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30.01.2013 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Dossier: Banken rüsten sich für die digitale Zukunft - Teil 1

verfasst von: Bianca Baulig

3:30 Min. Lesedauer

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Eine Regulierung mit Maß und Mitte, ein schnelles Ende der Niedrigzinsphase sowie mehr Beratung und weniger Bürokratie: So lauten einige der Forderungen, die die Referenten beim 10. Retail-Bankentag von Börsen-Zeitung und Wincor Nixdorf in Frankfurt formulierten.

Ernst Padberg, Herausgeber der Börsen-Zeitung, stellte in seinem Eröffnungsvortrag zum Retail-Bankentag infrage, dass eine Regulierung hin zur Konzentration im Kreditgeschäft als richtig angesehen werden könne. Er forderte von den Regulierern mehr „Maß und Mitte“, denn „Banken, die nicht zum Entstehen der Krise beigetragen haben, kommen jetzt im Zuge der Regulierung in Schwierigkeiten und müssen ihre Unabhängigkeit aufgeben.“

Auch Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), bemängelte die Vorgehensweise der Regulierer: „Statt in einem Maßanzug für gerechtfertigte Regulierung befinden wir uns in einer Zwangsjacke, in die alle gesteckt werden.“ Er mahnte: „Kleine, retailorientierte Banken müssen anders reguliert werden als große oder Investmentbanken.“ Zudem schade eine überspannte Regulierung bei der Wertpapierberatung der Aktienkultur. Der DSGV-Präsident fordert dagegen mehr Beratung und weniger Bürokratie.

Digitalisierung verändert Geschäftsmodell grundlegend

Für die Sparkassen stehen 2013 der Service und die Konditionen an oberster Stelle der To-do-Liste. Daran, so Fahrenschon, müssen die Institute arbeiten, um im Wettbewerb attraktiv zu bleiben. Als wichtig erachtet er auch die Digitalisierung, sie sei mehr als eine Kommunikationsaufgabe und werde das gesamte Geschäftsmodell durchdringend verändern. Dabei, so der DSGV-Präsident weiter, wollen die Sparkassen „nicht die besseren Online-Banken sein“, denn an erster Stelle der Kundenwünsche stehe die Beratung. Diese will Fahrenschon jedoch durch technikbasierte Kommunikation verbessern, doch: „Echte Nähe steht im Vordergrund. Die Mitarbeiter sind die Stärke, die uns vom Wettbewerb unterscheiden.“ Die Entwicklung zur Sparkasse 2.0 sei der größte kulturelle, technologische und organisatorische Wandel in der Geschichte der öffentlich-rechtlichen Institute.

Über die Frage, wie viel Online eine Sparkasse braucht, sprach auch Stephan Ziegler, Vorstandsvorsitzender der Nassauischen Sparkasse (Naspa). Sein Appell an andere Sparkassen: „Machen Sie die Digitalstrategie in Ihren Häusern zur Chefsache, wir brauchen hier dringend mehr Tempo.“ Die öffentlich-rechtlichen Institute haben seiner Meinung nach den Anschluss im Online-Bereich ein Stück weit verloren und bräuchten nun Quantensprünge statt einer evolutionären Entwicklung.

Die Bedeutung des Web 2.0 für die Bankwirtschaft wird seit Längerem von der Fachwelt diskutiert. Die Buchautoren Susanne Fröhlich, Georg-Martin Wasner und Andrea Immenschuh etwa konstatieren: „Das Potenzial in den Bereichen Werbung, Beratung und Transaktionen sollte auch von Banken nicht unterschätzt werden. Wurden in der Vergangenheit in erster Linie Meinungen und Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis über Bankprodukte ausgetauscht, so werden zukünftig verstärkt Blogs, Content Tagging und Social Networks zur Bewertung von Bankprodukten in der Community genutzt. Sich dieser Herausforderung im Bankvertrieb zu stellen, wird unvermeidbar.“

Mehr Kommunikation über Online-Kanäle

Roland Boekhout, Vorstandsvorsitzender der deutschen ING-DiBa, stellte die Ergebnisse einer Studie seines Institutes in Zusammenarbeit mit der Unversität Hohenheim vor.  Demnach glauben 78 Prozent der Befragten den Banken nicht mehr. Die Kreditinstitute liegen damit an der negativen Spitze, noch vor den Oppositionsparteien (70 Prozent) und den Unternehmen insgesamt (60 Prozent). „Gewinner“, so Boekhout, „gibt es in der aktuellen Situation nicht. Es ist auch kein Grund zur Freude, wenn Wettbewerber negative Schlagzeilen machen.“ Für sein Institut machte Boekhout die Beobachtung, dass sich die Kommunikation hin zu den Online-Kanälen verschiebt. Das Ziel sei hier, dicht an den Kunden dranzubleiben. Ein weiteres wichtiges Thema bei der ING-DiBa ist die Transparenz. Diese beginnt seiner Meinung nach beim Geschäftsmodell. „Bei der ING-DiBa“, so Boekhout, „sehen die Kunden auf der Website sofort das komplette Angebot.“

Auch Frank Strauß, Vorstandsvorsitzender der Postbank, verwies für sein Haus auf ein einfaches, klares Geschäftsmodell. Es gebe eine Zwei-Marken-Strategie und vier klare Vertriebskanäle. „Die Postbank bleibt eine Produktbank, hierin liegt ihre Stärke“, sagte Strauß. Als Ziel für 2013 formulierte er: „Strategisch wollen wir überproportional im Kreditgeschäft wachsen.“

Der Niedrigzinsphase ein Ende bereiten

DSGV-Chef Fahrenschon formulierte als weiteres Anliegen, dass in kurzer Zeit der Einstieg in den Ausstieg der Niedrigzinsphase gelingen müsse. Denn diese nehme den Anreiz zur privaten Altersvorsorge, beschädige langfristig die gesunde Spar- und Vorsorgekultur und senke das reale Vermögen. Zudem, so Fahrenschon weiter, linderten niedrige Zinsen den Handlungsdruck auf Staaten, brächten das Risiko der Blasenbildung und der Fehlallokation von Kapital mit sich.

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