Medienkonvergenz im deutschen Boulevard

Boulevardzeitungen in Deutschland bergen aufgrund ihrer hohen Auflagen- und Reichweitenzahlen on- und offline ein erhebliches publizistisches Potenzial. Angesichts medialer Konvergenzprozesse stehen sie vor ähnlichen Herausforderungen wie Qualitätszeitungen und müssen zunehmend Inhalte für verschiedene Distributionsplattformen schaffen. Die kommunikationswissenschaftliche Erforschung von Boulevardzeitungen und ihren crossmedialen Strategien ist bisher jedoch nur schwach ausgeprägt. An dieser Stelle setzt die vorliegende Untersuchung an und analysiert Konvergenzprozesse in der Boulevardpresse auf Organisations- und Inhaltsebene. Dazu wurden acht qualitative Interviews mit leitenden Online- und Printredakteuren von vier deutschen Boulevardzeitungen sowie eine quantitative Inhaltsanalyse der Online- und Print-Wirtschaftsberichterstattung (N _print = 413, N _online = 280) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Boulevardzeitungen nur eine geringe Organisationskonvergenz aufweisen, während Inhaltskonvergenz sich insbesondere in Form crossmedialer Mehrfachverwertung manifestiert. Zudem wird deutlich, dass es keine direkten Zusammenhänge zwischen Organisations- und Inhaltskonvergenz gibt und Untersuchungen der Organisationsstrukturen allein somit keine Schlüsse auf die Verwertung der Inhalte zulassen und umgekehrt.