2010 | OriginalPaper | Chapter
Angreifende Plakatwerbung im Wahlkampf – effektiv oder riskant? Ein Experiment aus Anlass der SPD-Europawahlplakate 2009
Author : Melanie Leidecker
Published in: Die Massenmedien im Wahlkampf
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.
Select sections of text to find matching patents with Artificial Intelligence. powered by
Select sections of text to find additional relevant content using AI-assisted search. powered by
"Finanzhaie würden FDP wählen", "Dumpinglöhne würden CDU wählen" und "Heiße Luft würde DIE LINKE wählen": Die SPD setzte mit ihren Wahlplakaten zur Europawahl 2009 auf (humorige) Angriffswerbung1 (siehe Abbildung 1). Die Bezeichnung der SPD-Wahlplakate als "humorig" muss allerdings in Klammern gesetzt werden, denn: Als lustig empfanden die angegriffenen Parteien die forschen Plakate nicht. So äußerte sich beispielsweise der FDP-Abgeordnete Patrick Döring empört: "Die SPD hat immer wieder gesagt, dass es im Prinzip keine Gründe gegen eine Ampelkoalition gibt […]. Noch so ein paar Plakate und es gäbe gute Gründe." (Döring, zitiert nach Schultz, 2009) Auch auf Seiten der CDU reagierte man brüskiert. Entsprechend äußerte sich ein CDU-Sprecher: "Wir brauchen keine Mätzchen im Wahlkampf, sondern Politik, die die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nimmt" (zitiert nach Schultz, 2009, 25. April). Auch Hendrik Wüst, Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen, sprach sich gegen die attackierenden SPD-Plakate aus: "Die Buchstaben SPD stehen heute offensichtlich für Schimpfen, Pöbeln und Dreckwerfen" (Wüst, zitiert nach Voogt, 2009). Die SPD hingegen schien mit ihrer Wahlkampagne zufrieden zu sein. So äußerte sich SPD-Wahlkampfmacher Kajo Wasserhövel: "Wir führen keinen säuselnden Europawahlkampf. Wir zeigen klar, wofür wir und wofür Union, FDP und die Linke stehen. Witzig und auch ein wenig provozierend." (Wasserhövel, 2009) Wie aber ist angreifende (oder auch: negative) Wahlwerbung aus Sicht der Kommunikationswissenschaft zu bewerten?