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18.11.2014 | Bank-IT | Interview | Online-Artikel

"IT- und Fachabteilung effektiv verzahnen"

verfasst von: Stefanie Hüthig

3:30 Min. Lesedauer

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Viele Banken wissen nicht, wie viel die Umsetzung der Regulierung in der IT kostet. Dies zeigt eine Umfrage der PPI AG. Was Thomas Reher, Chef des Beratungshauses, den Geldinstituten empfiehlt.

Springer für Professionals: Herr Reher, die Studie Ihres Hauses, „Stauatlas: IT in der Bankenregulierung“, ergab, dass ein Drittel der Banken die Kosten für IT-Umstellungen im vergangenen Jahr nicht beziffern können. Was raten Sie diesen Häusern?

Thomas Reher: Entscheidend ist eine effektive Verzahnung von IT- und Fachabteilung. Unsere Erfahrung aus der täglichen Beratungspraxis zeigt: Gut die Hälfte aller Umsetzungsprojekte gerät im IT-Bereich unter Budget-Druck, weil Technik- und Fachebene sich nicht ausreichend abgestimmt haben. Daher empfehle ich den Instituten, alle betroffenen Abteilungen im Haus frühzeitig an einen Tisch zu bringen, damit rechtzeitig über erforderliche Investitionskosten Klarheit besteht, aber auch über interne Aufwände. Vor allem die internen Aufwände werden häufig unterschätzt.

Weitere 30 Prozent gehen von Kosten von über einer Million Euro aus. Jede zehnte Bank schätzt sie auf fünf Millionen Euro und mehr allein für das Jahr 2013. Halten Sie diese Zahlen für realistisch?

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Grundsätzlich hängt die erforderliche Investitionshöhe von der Komplexität in der IT-Landschaft sowie von der Größe der Institute ab. Direktbanken haben zudem andere Anforderungen an die IT-Systeme als ein Vollbankinstitut. Im Durchschnitt entsprechen die Zahlen aber unseren Beobachtungen im Projektalltag. Teilweise dürften die IT-Budgets für Regulierungsprojekte sogar deutlich im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Durch die hohe Intensität aktueller Regulierungsprojekte schwanken die Kosten stark. Ein wesentlicher Kostentreiber ist die Gewährleistung einer konzernweiten, hohen und konsistenten Datenqualität, auf die die Finanzaufsicht künftig viel intensiver achten wird. Das sieht der Basler Ausschuss mit seinem Papier BCBS 239 für Risikodatenaggregation und Reporting vor. Diese Herausforderung einer hohen Datenqualität steigt für die Banken mit der Anzahl zu berücksichtigender Einzelanwendungen in der Systemlandschaft.

Die meisten Personentage entfallen wenig überraschend auf die Umsetzung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement. Auf Platz zwei folgt Secure Pay. Was macht dieses Projekt für die Geldinstitute so aufwändig?

Risikomanagement und sicheres Bezahlen erfordern Systemeingriffe, die ursprünglich gar nicht vorgesehen waren. Beispielsweise müssen die Banken durch verlässliche Authentifizierung sicherstellen, dass nur befugte Nutzer Transaktionen tätigen. Hier wird künftig eine ganze neue Qualität in der Betrugsprävention erwartet. Dafür müssen zum Teil völlig neue IT-Verfahren etabliert werden, die sich auch auf die Prozessorganisation auswirken. Hinzu kommt, dass die Bankenaufsicht noch keine verbindlichen Angaben zu akzeptierten Sicherheitsverfahren gemacht hat. Die Branche steht also vor einem ähnlichen Dilemma wie seinerzeit die Unterhaltungsindustrie, als noch unklar war, welcher Standard sich bei Musik-CDs durchsetzen würde.

77 Prozent der Befragten glauben, dass die IT-Anpassungen aufgrund regulatorischer Vorgaben nur einen geringen oder keinen Nutzen für ihren Unternehmenserfolg haben. Herr Reher, Sie raten, den hohen regulatorischen Druck für neue Geschäftsmodelle zu nutzen. Dies und die Regulatorik-Umstellung der IT sind zwei Mammutprojekte. Wie sollten Banken vorgehen, um sie gleichzeitig zu bewältigen? Immerhin geben 67 Prozent an, die Anpassung der IT an neue Produkte und Geschäftsmodelle gerade wegen der Regulierungsarbeiten verschoben zu haben.

Dazu ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich: In der Autoindustrie gelten in den Bereichen Einzelteile und Tests sehr strenge Regulierungen. Die Autokonzerne haben rechtzeitig und planvoll mit den Vorarbeiten begonnen, um parallel zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen ihre industrielle Reife insgesamt zu erhöhen. Heute profitieren vor allem deutsche Autobauer von Synergieeffekten aus den damals getroffenen Entscheidungen. Das gilt auch für Banken. Wer rechtzeitig und im Tandem mit Fachbereichen und IT die regulatorisch erforderlichen Umsetzungsprojekte plant, kann schon jetzt mittelfristig angelegte Strategien in entsprechende Bebauungspläne für die IT übersetzen. Beispielsweise lassen sich Umstellungen bei IT-Sicherheitsverfahren nutzen, um digitale Vertriebswege zu etablieren und die damit verbundene Aufklärung der Kundschaft effektiv miteinander zu verbinden. Ausgangslage dafür ist eine digitale Strategie, die natürlich von der Ausrichtung und dem Geschäftsmodell einer Bank abhängt. Alle diese Faktoren führen zu passgenauen Maßnahmen für jedes einzelne Bankhaus.

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