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23.10.2014 | Wirtschaftsrecht | Interview | Online-Artikel

„Eine Überregulierung ist schädlich“

3 Min. Lesedauer

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Chief Compliance Officer Wolfgang Herb von der Daimler AG spricht im Interview mit der Zeitschrift Controlling & Management Review über neue Strukturen, Prozesse und Best Practices zum Thema Compliance.

CMR: Herr Dr. Herb, wie ist der Bereich Group Compliance entstanden und wie ist er ausgerichtet?

Wolfgang Herb: Eine zentrale Compliance-Organisation gibt es bei Daimler bereits seit 2006. Seit Februar 2011 ist der Bereich Compliance dem Vorstandsressort Integrität und Recht zugeordnet, das von der ehemaligen Bundesverfassungsrichterin Dr. Christine Hohmann-Dennhardt geleitet wird. Damit sind wir der erste und einzige Automobilhersteller, der für diese Themen ein eigenes Vorstandsressort eingerichtet hat. Ich berichte als Chief Compliance Officer direkt an das Mitglied des Vorstandes für Integrität und Recht sowie an den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Dr. Manfred Bischoff. Als Bereich Group Compliance haben wir uns ein klares Zielbild gegeben: Wir unterstützen die Geschäftseinheiten bei der Einhaltung relevanter Gesetze, freiwilliger Selbstverpflichtungen, interner Regelungen und bei der Wahrung ethischer Grundsätze. Der Fokus liegt dabei auf Prävention von Korruption, Untreue und Unterschlagung sowie Geldwäsche. Organisatorisch wird jedes unserer Geschäftsfelder von einem divisionalen Compliance Officer sowie von lokalen Compliance Managern weltweit unterstützt. 2012 haben wir darüber hinaus ein Regional Compliance Office in China eingerichtet, mit dem wir der besonderen Bedeutung des chinesischen Marktes Rechnung tragen.

In der Vergangenheit ist der Name Daimler schon im Zusammenhang mit dem Stichwort „Korruption“ gefallen. Wie stellen Sie sicher, dass solche Vorfälle nicht mehr auftreten?

Das ist richtig, es gab bei Daimler Korruption. Wir haben nach diesen Vorwürfen 2010 ein Settlement mit den US-Behörden, dem amerikanischen Justizministerium DOJ und der Börsenaufsicht SEC geschlossen, das auch die Bestellung des Compliance Monitors Louis Freeh beinhaltete. Sein Mandat endete im März 2013. Aus den Vorfällen damals haben wir viel gelernt: Wir haben unsere Compliance-Prozesse auf den Prüfstand gestellt und überarbeitet und sind heute ein anderes Unternehmen. Kriminelles Verhalten Einzelner kann man zwar nie ganz ausschließen, aber man kann ein Compliance-Management-System aufbauen, das solchem Verhalten durch Prävention, Aufklärung und Reaktion Rechnung trägt. Der Prävention kommt dabei besondere Bedeutung zu. Um Regelverstöße zu verhindern, bieten wir den Mitarbeitern in unserem Unternehmen, die in schwierigen Situationen agieren, Hilfestellungen zur Entscheidungsfindung an. Aber auch Aufklärungsmaßnahmen und Sanktionen bringen - unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit - die Ernsthaftigkeit von Regeln und deren Befolgung zum Ausdruck.

Bei Daimler haben wir heute ein stabiles und wirksames Compliance-Management-System, das uns in Sachen Integrität und Compliance zum Vorreiter macht. Das hat uns auch unser Compliance Monitor Louis Freeh bestätigt und uns „Gold-Standard“ bescheinigt.

Welche Best Practices zeigen sich bei Ihnen im Compliance-Bereich?

Hier könnte ich vieles nennen, ich greife einfach mal einige Beispiele heraus: Grundsätzlich arbeiten wir im Compliance-Bereich nach einem stark risikobasierten Ansatz. Das heißt, wir führen regelmäßig eine systematische Risikoanalyse innerhalb des Daimler-Konzerns durch und bewerten alle Gesellschaften und Einheiten hinsichtlich ihres Korruptionsrisikos. Auf dieser Basis setzen wir ein individuell abgestimmtes Compliance-Programm um. Das macht unsere Arbeit effizienter und stärkt gleichzeitig die Akzeptanz. Für mich ist auch entscheidend, dass wir unsere Geschäftspartner einbinden - sei es über umfassende schriftliche Informationen oder Schulungen. Wir haben einen standardisierten Due-Diligence-Prozess zur Prüfung neuer Geschäftspartner und stärken darüber hinaus die Verantwortung der Märkte, denn sie kennen die Herausforderungen und Risiken vor Ort am besten. Unser Hinweisgebersystem haben wir weiterentwickelt, um eine noch stärkere Transparenz, besseren Datenschutz und die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen sicherzustellen.

Das komplette Interview mit Wolfgang Herb lesen Sie hier.

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