. Wer diese Vorteile nutzen will, sollte sich allerdings eine passende Strategie zurechtlegen und dabei über den Tellerrand der technischen Herausforderungen hinausblicken. 

Denn: Die Cloudnutzung ist kein Selbstzweck, sie muss Teil der IT-Gesamtstrategie sein und damit mehr als nur dem Effizienzkriterium gerecht werden. Für eine erfolgreiche Migration in die Cloud und eine nachhaltige, sinnvolle Nutzung von Cloud-Services sollten Verantwortliche unbedingt eine Zusammenarbeit der IT-Abteilung mit allen Geschäftsbereichen anstreben und an einem Tisch entscheiden, welchen Zweck die Migration erfüllen und wie diese ablaufen soll. 

Dies ist nicht nur wichtig, weil neben den technischen Herausforderungen der Cloud-Migration wie der Gewährleistung der Datensicherheit und der Dauer des Migrationsprozesses auch Herausforderungen auf organisatorischer Ebene bestehen. Nur wenn die Perspektiven relevanter Bereiche aufgenommen und in eine ganzheitliche Cloud-Strategie überführt werden, zahlt die Migration auf die Gesamtziele der Organisation ein. So kann später komplizierten und teils kostspieligen Kurskorrekturen vorgebeugt werden.

Nachhaltige Potenziale in der Public Cloud heben

Die Migration in die Cloud bietet mehrere Nachhaltigkeitsvorteile, die dazu beitragen können, Umweltauswirkungen zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen. Doch mit der wachsenden IT-Leistung steigt auch der Ausstoß von CO2-Emissionen der Datacenter. In der Welt des Cloud Computing machen die globalen Emissionen derzeit zwischen 2,5 Prozent und 3,7 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus und übertreffen damit sogar die Emissionen aus kommerziellen Flugreisen oder der Schifffahrt. Studie

Dreiviertel aller Unternehmen nutzen bereits die Vorteile von den Public Cloud Services der Hyperscaler. Das Einsparpotenzial ist in diesem Bereich also besonders groß. Zwar wird von Seiten der großen Hyperscaler für den Betrieb der Rechenzentren immer mehr grüne Energie verwendet und es werden, wie zum Beispiel in den nordischen Ländern, innovative Kühltechnologien eingesetzt, die natürliche Ressourcen wie Meereswasser einsetzen. Unternehmen nutzen diese Potenziale für die eigenen Rechenzentren häufig nicht. Möglichkeiten, Leistungen anhand ihrer Emissionseinsparung auszuwählen, wird Unternehmen von Public-Cloud-Anbietern bislang allerdings selten angeboten. 

Bei der Implementierung neuer IT-Systeme, die auch Nachhaltigkeitsbemühungen Rechnung tragen sollen, ist deshalb allem voran auch die strategische Wahl des passenden Hyperscaler-Datacenters und dort die CO2-optimierte Planung und Nutzung der IT-Landschaften ein wichtiger Hebel. Die Einsparpotenziale, die sich dabei ergeben können, sind nicht immer offensichtlich und bedürfen einer genaueren Analyse. Diese sollte am besten noch vor der Migration in die Cloud geschehen, da eine Umstellung bereits bestehender Konstrukte aufwändig sein kann. Folgende Fragen sollten sich Unternehmen für die Optimierung der Emissionen im Zusammenspiel mit Hyperscalern unbedingt stellen:

  1. Welche Serverstandorte stehen zur Auswahl? Kapstadt, Frankfurt, São Paulo - große Cloud-Anbieter haben Serverstandorte auf der ganzen Welt. Entscheidend für die Einschätzung, welcher davon aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten am geeignetsten ist, ist vor allem, auf welche Weise der Strom und Kühlung für die Serverinfrastruktur vor Ort realisiert wird.
  2. Welche Datenspeicheroption ist die richtige? Bei dieser Frage geht es vor allem darum, herauszufinden, auf welche Daten schnell zugegriffen werden muss und welche längere Latenzen verkraften. Ein schneller Zugriff wird über entsprechend schnelle Speichermedien realisiert und ist immer CO2-intensiver.
  3. Welche Ressourcen werden wirklich genutzt? Diese Frage zielt sowohl auf das Thema Services als auch auf die Themen Rechnerressourcen und Nutzungsdauer ab. Bei den ersten beiden lohnt sich die regelmäßige Überprüfung, welche tatsächlich in Benutzung sind und welche gänzlich abbestellt werden können. Beim Thema Nutzungsdauer gilt es im Blick zu behalten, Dienste auch temporär abzuschalten, wenn sie nicht verwendet werden. Das reduziert nicht nur die entstehenden Emissionen, es spart auch Kosten.
  4. Welcher Rechnertyp passt am besten? Lassen sich Instanzen zusammenlegen? Verschiedene Rechnertype haben unter anderem durch die unterschiedlichen verwendeten Prozessoren bei gleicher Leistung unterschiedliche CO2-Fußabdrücke. Deshalb gilt es, kritisch zu überprüfen, welcher Instanztyp für das eigene Vorhaben am besten geeignet ist oder ob gegebenenfalls bestehende Instanzen, die nicht voll ausgelastet sind, zusammengelegt werden können.
  5. Welche Ressourcen lassen sich durch modernere ersetzen? Public-Cloud-Anbieter modernisieren ihre Infrastruktur und Serviceangebote regelmäßig. Neuere Angebote haben gegebenenfalls einen besseren CO2-Fußabdruck. Bestehende Setups lassen sich in dieser Hinsicht oftmals mit wenig Aufwand optimieren.

Cloud-Migration wagen, aber mit Strategie

Die Fragen zeigen: In der Konzeption der IT und bei der Nutzung von Public-Cloud-Angeboten der großen Hyperscaler liegen viele Ansatzpunkte für teils signifikante Einsparmöglichkeiten, auch im Hinblick auf CO2-Emissionen. Gerade vor einer ohnehin geplanten Cloud-Migration ist es also sinnvoll, eine umfassende Strategie zu erarbeiten, die diese Aspekte mit einbezieht. Da dies kein unkompliziertes Unterfangen ist, können Fachleute hier beratend zur Seite stehen und dabei helfen, die individuell beste Strategie auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einsparpotenziale zu identifizieren. 

Unternehmen müssen heute mehr denn je in der Lage sein, flexibel und agil zu bleiben und sich stets auf neue Situationen einzustellen. Der Klimaschutz und die damit einhergehenden, auch gesetzlichen, Auflagen können der Startpunkt sein, die eigenen Prozesse kritisch zu hinterfragen. Und sie so zu transformieren, dass sie effizienter, reibungsloser und moderner sind, damit sie auch den Herausforderungen von morgen gewachsen sein werden.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

06.02.2024 | Mittelstand | Im Fokus | Online-Artikel

KMU treiben Digitalisierung voran

13.11.2023 | Künstliche Intelligenz | Fragen + Antworten | Online-Artikel

So gehen KI und Datenschutz Hand in Hand