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2024 | Buch

Gender in der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016

Clintons Feminität in den TV-Debatten als strategisches Mittel und Angriffspunkt

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Über dieses Buch

In einer stark männlich geprägten US-amerikanischen Politik trat Hillary Clinton 2016 als erste aussichtsreiche weibliche Präsidentschaftskandidatin an. Ihr Gegenkandidat Donald Trump nahm dies zum Anlass, im Wahlkampf wiederholt mit diffamierenden, oft sexistischen Kommentaren auf sich aufmerksam zu machen. Gender und konkret Hillary Clintons Feminität rückten damit in den Vordergrund des polarisierenden und feindseligen Wahlkampfes. Clinton stand in drei TV-Duellen ihrem Kontrahenten gegenüber und versuchte, die Bürger*innen von ihren Kompetenzen als Frau für das höchste politische Amt der USA zu überzeugen. Studien zu Wahlverhalten zeigen, dass die Entscheidung der Wähler*innen am Tag der Wahl nicht bloß davon abhängt, welche Argumente und Positionen die Politiker*innen in den Debatten anführen und vertreten. TV-Duelle nehmen verstärkt eine zentrale Rolle für den Ausgang der Wahlen ein. Dieses Buch analysiert den Genderaspekt (konkret Clintons Feminität) in den drei TV-Debatten und untersucht, inwiefern Clintons Weiblichkeit von Trump als Nachteil dargestellt, von Clinton selbst jedoch als Vorteil genutzt wurde, um rhetorisch zu punkten. Hierzu werden die Debatten- und Kommunikationsstrategien der beiden Politiker*innen systematisch analysiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
„It was TV more than anything else that turned the tide“ (Kennedy, zitiert nach White 1961: 294), sagte der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, John F. Kennedy, im Jahr 1961 nach seinem knappen Wahlsieg gegen Herausforderer Richard M. Nixon. Bis heute existiert die populäre These, dass Kennedy nur „durch seine exzellenten TV-Auftritte“ (Tapper/Quandt 2015: 122) die damalige Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Das Duell zwischen Kennedy und Nixon fand am 26. September 1960 live im Fernsehen und im Radio vor einem Millionenpublikum statt und gilt als „Geburtsstunde von TV-Duellen in modernen Wahlkämpfen“ (Maier/Faas 2019: 27). Seit den bis heute in Erinnerung gebliebenen Streitgesprächen zwischen Kennedy und Nixon vor den Augen der Fernsehzuschauenden sind TV-Duelle, bei denen sich die aussichtsreichsten Bewerber*innen für das Amt des Regierungschefs bzw. der Regierungschefin vor laufender Kamera diversen Fragen von Journalist*innen stellen, weltweit immer beliebter und zu „political blockbusters“ (Maier/Faas 2011: 78) geworden (vgl. Anstead 2016: 508; Maier/Faas 2019: 3).
Lisa Marie Simmack
Kapitel 2. TV-Duelle: Der Höhepunkt im Wahlkampf
Zusammenfassung
TV-Duelle sind heute nicht mehr aus dem Wahlkampf wegzudenken (vgl. Anstead 2016: 508). Mit den TV-Duellen zwischen John F. Kennedy und Richard M. Nixon sind die USA 1960 das erste Land, das eine TV-Debatte zwischen zwei Präsidentschaftskandidat*innen im Fernsehen und im Radio überträgt (vgl. Hinton/Budzyńska-Daca 2019: 2; Maier/Faas 2019: 2). Seitdem ist viel Zeit vergangen und TV-Duelle gelten als spannende Höhepunkte des Wahlkampfes, die für den Wahlausgang von großer Bedeutung sein können (vgl. Jackson-Beeck/Meadow 1979: 337; Maier et al. 2014: 49; Saks et al. 2016: 232). Dieses Kapitel wird sich einleitend und als Grundlage dieser Arbeit mit der Grundidee und dem Aufbau von TV-Debatten befassen sowie mit einem kurzen Einblick in TV-Debatten speziell in den USA und auch mit vorherrschender Kritik an den Duellen beschäftigen.
Lisa Marie Simmack
Kapitel 3. Frau vs. Mann: Gender und Wahlkampf
Zusammenfassung
Der Wahlkampf 2016 zwischen Hillary Clinton und Donald Trump ist der erste Wahlkampf in der Geschichte der USA, in dem das Geschlecht der Kandidat*innen eine zentrale Rolle spielt (vgl. Grebelsky-Lichtman/Katz 2019: 3). Der Grund dafür ist, dass es in der USA bis heute ausschließlich männliche Präsidenten gab und Hillary Clinton im Jahr 2016 als erste Frau versucht, in die von Männern dominierte US-amerikanische Politik einzutreten (vgl. Okimoto/Brescoll 2010: 923; Jones 2016: 626; Schneider/Bos 2019: 182 f.). Somit treffen im Wahlkampf 2016 das erste Mal zwei gegengeschlechtliche Präsidentschaftskandidat*innen aufeinander. Auch wenn sich die weibliche Repräsentation in der Politik weltweit bereits verbessert hat, sind Frauen in Amerika in der Politik allgemein noch heute stark unterrepräsentiert (vgl. Bigio/Vogelstein 2020: 132; Lamendola et al. 2022: 6 ff.; Pereira 2021: 1562; Schneider/Bos 2019: 182 f.).
Lisa Marie Simmack
Kapitel 4. Forschungsstand: Kommunikationsanalysen von US-amerikanischen TV-Duellen
Zusammenfassung
