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2024 | Buch

Der Wandel des Fleischessens im Spiegel medialer Öffentlichkeit

Eine Diskursanalyse über kollektive Wissensbestände von der Nachkriegszeit bis heute

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Über dieses Buch

Seit jeher löst Fleisch Kontroversen aus – sei es durch seine ressourcenintensive Gewinnung, die es zum Ausdruck für Wohlstand, Kraft und Gesundheit macht, oder sei es durch moralische Fragestellungen, die sich durch das Nutzen und Töten fühlender Lebewesen ergeben. Anhand des deutschen Leitmediums Der Spiegel setzt sich diese Arbeit mit Wandlungsprozessen öffentlicher Kommunikation über das Fleischessen auseinander. Für den Zeitraum der Jahre 1947 bis 2019 zeichnet sie nach, wie verschiedene Ernährungsdiskurse miteinander verschränkt sind, sich gegenseitig bedingen, befruchten und aufeinander beziehen und zeigt auf, welche Wissens- und Deutungselemente dabei zu verschiedenen Zeiten als relevant oder irrelevant in Erscheinung treten. Methodologisch basiert dies auf Konzepten der Wissenssoziologischen Diskursanalyse nach Keller und der Inhaltsanalyse nach Mayring.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel setzt sich aus theoretisch-methodologischer Perspekti-ve mit der gesellschaftlichen Konstruktion von Fleischeslust auseinander. Es systematisiert den Forschungsstand zu öffentlich-medialen Fleischdis-kursen und stellt methodologische Prämissen für deren Untersuchung auf. Daraus leitet es Leitmediendiskurse über das Fleischessen als For-schungsgegenstand der vorliegenden Untersuchung ab und legt das ge-wählte Studiendesign dar.Fleisch weckt Begehren. In der hierarchischen Ordnung von Lebensmitteln wird ihm oft die Spitzenposition zugeschrieben (Trummer 2015). Diese besondere Wertschätzung lässt sich zum einen daraus ableiten, dass Fleisch aufgrund der Notwendigkeit eines hohen Ressourceneinsatzes historisch in der Regel knapp und dadurch wertvoll war. Zum anderen beinhaltet die Fleischgewinnung durch die Ausübung von Macht eine starke Symbolkraft – sowohl im Konkreten durch die Akte der Tötung und Einverleibung als auch im Übertragenen durch die Überlegenheit der Spezies Mensch über andere Arten.
Verena Fingerling
Kapitel 2. Kein Lebensmittel wie jedes andere: Fleisch als Sehnsuchtsobjekt
Zusammenfassung
Die Vorstellung, dass Körper gegessen werden dürfen, erscheint bis in die 2000er-Jahre hinein als so selbstverständlich, dass sie in der Berichterstattung kaum ausformuliert und gleichzeitig häufig und umfangreich über Praktiken des Fleischessens berichtet wird. Oftmals steht das Fleisch dabei im Fokus – ob als Hauptattraktion opulenter Mahle oder durch Betonung des zeitweisen oder dauerhaften Verzichts gerade auf dieses Lebensmittel. Fleischspezialitäten verschiedener Art werden quer durch die Gesellschaft gewürdigt und sind in religiösen und landeskulturellen Traditionen verankert.
Verena Fingerling
Kapitel 3. Fleischessen als systemisches Risiko: Ursachen, Folgen und Strategien
Zusammenfassung
Im Verlauf des Untersuchungszeitraums sind Fleischskandale auf unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette beobachtbar. Dabei geht es um die Haltung vieler Individuen auf engem Raum, die die Verbreitung von Erregern begünstige und daher zu Tierseuchen führe; um die Fleischverarbeitung, in der hygienische Mängel aufträten und betrügerische Methoden eingesetzt würden, sowie um den Handel, wo Fleischwaren als etwas anderes ausgegeben würden, als sie sind. Diese Problematisierungen werden begleitet von einer langen Reihe beschriebener Ursachen und Folgen, welche im Verlauf des Untersuchungszeitraums an Umfang und Detailtiefe gewinnen.
Verena Fingerling
Kapitel 4. Diskussion
Zusammenfassung
Fleisch als ein alltägliches und zugleich komplexes, gesellschaftspolitisch bedeutsames Ernährungsthema löst seit jeher Kontroversen aus, da seine Gewinnung einen hohen Ressourceneinsatz erfordert und an gewaltsame Akte gebunden ist. Beides macht Fleisch zu einem Symbol für Wohlstand, Macht und Potenz (Fiddes 2001). Seine allgemeine Verfügbarkeit hat heute ein historisch beispielloses Maß erreicht (Hirschfelder 2021), wodurch sich auch die Risiken auf individueller, kollektiver und artenübergreifender Ebene enorm verstärkt haben.
Verena Fingerling
Backmatter
Metadaten
Titel
Der Wandel des Fleischessens im Spiegel medialer Öffentlichkeit
verfasst von
Verena Fingerling
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44222-4
Print ISBN
978-3-658-44221-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44222-4