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22.01.2015 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

EZB startet mit Milliardenprogramm durch

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3 Min. Lesedauer

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Die Europäische Zentralbank wird ab März Staatsanleihen und Wertpapiere in Höhe von 60 Milliarden Euro pro Monat kaufen. Insgesamt sollen 1,2 Billionen Euro in die europäischen Märkte fließen. Was Bankexperten dazu sagen.

Bis mindestens Ende September 2016 soll das Programm der EZB den Konjukturmotor ankurbeln. Nach Bericht des Manager Magazins sollen auch griechische Staatsanleihen gekauft werden. Die Gelder werden nicht direkt an die betroffenen Euro-Krisenländer gezahlt. Sie fließen an die Banken, die mit dem Geld neue Kredite vergeben können.

Kritische Reaktionen der Bankenverbände

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Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), hält das "breit angelegte Einkaufsprogramm" der EZB für einen Fehler. Die Zentralbank verschieße mit den Euroanleihekäufen "ihre letzte Patrone", sagte er während des Weltwirtschaftsforums von Davos dem ZDF-Morgenmagazin. Das Gespenst der Deflation könne der Verband nicht bestätigen, das Konsumverhalten der privaten Haushalte sei robust. Man solle das System nicht so ausrichten, dass Schuldner belohnt würden und eine Generation von Sparern zu den Verlierern zähle, so der DSGV-Chef. "Letztlich hatte die Notenbank wohl gar keine andere Chance mehr, als den Versuch zu starten, den von ihr selbst genährten Erwartungen der Märkte gerecht zu werden", kommentierte er nach der EZB-Entscheidung.

Fahrenschon gab zu bedenken, dass mit den Anleihekäufen die Risiken aus den Papieren in die Bilanzbücher der EZB übergingen. Die deutschen Bundesbürger seien damit "zu knapp 30 Prozent an den Risiken beteiligt". Er äußerte zudem die Kritik, dass die Geld- und Notenbank nicht die richtigen Instrumente habe, um die Strukturen in den europäischen Mitgliedsstaaten voranzubringen. Aus seiner Sicht befinden sich "die internationalen Kapitalmärkte im Blindflug". Die jüngste Entscheidung der Schweizer Notenbank zum Schweizer Franken und das Abrutschen der Schweizer Währung zeige, wie instabil die Lage insgesamt sei.

Expansive Geldpolitik belastet Sparer

Federführend für die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) übt auch der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) harsche Kritik an den EZB-Anleihekäufen. Er bezeichnet sie als "ineffektiv und schädlich" und lehnt sie in einer Stellungnahme ab, da diese wirtschaftlichen Notlagen vorbehalten sein sollten. Das gilt nach Meinung des Verbandes insbesondere "in einer Währungsunion ohne eine gemeinsame Finanzpolitik". Zudem belaste die expansive Geldpolitik der EZB nicht nur die Sparer und gefährde deren Altersvorsorge auf Grund der anhaltend niedrigen Zinsen. Der breite Anleiheaufkauf erhöhe auch das Risiko von Preisblasen auf den Wertpapiermärkten.

Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes (BdB), sieht, dass die EZB "mit ihrem Aufkaufprogramm die Preis- und Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum unnötig dramatisiert". Die Preis- und Konjunktureffekte aus dem Programm hält er für marginal und befürchtet, dass die zusätzliche Liquidität vor allem in die Finanzmärkte fließt. Dr. Frank Engels, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment, begrüßt dagegen grundsätzlich das Programm. Zwar hätten die Währungshüter mit September 2016 einen Zeithorizont genannt. "Dennoch glauben wir, dass die Zentralbank am Ende so lange kaufen wird, bis sich die Inflationserwartungen signifikant in Richtung der Zwei-Prozent-Marke bewegt haben." Engels sieht es als kontraproduktiv an, dass "die EZB das Risiko der Ankäufe weitgehend auf die nationalen Zentralbanken verteile, da dies das Euro-System weiter fragmentiere.

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