Im Interview beschreibt Springer-Autor Michael Lorenz, warum Investitionen in Asien so attraktiv sind und welche Rolle der deutsche Automobilsektor spielt.
Springer für Professionals: In Ihren Büchern befassen Sie sich mit Investments in Thailand, Hongkong und der Volksrepublik China. Diese Länder gelten als attraktive Investitionsstandorte. Woran liegt das?
Michael Lorenz: Im asiatischen Raum lebt ca. die Hälfte der Weltbevölkerung und China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Dieses enorme Marktpotenzial zusammen mit dynamischem Wachstum bietet eine ideale Ausgangsbasis für ausländische Investitionen. In den letzten Jahren hatten die asiatischen Länder noch großen Aufholbedarf, weshalb die Dynamik und das Wachstum in diesen Ländern nun auch immer noch recht ausgeprägt sind. China ist heute die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt. Und man muss sich allerdings klar machen: Da ist ja noch vieles relativ neu, und das rasante Wachstum besteht erst seit ca. 10-15 Jahren. Dennoch wurde bereits unglaublich viel erreicht in so kurzer Zeit. Investitionen in China bieten einfach viel Potenzial - bergen aber auch Risiken.
Gibt es Branchen, die hier hervorzuheben sind?
Für Deutschland ist der (südost-)asiatische Markt insbesondere mit Blick auf die Automobilindustrie und den allgemeinen Maschinen- und Werkzeugbau sehr interessant. Deutschland ist der wichtigste Wirtschaftsstandort in Europa. Und in Deutschland ist der Automobilsektor sehr stark. Fast die Hälfte der Gewinne bei Luxusautos macht der deutsche Automobilsektor mittlerweile bereits in China. Also kann man sich vorstellen, was geschehen würde, wenn in China der Automobilsektor „schwächelt“. Das würde sich auf Deutschland – und auch Europa – stark auswirken. Wie gut es Europa geht hat also schon erstaunlich viel damit zu tun, wie gut es China geht.
Das heißt, die Entwicklungen der deutschen Wirtschaft hängen stark von den Entwicklungen in Asien ab?
Wenn der chinesische Automobilsektor nicht weiter wachsen oder sogar zurückgehen würde, wären die Auswirkungen in Europa für alle nicht unerheblich. Der Automobilsektor ist für Deutschland wichtig, Deutschland ist für Europa von besonderer Bedeutung und die Abhängigkeit von Asien ist schon erheblich größer geworden, als viele es sich vielleicht vorstellen. Chinas Markt für Luxusautomobile wird voraussichtlich bis 2020 jährlich um 12% wachsen. BMW hat beispielsweise im Jahr 2013 erstmals in China mehr Autos verkauft als in den USA.
Ist der Mittelstand auch von den Entwicklungen in Asien abhängig?
Ja, auch für den Mittelständler, der Zulieferer ist und vielleicht gar nicht vor hat nach China zu gehen. Die indirekte Abhängigkeit auch des deutschen Mittelständlers wird oft unterschätzt – wird aber täglich größer! Denn für den Mittelständler hängt vieles davon ab, wie gut es der Automobilindustrie geht und er ist somit auch indirekt von den Entwicklungen in China abhängig. Die deutsche Wirtschaft ist direkt und indirekt an die Entwicklungen in Asien gekoppelt.
Dass Deutschland noch so vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, lag auch daran, dass es dem Automobilsektor so gut geht. Und dem geht es deshalb so gut, weil von den 1,3 Milliarden Chinesen fast alle gerne ein deutsches Auto kaufen würden.
Zur Person |
Michael Lorenz, Attorney-at-Law, gründete 1995 in Bangkok als erster deutschsprachiger Anwalt in Thailand die Kanzlei Lorenz & Partners. Seit 2006 ist er auch in Hongkong und seit 2011 in Vietnam als ausländischer Rechtsanwalt registriert. Seine Spezialgebiete sind gesellschaftsrechtliche und steuerrechtliche Fragestellungen sowie Investment-Förderungen in der Region. |