Da die Begeisterung für Fernsehduelle von Seiten der Politik sowie auch von Seiten der Medien längst nicht mehr zu leugnen ist und TV-Duelle nach US-amerikanischem Vorbild seit Jahrzehnten weit über die Grenzen der USA hinaus veranstaltet werden, überrascht es nicht, dass es bereits eine Vielzahl an wissenschaftlicher Literatur zu TV-Debatten gibt. Die meisten Autor*innen, die sich mit TV-Duellen beschäftigen, konzentrieren sich explizit oder vorrangig auf die Erforschung der Effekte, die TV-Duelle auf die Zuschauer*innen haben (vgl. u. a. Benoit et al. 2001; Benoit/Hansen 2004; Fridkin et al. 2007; Jarman 2005; Lanoue 1991; Lanoue 1992; McKinney/Warner 2013; Richardson et al. 2008; Stewart et al. 2017; Winneg/Jamieson 2017; Zhu et al. 1994). In der vorliegenden Arbeit geht es jedoch um die strategische Kommunikation der Kandidat*innen, weshalb im Forschungsstand Analysen angeführt werden, die sich mit Debatten- und Kommunikationsstrategien in amerikanischen TV-Duellen beschäftigen.
Lisa Marie Simmack
Kapitel 5. Theoretischer Hintergrund
Zusammenfassung
Im Folgenden wird der theoretische Hintergrund, auf den sich diese Arbeit stützt und aus dem die Hypothesen und deduktiven Kategorien für die Analyse abgeleitet werden, angeführt. Als Ausgangspunkt für die Analyse der strategischen Kommunikation wird zunächst die Theory of Political Campaign Discourse dargelegt, da sie die theoretischen Grundlagen des Wahlkampfes darlegt, aus denen sich die in dieser Arbeit zu analysierenden Debattenstrategien ableiten. In dem darauffolgenden Unterkapitel wird dann die Thematik der Vorurteile gegenüber Frauen in politischen Führungspositionen anhand der Role Congruity Theory erläutert, da sie aufgrund ihrer Annahmen den Ausgangspunkt für die Hypothesen zur strategischen Thematisierung der Feminität im Wahlkampf 2016 bildet. Beide Theorien zusammen liefern das notwendige theoretische Grundgerüst und -verständnis für das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit. Am Ende des Kapitels werden die Hypothesen abgeleitet, die in der Analyse dieser Arbeit untersucht werden.
Lisa Marie Simmack
Kapitel 6. Forschungsdesign
Zusammenfassung
Um zur Erforschung der Wahlkampfrhetorik einen erkenntnisreichen Beitrag leisten zu können, wird der Wahlkampf 2016 zwischen Hillary Clinton und Donald Trump als zu untersuchender Fall definiert. Eine Fallstudie bietet sich für das Vorhaben besonders an, da bei ihr die zu „interessierende[n] Fälle ganzheitlich und unter Einbeziehung ihres Kontextes umfassend [untersucht werden]“ (Schreier 2013: 199). Diese Auswahl des Falls erweist sich in vielerlei Hinsicht als Vorteil und soll daher kurz begründet werden.
Lisa Marie Simmack
Kapitel 7. Analyse
Zusammenfassung
Nachdem bislang einleitende Informationen, der theoretisch Hintergrund und das Forschungsdesign erläutert wurden, folgt nun in diesem Kapitel die Darstellung der Ergebnisse der Analyse. Hierfür werden im Folgenden zunächst die drei TV-Debatten mit ihren Rahmenbedingungen und in ihren Inhalten kurz vorgestellt, um für den weiteren Verlauf des Kapitels die grundlegenden Informationen bereitzustellen. Der Kern dieses Kapitels besteht dann darin, die Ergebnisse der Analyse darzulegen und somit zu zeigen, welche Debattenstrategien die Kandidat*innen in den TV-Debatten verwenden und inwiefern sie hier das geschlechtliche Attribut von Hillary Clinton strategisch thematisieren. Zusätzlich wird in der Analyse auch ein Auge darauf geworfen, welche Inhalte neben Clintons Feminität von den beiden Kandidat*innen angeführt werden, um strategisch zu kommunizieren und sich vor den Bürger*innen bestmöglich zu präsentieren. Nachdem die zentralen Ergebnisse dann prägnant und anschaulich zusammengefasst werden, sollen die Ergebnisse anschließend diskutiert werden.
Lisa Marie Simmack
Kapitel 8. Schluss und Ausblick
Zusammenfassung
Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Hillary Clinton und Donald Trump in den drei TV-Duellen im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 strategisch kommunizieren und hierbei auch Clintons Feminität sowohl als Mittel als auch vor allem als Angriffspunkt einsetzen. Dabei wurde zunächst herausgefunden, dass beide Kandidat*innen die drei Debattenstrategien der Theory of Political Campaign Discourse verwenden und sich somit entweder vor den Bürger*innen präsentieren, indem sie von sich sprechen und sich auf sich selbst konzentrieren, oder aber auch, indem sie ihre Kontrahentin bzw. ihren Kontrahenten verbal angreifen und sich in Folge eines Angriffs verteidigen, um ihre Reputation vor den Rezipient*innen wiederherzustellen.
Lisa Marie Simmack
Backmatter
Metadaten
Titel
Gender in der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016
verfasst von
Lisa Marie Simmack
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43814-2
Print ISBN
978-3-658-43813-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43814-2